Die Verstaatlichung der Verluste

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  1. Seite 1 - Die Ursachen der Krise
  2. Seite 2 - Finanzkrise wurde zur Staatsschuldenkrise
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Im Jahr 2008 stürzte das Ende des neoliberalen Märchens die Weltwirtschaft in eine ungeahnte Krise. Ihre Kosten wurden uns allen aufgebürdet.
Während des Wirtschaftsbooms zu Beginn der 2000er-Jahre schien die Welt noch in Ordnung. Der Wohlstand nahm nicht nur in den Industrieländern, sondern auch in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern zu, wenngleich nicht alle davon – in gleichen Maßen – profitierten. Mit dem Neoliberalismus schien die inhärente Krisenanfälligkeit des Kapitalismus überwunden.Foto (C) Thomas Jarmer

So erklärte beispielsweise der britische Schatzkanzler Gordon Brown in seiner letzten Budgetrede 2007: „Wir werden niemals in den alten Krisenzyklus zurückfallen.“ Knapp ein Jahr später, im September 2008, meldete Lehmann Brothers, vormals eine der weltweit größten Investmentbanken, Konkurs an. Die US-Immobilienblase war geplatzt und löste infolge die stärkste Rezession der Nachkriegszeit aus.

Die Ursachen der Krise

Während das Platzen der US-Immobilienblase als Auslöser der weltweiten Finanzkrise gilt, sind ihre Ursachen weiter zurück in der Geschichte zu suchen. Mit Beginn der 1980er-Jahre setzten sich zunächst in den USA, später auch in Europa vermehrt neoliberale Vorstellungen der Wirtschaftspolitik durch: Das Ziel der Vollbeschäftigung geriet in den Hintergrund, der Sozialstaat wurde zurückgebaut und gewerkschaftliche Handlungsspielräume eingeengt. Gleichzeitig wurden Staatsbetriebe privatisiert und die Finanzmärkte dereguliert. Letzteres gilt als die erste von drei wesentlichen Ursachen, die maßgeblich zur Finanzkrise beitrugen: Die Liberalisierung der Finanzmärkte führte zum Abbau von Kontrollmechanismen und einer zunehmenden Instabilität, also höheren Schwankungen bei Wechselkursen und Finanzmarktanlagen.

Durch die verstärkte Ausrichtung auf den Shareholder-Value kam es zu einer Spirale der wechselseitigen Überbietung von – kurzfristigen – Gewinnzielen. Dies wiederum beförderte riskantere Anlagestrategien.

Steigende Ungleichheit

Zweitens beförderte die steigende wirtschaftliche Ungleichheit das enorme Wachstum der Finanzmärkte. Zum einen polarisierte sich die Einkommensverteilung und erreichte etwa in den USA ähnliche Werte wie vor der Großen Depression in den 1920er-Jahren. Zum anderen sank die Lohnquote (der Anteil der Löhne am gesamtwirtschaftlichen Einkommen) zugunsten der Unternehmensprofite. Die höheren Profite führten jedoch nicht zu höheren Investitionen der Unternehmen, sondern wurden vermehrt auf den Finanzmärkten angelegt.

So stieg das Weltsozialprodukt von 1980 bis 2006 von 10,1 Billionen US-Dollar auf 48,3 Billionen US-Dollar, während das akkumulierte Finanzvermögen im gleichen Zeitraum von zwölf Billionen US-Dollar auf 167 Billionen US-Dollar anwuchs.Drittens führte die zunehmende Ungleichheit zu einer Nachfrageschwäche, denn der Konsum wird zu wesentlichen Teilen aus Lohneinkommen gespeist. Diese Nachfrageschwäche versuchten einige Länder (etwa Deutschland, Öster­reich) über Exportüberschüsse auszugleichen. Diesen durch Exporte generierten Leistungsbilanzüberschüssen stehen jedoch entsprechende Defizite in anderen Ländern wie etwa den USA gegenüber.

In diesen Ländern stiegen der Konsum und folglich auch das Wachstum aufgrund einer zunehmenden Verschuldung der privaten Haushalte weiter an.

Buchtipp: Adam Tooze: Crashed Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben.

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