Agiles Arbeiten: Die Hierarchie immer schön flach halten

Junge Menschen arbeiten in einem Büro an einem gemeinsamen Projekt. Symbolbild für flache Hierachien und agiles Arbeiten.
Die Generation Z wünscht sich flache Hierachien und Selbstorganisation. Kann agiles Arbeiten diese Bedürfnisse erfüllen? | ©Adobestock/oneinchpunch
Entstanden in der IT, gehört agiles Arbeiten heute in der Softwareentwicklung zum Standard und hat auch Einzug in andere Branchen gehalten. Vor allem für die Generation Z ist es die ideale Arbeitsform.
Mittlerweile haben etwa auch der Finanzdienstleistungssektor und Unternehmen, die ihre Leistungen übers Internet anbieten, agiles Arbeiten für sich entdeckt. Start-ups arbeiten üblicherweise so, und es gibt sogar ein paar Beispiele aus dem Sozialbereich und der Industrie.

Entstanden ist diese Arbeitsform aus der Softwareentwicklung, wo es darum geht, Produkte möglichst schnell auf den Markt zu bringen, und wo Kundenfeedback direkt in die Produktentwicklung einfließt. Auch in Österreich ist diese Arbeitsform inzwischen Branchenstandard. In einer aktuellen Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der AK und der Gewerkschaft GPA geben 70 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen agil gearbeitet wird. Die Befragung zeigt, dass die Beschäftigten im Wesentlichen mit den agilen Arbeitsmethoden zufrieden sind.

Agiles Arbeiten: Teamwork bringt’s

Es hat sich gezeigt, dass in Teamarbeit bessere Lösungen gefunden werden als in „top-down“ geführten Abteilungen. „Es funktioniert ganz anders als das Wasserfallprinzip, bei dem man jahrelang etwas entwickelt und dann auf den Markt bringt“, sagt Eva Angerler, Expertin für agiles Arbeiten von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Agiles Arbeiten entspricht der Volatilität der modernen Wirtschaft, in der es darum geht, ständig auf Neues zu reagieren. Da sind starre Hierarchien oft kontraproduktiv. Führung entfällt beim agilen Arbeiten weitgehend. Falls es eine Führungskraft gibt, dann hat diese primär die Aufgabe, das Team zu unterstützen.

Porträt von Eva Angerler, Expertin für agiles Arbeiten bei der Gewerkschaft der Privatangestellten.
Das Konzept des agilen Arbeitens dürfe nicht zu einer Arbeitsverdichtung führen, so Eva Angerler. | © Markus Zahradnik

Und auch wenn die einzelnen Teammitglieder autonom, im Büro oder im Homeoffice, in Voll- oder Teilzeit arbeiten, sind sie als Team eng verbunden. Kernstück der Teamarbeit ist das Meeting, das regelmäßig, etwa 14-tägig, stattfindet und wo Projektfortschritt, Probleme und deren Lösungen sowie die nächsten Schritte besprochen werden.

Generation Z und das agile Arbeiten

Unternehmen, die diese Arbeitsform leben, üben eine starke Anziehungskraft auf junge Menschen aus, denn die Generation Z wünscht sich all das: flache Hierarchien, Selbstorganisation und -bestimmung sowie sinnstiftendes Arbeiten.

Das agile Arbeiten kommt zudem mit Coolness-Faktor daher, wurden doch ihre wichtigsten Prinzipien im „Agile Manifesto“ 2001 von 17 Spitzen-Softwareentwicklern formuliert. Die vier Kernbotschaften lauten:

  • Wir schätzen Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge.
  • Wir schätzen funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation.
  • Wir schätzen Zusammenarbeit mit dem:der Kund:in mehr als Vertragsverhandlungen.
  • Wir schätzen Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans.

Aber auch diese schöne neue Arbeitswelt hat ihre Tücken: „Es ist aus Arbeitnehmer:innensicht wichtig zu fragen, was agiles Arbeiten genau bedeutet und welche Ziele das Unternehmen damit verfolgt“, sagt Angerler. Die Studie hat vor allem gezeigt, dass sich die Beschäftigten klare Regeln für agiles Arbeiten wünschen. „Die Rahmenbedingungen müssen passen, denn Reibungspunkte entstehen vor allem dann, wenn die Personalausstattung für die Teamaufgaben nicht passt“, betont Angerler. Für die Unternehmen stehen Prozessoptimierung, Kosteneffizienz und auch Mitarbeiter:innenmotivation im Vordergrund. „Es darf das Konzept aber nicht so umgemodelt werden, dass dies zu einer Verdichtung der Arbeit führt und nur noch dem:der Arbeitgeber:in dient“, so die Expertin abschließend.

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