Verein AMSEL: Arbeitslose Menschen suchen effektive Lösungen

Porträt Wolfgang Schmidt
Wolfgang Schmidt ist Referent und Mitbegründer des Vereins AMSEL.
Foto (C) Armutskonferenz
Wir stellen drei Fragen an Wolfgang Schmidt, der 2006 den Verein AMSEL – Arbeitslose Menschen suchen effektive Lösungen – in der Steiermark mitgegründet hat. Von Armut und existenziellem Druck und Armutsgefährdung durch keine oder zu wenig bezahlte Arbeit weiß die AMSEL ein Lied zu singen.

SennWie funktioniert der Arbeitsmarktservice? Welche Stolperfallen gibt es? Welche Regelungen gibt es? Und wie kann die Arbeitslosenversicherung verbessert werden? Der Verein AMSEL beantwortet arbeitslosen Menschen in Österreich diese und ähnliche Fragen. AMSEL steht für „Arbeitslose Menschen suchen effektive Lösungen“.

Arbeit&Wirtschaft: Warum ein Verein von Arbeitslosen für Arbeitslose?

Wolfgang Schmidt: Das Sozialrecht ist so kompliziert, dass ich, obwohl ich Jus studiert habe, bei Weitem nicht alles weiß. Dieses Ausgeliefertsein von arbeitslosen Menschen hat mich dazu veranlasst, aktiv zu werden und AMSEL mitzugründen. Denn wir sind selbst Arbeitslose und wollen aus dieser Erfahrung heraus besser Informationen austauschen. Das könnte eine behördenabhängige Organisation niemals leisten, weil ihnen die Erfahrung von Arbeitslosigkeit ebenso wie die Vertraulichkeit fehlt.

Wofür tritt AMSEL ein?

Wir wollen mitbestimmen, wenn es um unsere Lebenssituation geht. Mitsprache ist ein wichtiger Prozess demokratischer Willensbildung und Entscheidungsfindung. Schließlich sind wir 400.000 Betroffene und haben keine echte Vertretung. Warum nicht eine eigene Interessenvertretung für Arbeitslose? Wir möchten unser Wissen und unsere Erfahrungen als Arbeitslose in die Gesellschaft bringen. An die Sozialpartner, die Medien. Und die Politik, die den Umgang mit uns Arbeitslosen regelt und zu verantworten hat.

Wir sind 400.000 Betroffene und haben keine echte Vertretung.

Wolfgang Schmidt, Verein AMSEL

Welche Verbesserungen wünschen Sie sich noch für Arbeitslose?

Zuverdienstgrenzen, geringes Arbeitslosengeld und Zumutbarkeitsregeln bringen keine Vorteile. Wir fordern Verbesserungen für Arbeitslose, nicht um die sogenannte Hängematte weicher zu machen. Sondern weil es auch für die bestehende Wirtschaftsordnung besser wäre, Menschen nicht in Existenznot zu treiben. Um bezahlte Arbeit zu finden, brauchen wir mehr Spielraum – und mehr Kaufkraft würde ja schließlich volkswirtschaftlich auch nicht schaden. Das beginnt bei einem höheren Arbeitslosengeld, daher machen wir auch mit beim Volksbegehren „Arbeitslosengeld rauf!“.

Über den/die Autor:in

Irene Steindl

Irene Steindl studierte Publizistik mit Schwerpunkten in Politikwissenschaft und Gender Studies an der Universität Wien. Aufgewachsen in einer Umgebung von Bleilettern und Druckmaschinen sowie sozialisiert durch die Gewerkschaftsbewegung, entwickelte sie früh eine Leidenschaft für die Arbeit&Wirtschaft. Seit 2012 ist sie als freie Journalistin tätig und gibt Schreibworkshops für Unternehmen. Von 2023 bis 2024 war sie Chefin vom Dienst bei der Arbeit&Wirtschaft.

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