Die Kleinen als Feigenblatt

Foto (C) GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

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Großbetriebe sind im Aufwind, Kleinlandwirte kämpfen. Das gilt für Europa wie für Österreich. Wie "die Großen auf Kosten der Kleinen" expandieren.
Die Werbung bedient sich gerne idyllischer Bilder: Geworben wird mit kleinen Bergbauernhöfen in naturbelassener Landschaft, mit Kühen und Schafen, die beim Namen genannt werden. Die Realität sieht allerdings anders aus: Große Höfe und Agrarbetriebe sind im Steigen.

Bei der Landwirtschaftsförderung haben ebenfalls Großbetriebe die Nase vorn. Die staatlichen Bundesforste verfügen über den größten Grundbesitz im Land. Der Rest, zigtausende Quadratkilometer Wald, Wiesen und Berge, befindet sich hauptsächlich in der Hand ehemaliger Adelsfamilien und der Kirche. Die Hälfte der Fläche Österreichs wird für die Landwirtschaft genutzt.

Sinkende Bedeutung

Die österreichische Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten einen massiven Wandel erlebt. Im Jahr 1951 war noch fast ein Drittel (31 Prozent) der österreichischen Wohnbevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Von den insgesamt 1,52 Millionen dort Beschäftigten waren 1,08 Millionen hauptberuflich tätig. Rund 100.000 Lohnarbeitskräfte arbeiteten ständig in dem Bereich.

Seither ist der land- und forstwirtschaftliche Sektor massiv geschrumpft: Im Jahr 2016 waren dort gerade noch 134.400 Erwerbstätige beschäftigt, was einem Anteil von nur noch 4,3 Prozent der Erwerbstätigen entspricht. Dies spiegelt sich auch in der Wirtschaftsleistung des Agrarsektors wider: Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft am BIP ging von 16 Prozent Mitte der 1960er-Jahre auf 1,3 Prozent im Jahr 2016 zurück.

Trend zu großen Betrieben

Auch die Betriebe selbst haben sich verändert, vor allem gibt es einen Trend zu größeren Betrieben: Im Jahr 1951 wurde von einem Betrieb eine durchschnittliche Fläche von 18,8 Hektar bewirtschaftet, im Jahr 2016 waren es 45,7 Hektar. Am deutlichsten lässt sich dieser Trend zum Großen bei der Tierhaltung beobachten. Am rasantesten ist die Verdichtung in der Schweinezucht: Im Jahr 1995 lag der durchschnittliche Bestand bei 35 Tieren, inzwischen sind es mit 110 Schweinen dreimal so viele. Was die Rechtsformen betrifft: 90 Prozent sind Einzelunternehmen, die als Familienbetrieb geführt wurden, mehr als die Hälfte (54 Prozent) davon im Nebenerwerb.

Was die Einkommen betrifft, so lässt ein Blick in die Statistik allerdings erkennen, dass es den LandwirtInnen nicht unbedingt so schlecht geht, wie ihr Auftreten in der Öffentlichkeit bisweilen suggeriert. Ein Faktencheck der Arbeiterkammer Niederösterreich aus dem Jahr 2013 zeigt, dass die Einkommensunterschiede zwischen den insgesamt 160.000 Landwirtschaftsbetrieben in Österreich krass sind. Das oberste Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe hat ein um 100 Prozent höheres Pro-Kopf-Einkommen als jene im untersten Viertel. Das Durchschnittseinkommen der BäuerInnen liegt bei knapp 18.000 Euro.

Bei den Einkommen gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle: So ist das Pro-Kopf-Einkommen im Burgenland mit rund 30.000 Euro mehr als doppelt so hoch wie in den beiden einkommensschwächsten Bundesländern Tirol und Salzburg. Niederösterreich mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 28.000 Euro und Oberösterreich mit rund 25.000 Euro folgen auf den Plätzen zwei und drei.

Auch die Arbeiterkammer Wien hat die Einkommen in der Landwirtschaft untersuchen lassen. Dieser Studie aus dem Jahr 2011 zufolge steigen die Agrareinkommen rascher als die Einkommen von ArbeitnehmerInnen: „Auch wenn es bei den Bauern große Einkommensunterschiede und -schwankungen gibt, so steigen im langjährigen Trend die Netto-pro-Kopf-Einkommen aus der Landwirtschaft deutlich stärker als die Nettoeinkommen der unselbstständig Beschäftigten“, heißt es darin. Noch besser schneiden Vollerwerbsbäuerinnen ab. Im Übrigen machen Agrarsubventionen etwa zwei Drittel der durchschnittlichen Einkommen aus Landwirtschaft aus.

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