Diskriminierung im Bildungsbereich

Diskriminierung Bildung Illustration
Illustration (C) Natalia Nowakowska
Egal ob durch LehrerInnen, ProfessorInnen, MitschülerInnen oder AusbildungskollegInnen – auch der Bildungssektor hat immer wieder mit Diskriminierungen zu kämpfen.
Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil dafür, eine fundierte Wissens- und Ausbildungsbasis für den späteren beruflichen Weg zu legen. Das fängt bereits im Kindergarten sowie der Volksschule an, geht aber auch über die gesetzliche Schulpflicht hinaus zu höherbildenden Schulen, Universitäten, Fachhochschulen sowie zu Bildungseinrichtungen, die Weiterbildungen anbieten. Im Rahmen der Diskriminierungsstudie von SORA, die im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführt wurde, gaben 2.300 Personen zwischen 14 und 65 Jahren Auskunft darüber, ob sie im Bildungsbereich innerhalb der letzten drei Jahre selbst diskriminiert wurden oder eine Schlechterbehandlung bei anderen Personen mitbekommen haben.

Wer ist von Diskriminierungen im Bildungsbereich betroffen?

Insgesamt gaben 10 Prozent der Studienteilnehmer an, im Bildungsbereich in den letzten drei Jahren eine Diskriminierung selbst erlebt zu haben. Es ging dabei um Schulen, andere Bildungseinrichtungen sowie Weiterbildungen. Zudem gaben 11 Prozent der Befragten an, eine Diskriminierung in ihrem unmittelbaren Umfeld beobachtet zu haben, wie beispielsweise beim eigenen Kind, bei Bekannten oder im Freundeskreis.

Insgesamt gaben 10 Prozent der Studienteilnehmer an, im Bildungsbereich in den letzten drei Jahren eine Diskriminierung selbst erlebt zu haben.

Besonders betroffen sind dabei vor allem Frauen, junge Personen im Alter bis 15 Jahre, Personen mit Migrationshintergrund (vor allem jene, denen etwa aufgrund der Hautfarbe oder der Deutschkenntnisse der Migrationshintergrund leichter zuschreibbar ist), Personen mit muslimischem Glauben sowie Personen mit homosexueller Orientierung.

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Welche Arten von Diskriminierung kommen im Bildungsbereich vor?

Bei der Art der Diskriminierung im Bildungsbereich ist zwischen struktureller und sozialer bzw. zwischenmenschlicher Diskriminierung zu unterscheiden.

Bei struktureller Diskriminierung erlebten mehr als drei Viertel der Betroffenen abwertendes, geringschätzendes Verhalten durch das Lehrpersonal sowie eine unfaire Benotung oder Leistungsbeurteilung in der Schule.

Bei struktureller Diskriminierung erlebten mehr als drei Viertel der Betroffenen abwertendes, geringschätzendes Verhalten durch das Lehrpersonal sowie eine unfaire Benotung oder Leistungsbeurteilung in der Schule. Von mehr als der Hälfte der Betroffenen wurde zudem das Nicht-zu-Wort-Kommen im Unterricht als Ungleichbehandlung empfunden. Rund ein Drittel beklagte diskriminierende Sprache oder Bilder in den Lernunterlagen oder Schulbüchern bzw. eine Nichtteilnahme an Schulaktivitäten, da die Kosten dafür zu hoch waren. Aber auch andere Formen der Diskriminierung fanden statt, wie in der nachfolgenden Grafik ersichtlich ist:

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In Bezug auf soziale Diskriminierungen erlebten mehr als zwei Drittel der Betroffenen das Verbreiten von Gerüchten, Tuscheln, üble Nachrede, unangenehme Anspielungen, Spitznamen und Kommentare. Zudem wurden rund 60 Prozent imitiert, lächerlich gemacht, ausgegrenzt oder isoliert. Bei 45 Prozent der Betroffenen kam es sogar zu Mobbing, Psychoterror, Drohungen und Erpressungen, bei 41 Prozent zu körperlicher Gewalt bzw. bei 25 Prozent zu sexueller Belästigung.

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Wer diskriminiert im Bildungsbereich und wo fand die Diskriminierung statt?

Die Frage, die sich nun stellt, ist, wer im Bildungsbereich diskriminiert. In 60 Prozent der geschilderten Fälle ging die Diskriminierung von MitschülerInnen oder AusbildungskollegInnen aus. Zudem gingen 51 Prozent der Fälle (auch) von LehrerInnen aus.

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Eine weitere Frage betraf den Ort der Diskriminierung. Hier gaben 69 Prozent der Betroffenen an, dass die Schlechterbehandlung persönlich stattgefunden habe. In einigen Fällen fand sie jedoch sowohl persönlich als auch online statt (28 Prozent der Fälle).

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Umgang mit der erlebten Diskriminierung im Bildungsbereich

Wenn es darum geht, wie die Betroffenen mit der Diskriminierung umgingen, versuchte mehr als die Hälfte (58 Prozent) diese zu ignorieren. 46 Prozent der Betroffenen haben sich zurückgezogen. Jede/r Zweite hat aktiv nach Hilfe gesucht, 44 Prozent gingen in die Offensive. Doch bedenklich hoch ist der Anteil jener Personen, die sich nicht zu helfen wussten: Dies trifft auf 51 Prozent der Betroffenen zu.

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Die Reaktionen in Diskriminierungssituationen sind sehr unterschiedlich. 42 Prozent der Betroffenen haben bei Familie und Freunden um Rat gefragt. 27 Prozent haben direkt ein Gespräch mit dem/r DiskriminiererIn gesucht. Aber auch an DirektorInnen (15 Prozent), VertrauenslehrerInnen bzw. SchulpsychologInnen (12 Prozent) oder Beratungsstellen (10 Prozent) haben sich einige gewandt. Allerdings gaben auch 29 Prozent der Betroffenen an, gar nichts gemacht zu haben. Der dafür häufigste Grund (in 54 Prozent der Fälle) ist die Einschätzung, dass es ohnehin nichts ändern würde. Jeweils 21 Prozent gab zudem an, Angst vor Einschüchterungen durch die DiskriminiererInnen zu haben oder Angst vor negativen Konsequenzen. Auch Scham spielt hierbei eine Rolle, da 15 Prozent angegeben haben, nicht zu wollen, dass andere davon erfahren oder darüber sprechen.

Die Studie hat zudem ergeben, das Mädchen, jüngere Betroffene und Personen mit einer homosexuellen Orientierung häufiger nicht wissen, wie sie sich wehren können.

Über drei Viertel der Betroffenen erlebte die Diskriminierung als äußerst belastend.

Über drei Viertel der Betroffenen erlebte die Diskriminierung als äußerst belastend. Bei einem Fünftel der Fälle wurde sogar die Einrichtung aufgrund der Schlechterstellung gewechselt.

Diese Ergebnisse zeigen, dass der Bedarf an regelmäßigen und gezielten Informationskampagnen durchaus gegeben ist. Dabei ist einerseits wichtig, die Betroffenen anzusprechen und ihnen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten sie bei Diskriminierungen haben, wie sie dagegen vorgehen können und an wen sie sich wenden können. Andererseits sollten jedoch auch die diskriminierenden Akteure angesprochen werden im Sinne einer Aufklärungsarbeit, welche Handlungen und Aktionen von bestimmten Gruppen und Personen möglicherweise als Schlechterbehandlung erlebt werden. Die Steigerung der Sensibilität und Aufmerksamkeit kann hierbei eine präventive Maßnahme darstellen. Auch Gleichbehandlungs- und Diversity-Trainings in Schulen können die Beteiligten zusätzlich sensibilisieren.

Über den/die Autor:in

Beatrix Mittermann

Beatrix Mittermann hat internationale Betriebswirtschaft an der WU Wien, in Thailand, Montenegro und Frankreich studiert. Sie ist Autorin, Schreibcoach sowie freie Redakteurin für diverse Magazine und Blogs.

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