Transparenz als Vorwand: Wie die Kronen Zeitung NGOs diskreditiert

Verkaufsautomat der Kronenzeitung auf einer Straße in Wien
Die „Krone” macht aus öffentlichen EU-Förderungen einen Skandal. | © Schuelke / Caro / picturedesk.com
Wenn Boulevard und Politik im Gleichschritt marschieren, wird aus Berichterstattung eine Kampagne. Die „Krone“ macht vor, wie das geht – und sucht sich NGOs als Feindbild.

Kampagnenjournalismus ist, wenn ein Medium nicht einfach nur berichtet, sondern mit einseitiger Berichterstattung gezielt Meinung macht. Die Kronen Zeitung beherrscht Kampagnenjournalismus. Das sagt sie sogar selbst: In der Ausgabe vom 6. Juli bezeichnete sie sich als „Vorreiter, was erfolgreiche Kampagnen betrifft“.

Ein Screenshot der Kronen Zeitung, wie sie gegen NGOs wettert. Symbolbild. | © Kronen Zeitung
Die Kronen Zeitung versucht Stimmung gegen NGOs zu machen. | © Kronenzeitung

Aktuell liegt ihr Fokus auf Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Das Blatt behauptet, Milliarden an EU-Geldern würden „ohne Kontrolle“ bei verschiedensten Organisationen „versickern“. Sie stützt sich dabei unter anderem auf einen Bericht des Europäischen Rechnungshofs  von April. Dieser kritisiert mangelnde Transparenz in der NGO-Förderpolitik.

Politik gegen NGOs

Die „Krone“ betreibt jedoch keine sachliche Kritik – sie lässt sich von rechten Parteien treiben. Ihnen sind NGOs, die sich mit EU-Geldern etwa für Klima oder Soziales einsetzen, schon lange ein Dorn im Auge. Auf EU-Ebene gehört die Ablehnung von NGOs längst zur politischen Strategie rechter und rechtsextremer Parteien.

Die Kronen Zeitung tritt in dieser ideologischen Agenda nun als publizistische Verstärkerin auf. Wiederholt ist in der „Krone” von „geheimen“ EU-Listen die Rede, obwohl die Daten öffentlich einsehbar sind. Indem jedoch behauptet wird, die Öffentlichkeit dürfe davon nichts wissen, werden die Ausschüttungen zum Skandal.

Kritik nicht nachvollziehbar

Besonders auffällig ist, wie einzelne Vereine herausgepickt werden, die die Krone-Redaktion wohl nicht förderungswürdig findet – ohne zu erklären, warum. Man macht sich darüber lustig, dass sich eine serbische Organisation, die Frauen in der Selbstständigkeit helfen will, „Business on High Heels“ nennt. „Kaum nachvollziehbar“ nennt es die Zeitung aber auch, dass der Europäisch-Zentralasiatische Lesbenverein unterstützt wird. Das ist zynisch. Der Verein setzt sich unter anderem für die Prävention von Gewalt an queeren Frauen ein. Das ist übrigens öffentlich auf dem EU Funding & Tenders Portal nachzulesen. So viel zur Geheimniskrämerei.

„NGOs im Krone-Dauerfeuer: Ein Lehrstück in Kampagnenjournalismus“ – Die Plattform „kobuk“ analysiert die aktuelle NGO-Kampagne von FPÖ und Kronenzeitung. Lesenswert! kobuk.at/2025/08/ngos…

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— SOS Mitmensch (@sosmitmensch.at) 5. August 2025 um 12:39

Die „Krone“ behauptet, es gehe ihr um Transparenz. Tatsächlich geht es ihr um Stimmungsmache. Und sie profitiert davon: Die angeblich geheimen Listen gibt es hinter der Paywall zum Download; die Symbiose mit rechen Parteien bringt Aufmerksamkeit. Auf der Strecke bleiben NGOs, die mit großem Aufwand EU-Gelder beantragen und nun pauschal in ein schlechtes Licht gerückt werden. Und all die Menschen, die von ihrem zivilgesellschaftlichen Einsatz profitieren.

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Über den/die Autor:in

Andrea Gutschi

Andrea Gutschi ist als freie Journalistin und Redakteurin für den Medienwatchblog Kobuk tätig, wo sie Falschnachrichten und strukturelle Probleme in Medien aufdeckt.

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