Demokratie Monitor 2025: Politisches Unbehagen wächst

Eine Menschenmenge in Wien.
89 Prozent der Menschen bezeichnen Demokratie als beste Staatsform. | © Adobe Stock/Ingo Bartussek
Teuerung und das Gefühl, im Parlament nicht gehört zu werden, verstärken die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem politischen System. Ein Fünftel sehnt sich gar nach einem „starken Führer“ – zeigt der Demokratie Monitor 2025. Es gibt aber auch Lichtblicke.
Der Befund ist alarmierend: Derzeit denken nur 35 Prozent der Menschen, dass das politische System in Österreich gut funktioniert. Das sind um sieben Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Die neuen Zahlen stammen aus dem Demokratie Monitor 2025, der vergangene Woche vom Forschungsinstitut FORESIGHT präsentiert wurde. Dafür sind im Oktober und November 2025 Menschen ab 16 Jahren mit Wohnsitz in Österreich befragt worden. 2018, dem Jahr der ersten Publikation des Demokratie Monitors, zeigten sich noch 64 Prozent von der guten Funktionsweise des politischen Systems überzeugt.

Institutionen und Akteur:innen der Demokratie, wie Parlament, Regierung und Bundespräsident, verlieren kontinuierlich an Vertrauen. Aktuell sind 41 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihre Anliegen im Parlament ausreichend vertreten werden. Dem Staatsoberhaupt vertrauen 48 Prozent (2018 waren es 58 Prozent), der Regierung ein knappes Drittel (2018: 43 Prozent).

Martina Zandonella, Forscherin bei FORESIGHT, interpretiert den Rückgang an Vertrauen als „Krise der Repräsentation“, da die negative Entwicklung „gewählte Institutionen und Personen betrifft“. Aber sie weist auch darauf hin, dass der Vertrauensverlust nicht das gesamte politische System umfasst. Mit der Verwaltung sind 60 Prozent und mit der Polizei 73 Prozent der Bürger:innen zufrieden. Konstant liegt das Vertrauen in das System der Sozialpartnerschaft seit Jahren bei 33 Prozent.

Hälfte der Befragten muss beim Einkauf sparen

Kaum Unterstützung findet das Regierungssystem im unteren Einkommensdrittel. Nur 19 Prozent geben an, mit diesem zufrieden zu sein, 2020 waren es noch 43 Prozent. Als wesentlichen Grund für die große Skepsis nennt Sozialwissenschaftlerin Zandonella die finanzielle Lage, in der sich diese Gruppe befindet. Außerdem hätten Menschen mit geringem Einkommen „selten Erfahrungen gemacht, die dem Demokratie-Ideal entsprechen – etwa, dass jede Stimme gleich viel zählt.“

Die Teuerung trifft zwar alle Menschen, aber nicht alle gleich stark: In den vergangenen zwölf Monaten musste knapp die Hälfte der Befragten aller Einkommensschichten beim Einkauf sparen (47 Prozent), im unteren Einkommensdrittel lag diese Zahl bei 79 Prozent. „Zu den notwendigen Einschränkungen kommt die Sorge hinzu, den eigenen Lebensstandard nicht mehr halten zu können“, heißt es im FORESIGHT-Bericht. Das zeigt sich besonders im mittleren Einkommensbereich, wo 68 Prozent Angst haben, sozial abzurutschen.

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Lichtblick: Demokratie als Staatsform

Ein Lichtblick ist die Einstellung zur Demokratie: 89 Prozent der Menschen bezeichnen sie als „die beste Staatsform“. Allerdings sehnt sich ein Fünftel der Befragten nach einem „starken Führer“, der ohne Parlament und Wahlen regiert. Zusammenfassend stellt Martina Zandonella fest, dass es hinsichtlich der Zufriedenheit mit dem politischen System „Luft nach oben gibt“.

Mehr: demokratiemonitor.at

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Über den/die Autor:in

Margaretha Kopeinig

Margaretha Kopeinig ist freie Journalistin, Autorin und Brüssel-Korrespondentin für den Kurier. Ihre universitäre Ausbildung führte sie nach Wien und Bogotá, wo sie sich mit den Schwerpunkten Politik, Soziologie und Geschichte beschäftigte.

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