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Volkshochschulen sind der Bildungsnahversorger, mit dem Kennzeichen der regionalen Verbreitung, aber auch sehr günstigen Preisen. An der VHS treffen einander deshalb auch Menschen, die sich sonst vielleicht nicht treffen würden. Mit Senad Lacevic, dem Betriebsratsvorsitzenden der Wiener Volkshochschulen, unterwegs in Floridsdorf.

Sozialarbeiter Dominik Grüneis: „Es ist wichtig, dass die Volkshochschulen den Pflichtschulabschluss kostenlos anbieten.“

Schauplatzwechsel in die Zweigstelle der VHS Floridsdorf in der Großfeldsiedlung. Hier finden vor allem Pflichtschulabschlusskurse statt. Auch das Österreichische Volkshochschularchiv hat dort seine Heimat. Unterwegs kommt Betriebsrat Lacevic auf Unterschiede zwischen den öffentlichen und privaten Anbietern zu sprechen. „VertreterInnen gewinnorientierter Unternehmen stellen schon öfter Lohnerhöhungen bei Kollektivvertragsverhandlungen grundsätzlich infrage.“ Unterschiede gebe es auch bei der Vor- und Nachbereitungszeit für Unterrichtende, bei Sozialleistungen in den Betriebsvereinbarungen und oft auch bei der Infrastruktur der Arbeits- und Lernorte. Auch wenn ein Projekt auslaufe, bemühe man sich an den Volkshochschulen viel stärker um Weiterbeschäftigung oder andere soziale Lösungen.

In der Großfeldsiedlung erwarten uns Bernadett Arslanyan, Dominik Grüneis und Charlotte Armao, die in unterschiedlichen Funktionen für den Bereich Pflichtschulabschluss (PSA) arbeiten. Dominik Grüneis erinnert daran, dass früher Teilnehmende für die PSA-Lehrgänge Kursgebühren bezahlen mussten. „Gerade im Rahmen der Ausbildungspflicht bis 18 ist es wichtig, dass die Volkshochschulen dieses kostenlose Angebot zur Verfügung stellen.“ Grundsätzlich gehe es gerade bei bildungsbenachteiligten Personen auch um die Haltung einer Bildungsinstitution. „Wenn man nur stur ein Gewinnsoll erfüllen muss, bleibt wohl manchmal gar nichts anderes übrig als auszublenden, was wirklich das Beste für die lernende Person ist“, betont Grüneis. Bernadett Arslanyan – sie koordiniert den Pflichtschulabschluss am Standort – meint, dass mit „ihren“ Lehrgängen und dem Archiv unterschiedliche Extreme an einem VHS-Standort vereint sind – was gar nicht untypisch ist.

Wenn man nur stur ein Gewinnsoll erfüllen muss, bleibt wohl manchmal gar nichts anderes übrig als auszublenden, was wirklich das Beste für die lernende Person ist.

Dominik Grüneis, VHS Floridsdorf

Klar sei, dass der Pflichtschulabschluss nur ein, wenn auch wichtiger Zwischenschritt sein kann. Senad Lacevic weist darauf hin, wie wichtig es ist, dass die Volkshochschulen viele weiterführende Bildungs- und Beratungsangebote unter einem Dach vereinen und Übergänge so erleichtert werden.

Abschließend begleiten wir Lacevic noch ins Archiv. Christian Stifter, Leiter dieser Einrichtung, unterstreicht die Rolle der Volkshochschulen im Kontext mit den zentralen Aufgaben der öffentlichen Hand. In der europäischen Menschenrechtskonvention ist das Recht auf Bildung ebenso wie jenes auf Meinungs- und Informationsfreiheit festgehalten. Im § 14 der Bundesverfassung ist die Volksbildung ebenso wie ihre Förderung durch den Bund verankert, allerdings nicht das entsprechende Ausmaß.

Öffentliche Verantwortung

Insgesamt ist klar, dass es bei der öffentlichen Infrastruktur immer Bereiche gibt, die sich niemals „rechnen“. Bei der Erwachsenenbildung muss die Verantwortung der öffentlichen Hand außer Frage gestellt werden. Das gelte auch für Archive, zumindest wenn Forschung und Lehre wirklich frei sein sollen. Gerade in Zeiten des „Postfaktischen“ bieten Archive zudem einzigartiges, nämlich unmanipulierbares Material. Das Volkshochschularchiv bewege sich in diesem Kontext übrigens nicht nur qualitativ und von der obersten Archivbehörde anerkannt auf Augenhöhe mit den wichtigsten Institutionen des Landes. Man bilde schließlich nicht zuletzt auch einen von insgesamt lediglich zwölf Archiv-, Bibliotheks- und InformationsassistentInnen in ganz Österreich aus.

Von
John Evers

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 1/20.

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