Diskriminierung im Wohnbereich

Diskriminierung Wohnen Illustration
Illustration (C) Natalia Nowakowska
Überteuerte Mieten, keine Rückmeldung auf Besichtigungsanfragen, ungewöhnliche Fragen bei Wohnungsbesichtigungen bis hin zu beleidigenden Äußerungen, aber auch Gerüchte, Beschimpfungen und Mobbing durch NachbarInnen – Diskriminierungen im Wohnbereich sind bei Weitem keine Seltenheit.
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er harte Kampf am Wohnungsmarkt ist längst kein Geheimnis mehr. Dass es hierbei aber auch oft zu Diskriminierungen kommt, ist eine nicht ganz so weit verbreitete Information. Im Rahmen der Diskriminierungsstudie von SORA, bei der 2.300 Personen zwischen 14 und 65 Jahren befragt wurden, wurden daher auch Ungleichbehandlungen im Bereich Wohnen thematisiert.

Wer ist von Diskriminierungen im Wohnbereich betroffen?

Insgesamt gaben 13 Prozent der StudienteilnehmerInnen an, in den letzten drei Jahren eine Schlechterbehandlung bei der Wohnungssuche selbst oder in der direkten Wohnumgebung erlebt zu haben. Menschen mit einem muslimischen oder anderen Glaubensbekenntnis (darunter wurden christlich-orthodoxe, serbisch-orthodoxe Glaubensbekenntnisse, Zeugen Jehovas und Buddhisten zusammengefasst), Menschen mit einem zuschreibbaren Migrationshintergrund, etwa aufgrund der Hautfarbe oder der Deutschkenntnisse, sowie Menschen mit einer homosexuellen Orientierung berichten häufiger von einer Diskriminierung im Wohnbereich als andere. Ebenso Personen, deren Eltern oder die selbst im Ausland geboren wurden, Personen, die sich eher der unteren sozialen Schicht zugehörig fühlen bzw. Personen, die eine körperliche Beeinträchtigung aufweisen.

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Am häufigsten treten Diskriminierungen im Wohnbereich bei Wohngebäuden mit 3 bis 30 Wohnungen auf, und zwar bei privater Hauptmiete in einem unbefristeten Mietverhältnis. Zusätzlich zu jenen Personen, die eine Diskriminierung im Wohnbereich direkt erlebt haben, gaben 293 Befragte an, Diskriminierungen bei anderen Personen mitbekommen zu haben. Die dafür vermuteten Gründe sind in der folgenden Abbildung zusammengefasst:

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Welche Arten von Diskriminierung kommen im Wohnbereich vor?

Bei der Art der Diskriminierung im Wohnbereich wird zwischen struktureller und sozialer Diskriminierung unterschieden. Während unter struktureller Diskriminierung jene Schlechterbehandlungen zusammengefasst werden, die einen erschwerten Zugang zu Wohnen und Mieten umfassen, subsumiert die soziale Diskriminierung jene Schlechterbehandlungen, die in den zwischenmenschlichen Bereich fallen.

45 Prozent der Betroffenen berichten davon, in den letzten drei Jahren eine überteuerte Miete als Schlechterbehandlung erlebt zu haben.

Wenn es um die strukturelle Diskriminierung im Wohnbereich geht, berichten 45 Prozent der Betroffenen davon, in den letzten drei Jahren eine überteuerte Miete als Schlechterbehandlung erlebt zu haben. 40 Prozent der Betroffenen erhielten keine Rückmeldung auf Besichtigungsanfragen oder haben eine Wohnung ohne nachvollziehbare Gründe nicht erhalten. Knapp ein Drittel gab an, dass bei einer Wohnungsbesichtigung ungewöhnliche Fragen gestellt wurden. Oder noch schlimmer: Ein Viertel war mit beleidigenden Äußerungen oder Handlungen durch VermieterInnen oder MaklerInnen konfrontiert.

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Im Bereich der sozialen Diskriminierung waren zwei Drittel der Betroffenen damit konfrontiert, dass in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung Gerüchte über sie gestreut wurden bzw. üble Nachrede oder Getuschel stattgefunden hat. Zudem berichten 40 Prozent der Betroffenen von Beschimpfungen und Beleidigungen in ihrer Wohnumgebung. Doch damit hört es oft noch nicht auf: Ein Viertel hat in diesem Zusammenhang bereits Mobbing, Psychoterror, Drohungen oder Erpressung erlebt, 17 Prozent Sachbeschädigung an ihrer Wohnung, 12 Prozent sogar körperliche Gewalt oder Aggression.

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Wer diskriminiert im Wohnbereich und wo fand die Diskriminierung statt?

Wenn es darum geht, wo die Diskriminierungen im Wohnbereich stattgefunden haben, gab die deutliche Mehrheit der Betroffenen (83 Prozent) den direkten Kontakt an. Aber auch online wie beispielsweise in sozialen Netzwerken fand sie statt, wie die folgende Infografik zeigt:

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Im Zuge der Studie wurde ebenfalls erhoben, von wem die Diskriminierungen im Wohnbereich ausgingen. Dabei gab über die Hälfte der Betroffenen an, vom Vermieter bzw. der Vermieterin oder der Hausverwaltung diskriminiert worden zu sein. Gleich an zweiter Stelle standen NachbarInnen, gefolgt von MaklerInnen und HausbesorgerInnen, was auch in der folgenden Abbildung ersichtlich ist:

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Umgang mit der erlebten Diskriminierung im Wohnbereich

Die Reaktionen der Menschen, die im Wohnbereich diskriminiert werden, sind unterschiedlich. Jedoch gab nur die Hälfte der Betroffenen an, in die Offensive gegangen zu sein und sich gewehrt zu haben. 55 Prozent hingegen fühlten sich zwar gestört, versuchten die Vorfälle jedoch zu ignorieren. Hilfe und Unterstützung suchten sich 47 Prozent der Betroffenen.

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35 Prozent der Betroffenen haben Familie oder Freunde um Rat gefragt. Immerhin 32 Prozent suchten sogar das Gespräch mit dem Diskriminierer bzw. der Diskriminiererin, 16 Prozent wandten sich mit einer Beschwerde an eine offizielle Stelle. Darunter fallen Mieterorganisationen, RechtsanwältInnen, Beratungsstellen sowie die Arbeiterkammer. Bei jenen Personen, die nichts unternommen haben, war der Grund dafür in 57 Prozent der Fälle die Überzeugung, es würde nichts ändern. 27 Prozent kannten keine Einrichtungen, die weiterhelfen hätten können.

Bei jenen Personen, die nichts unternommen haben, war der Grund dafür in 57 Prozent der Fälle die Überzeugung, es würde nichts ändern.

Gerade diese Tatsache zeigt auch, dass die gesetzlichen Bestimmungen zur Diskriminierung den Befragten nur teilweise bekannt sind. Damit verlieren diese Regelungen und Vorschriften ihre präventive Wirkung. Ebenfalls ist es ein Problem, dass viele nicht wissen, an welche Einrichtungen sie sich im Falle einer Schlechterbehandlung im Wohnungsbereich wenden können. Informationskampagnen könnten daher einen wichtigen Beitrag dazu leisten, über die rechtlichen Bestimmungen aufzuklären und für eine breitere Bekanntheit von möglichen Anlauf- und Beratungsstellen zu sorgen.

Über den/die Autor:in

Beatrix Mittermann

Beatrix Mittermann hat internationale Betriebswirtschaft an der WU Wien, in Thailand, Montenegro und Frankreich studiert. Sie ist Autorin, Schreibcoach sowie freie Redakteurin für diverse Magazine und Blogs.

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