Krisentagebuch 039: Was ist Sozialdarwinismus?

Krisentagebuch Natascha Strobl
Die Stärksten geben den Ton an, die Schwachen sollen sie dabei nicht behindern - wieso Sozialdarwinismus so gefährlich ist.

Sozialdarwinismus ist eine Idee, die über hundert Jahre alt ist – ein Versuch, naturwissenschaftliche Beobachtungen auf soziale Prozesse umzulegen, verbunden mit einer moralischen Wertung. Was bei Darwin „die am besten Angepassten“ waren, wurde gesellschaftlich zu den „Stärksten“. Und damit sind immer die körperlich Stärksten gemeint. Und wer stark oder schwach ist, das bestimmen die Starken.

Die Idee dahinter ist, dass eine Gesellschaft sich an den Starken auszurichten hat, dass die Schwachen die Starken unter gar keinen Umständen behindern dürfen. Und wenn sie das tun, dann müssen sie halt weg.

Natascha Strobl, Politikwissenschafterin

Genau diese Ideen sehen wir jetzt auch wieder in dieser Gesundheitskrise. Wenn der Schutz der Schwachen so anstrengend ist, dann ist es wohl besser, sie sterben. Sie werden ja vielleicht sowieso sterben.

Internationale Verbreitung

Von Russland bis in die USA und von Großbritannien über Schweden sowie im deutschsprachigen Raum: überall diese Idee, dass es besser ist, die Schwachen sterben zu lassen, damit die Starken nicht eingeschränkt werden. Der Schutz der Schwachen ist einfach viel zu anstrengend. Sozialdarwinismus steht und stand immer im Zusammenhang mit autoritärem, präfaschistischem und faschistischem Denken. Es ist die Idee, dass man Menschen zurücklassen kann, ja nicht nur zurücklassen kann, dass man sie „wegtun kann“.

 

Über den/die Autor:in

Natascha Strobl

Natascha Strobl ist Politikwissenschaftlerin aus Wien und beschäftigt sich mit den rhetorischen Strategien der (extremen) Rechten. Auf Twitter liefert sie unter #NatsAnalysen tief gehende Analysen zu tagesaktuellen Themen.

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