Alt gegen Jung? Es kann nur einen geben …

Illustration oben unten
Illustration (C) Natalia Nowakowska
... und zwar einen Widerspruch: Dieser lautet oben gegen unten.
In aktuellen Diskussionen schreiben diverse (neoliberal gespeiste) Bubbles einen Konflikt herbei – zwischen den fleißigen und tüchtigen Babyboomern und den faulen, egozentrischen Millennials.

1. Nur ein Widerspruch

Eigentlich braucht es keine fünf Punkte, denn am Ende gibt es doch immer nur den einen, den einzigen Punkt, wie wir in unserer Jugend gelernt haben: den Hauptwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit. Arbeit ist alt und jung, ist männlich und weiblich, ist in vielen Ländern geboren, ist daheim geblieben oder ausgewandert, verdient mal mehr, mal weniger, hat eine Lehre gemacht oder studiert, ist städtisch oder ländlich.

Kapital ist das alles eh auch, aber vor allem eines: an seiner eigenen Vermehrung interessiert.

Fazit: Es gibt keinen Konflikt zwischen Alt und Jung. Nur den leidigen alten Hauptwiderspruch.

Greifen wir aber dennoch diese neoliberale Geschichte vom Generation Gap in einigen Punkten auf und beginnen bei Punkt eins:

2. Alt gegen Jung

Die Behauptung, dass die derzeitigen PensionistInnen angeblich so wahnsinnig teuer sind – und demnach logischerweise für die jetzt Jungen nichts übrig bleiben wird, beruht auf einer ganz großen (neoliberalen) Lüge: dem hohen „staatlichen Zuschuss“ zu den Pensionen – genannt Bundeszuschuss. „Zuschuss“ insinuiert, dass irgendjemand etwas allein nicht schafft und also Hilfe braucht. Es ist aber das Wesen des öffentlichen Pensionssystems in Österreich, dass ArbeitnehmerInnen, Unternehmen und eben der Staat dieses finanzieren.

Auf lange Sicht steigt dieser Bundeszuschuss auch nur marginal, bei den ArbeitnehmerInnen sinkt er im Zehnjahresvergleich sogar (von 12,4 Prozent 2017 auf 11,3 Prozent 2017). Übrigens sind nicht für alle Gruppen die „Zuschüsse“ des Staates gleich – zu den Pensionen der Bauern zahlt der Staat 80 Prozent dazu.

Fazit: Die Alten liegen den Jungen keineswegs auf der Tasche. Die Linie verläuft zwischen oben und unten.

3. Männer gegen Frauen

Der Hauptwiderspruch muss hier nicht näher bemüht werden. Denn die Spaltung von Männern und Frauen nutzt auch nur – dem Kapital. Ein praktisches und wahres Beispiel: Männer und Frauen, die in der gleichen Produktionshalle stehen, wissen nicht, wer wie viel verdient. Die Heimlichtuerei bei den Gehältern ist kulturell tief in uns verwurzelt. Somit hat die Frau – die am gleichen Arbeitsplatz die gleiche Arbeit für weniger Geld macht – überhaupt keine seriöse Basis, ein höheres Einkommen einzufordern. Um wem nützt das: demjenigen, der ihr das höhere Einkommen nicht bezahlen muss. Dem Mann am Fließband neben ihr könnte es egal sein, er hätte nicht weniger, wenn sie gleichziehen würde. Und so kommt folgende Tatsache zustande: Die Durchschnittspension von Männern liegt bei knapp 1.620 Euro, die von Frauen bei rund 1.020 Euro. 600 Euro Unterschied.

Fazit: Intransparenz bei den Einkommen schadet den Frauen bis in die Pension und nützt ausschließlich den Unternehmen, die so weiterhin niedrigere Frauengehälter zahlen können – sonst niemandem.

4. Einheimische gegen Zugereiste

Niedrige Einkommen bringen niedrige Pensionen – Punkt. Dass Menschen mit Migrationshintergrund – und derzeit ist es noch egal, in welcher Generation – niedrigere (oder auch keine formalen) Bildungsabschlüsse haben, muss nicht näher ausgeführt werden. In „Milieu und Herkunft: die Türsteher“ wird ausführlich auf das Thema Bildung im Zusammenhang mit Migrationshintergrund eingegangen. Und hier ist nicht vom schwedischen Genforscher die Rede. Das schließt Menschen mit Migrationshintergrund von vielem aus – von besser bezahlten Jobs bis hin zu Pensionen, von denen sie würdevoll leben könnten. Für Frauen mit Migrationshintergrund ist ein finanziell eigenständiges Leben aus vielen Gründen noch einmal schwieriger.

Fazit: Woher wir auch kommen – wir sitzen alle im selben Boot. Und es ist nicht die Yacht.

5. Gescheite gegen Blöde

Aufstieg durch Bildung – das funktioniert in einem gewissen Rahmen, aber zu richtig großem Reichtum kommt man so in den seltensten Fällen. Das Gleiche gilt für Reichtum durch Arbeit – ein Luftschloss. Bestehende Vermögen, die man eines Tages vielleicht auch noch erbt – das macht reich. Und wer schon reich ist (oder reiche Eltern hat), hat auch andere Zugänge zu Ausbildungen als die große Masse der Normalos. Schicke Ausbildungen bringen gute Einkommen, erlauben private Pensionsvorsorge, Veranlagungen, Aktienkäufe, Anlegerwohnungen, …

Fazit: Es geht nicht um gescheit oder blöd, alt oder jung, Mann oder Frau, von hier oder von dort. Immer nur: oben oder unten?

Über den/die Autor:in

Nani Kauer

Nani Kauer, in Brüssel aufgewachsene Wienerin, hat integrierte Kommunikation studiert und ist seit 1996 in der Kommunikationswelt tätig. Sie ist Mediensprecherin von AK-Präsidentin Renate Anderl.

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