Der digitale Graben

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  1. Seite 1 - Von Off- und OnlinerInnen
  2. Seite 2 - Österreichs digital gespaltene Jugend
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630.000 Menschen nutzen das Internet nicht. Die Spaltung verläuft entlang von Alter, Geschlecht und Bildungsniveau.

Österreichs digital gespaltene Jugend

Allerdings existiert die digitale Spaltung nicht nur zwischen OnlinerInnen und OfflinerInnen. Das verdeutlicht eine weitere, ebenfalls von der Wiener Arbeiterkammer in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel „Digitale Kompetenzen für eine digitalisierte Lebenswelt“. Diese Studie beschäftigt sich mit dem Onlineverhalten der 15- bis 19-Jährigen in Österreich. Hierbei handelt es sich um jene Altersgruppe, die laut regelmäßig geäußerten Behauptungen mit der neuen Onlinewelt spielend zurechtkommen müsste.

Tatsächlich ist jedoch zu lesen: „Ein genauerer Blick zeigt aber, dass es in der jungen Generation sehr wohl einen breiten digitalen Graben gibt und dass längst nicht alle Jugendlichen nur auf Grund des Umstandes, dass sie in einer digitalisierten Lebenswelt aufgewachsen sind, über alle notwendigen Kompetenzen verfügen, um sich in dieser Welt auch zurechtzufinden.“ Dabei gehe es weniger um den Zugang zum Internet an sich: „Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones stieg auch der Anteil jener Jugendlichen, die sogar über einen eigenen Internetzugang verfügen, noch einmal an. Wo der Aspekt des technischen Zugangs also in den Hintergrund tritt, wird derjenige unterschiedlicher Nutzungsarten dafür immer wichtiger.“ In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass 96 Prozent der für die Studie befragten Jugendlichen ein Smartphone besitzen. Über 60 Prozent verfügen über einen Laptop. Stand-PCs sind mit unter 40 Prozent nur noch relativ selten anzutreffen.Problematisches Markenbewusstsein

Und doch sind deutliche Klassenunterschiede zu beobachten: „Hochpreisige Laptops und Tablet-Computer sind in den privilegierteren Haushalten deutlich weiter verbreitet. Dazu kommt noch, dass Jugendliche mit höherer formaler Bildung eine selbstbewusstere Einstellung an den Tag legen, wenn es darum geht, die Technik zur Gestaltung des eigenen Lebens einzusetzen.“ Während diese privilegierte Schicht digitale Geräte aufgrund der von ihnen verfolgten Ziele aussucht, stehen bei den „formal niedriger gebildeten Jugendlichen“ andere Prioritäten im Vordergrund. Hier gehe es vor allem um ästhetische Überlegungen und die Marke: „In diesem Segment übernimmt das Smartphone die Rolle eines Statussymbols, das heißt, es ist besonders wichtig, hier immer ein aktuelles Modell vorweisen zu können.“

Dieses Konsumverhalten hat Auswirkungen auf andere Aspekte des Onlineverhaltens, etwa wenn es um Recherchen für Schularbeiten geht. So stimmen rund 70 Prozent der befragten Jugendlichen der folgenden Aussage zu: „Im Großen und Ganzen kann ich gut einschätzen, ob etwas, das ich im Internet lese oder sehe, wahr oder gelogen ist.“ Allerdings basieren diese Einschätzungen hauptsächlich auf einer besonderen Form des Markenbewusstseins. Den Jugendlichen geht es um die Ästhetik einer Webseite, deren Bekanntheitsgrad und quantitative Größen, wie etwa die Anzahl der erreichten Klicks oder „Likes“.

Als direkte Folge dieser Sichtweise werde die Intention des Absenders nicht reflektiert: „Ein reines Werbeangebot kann in diesem Sinne durchaus als eine vertrauenswürdige Information gelten (…).“ Eine Sonderstellung nehme die Marke Google ein: „Diese ist nicht nur selbst vertrauenswürdig, sie verleiht auch anderen Anbietern ein großes Ausmaß an Glaubwürdigkeit.“ Es zeigt sich, dass der Umgang mit der digitalen Welt bewusst gelernt werden muss. Das gilt sowohl für OfflinerInnen als auch für jene, die scheinbar natürlich mit den neuen Medien aufwachsen.

Blogtipp:
www.awblog.at/offliner-ohne-internet
AK-Studie zum Thema OfflinerInnen
AK-Studie zum „Digital Divide“ unter österreichischen Jugendlichen

Von
Christian Bunke
Freier Journalist

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/18.

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