Der Leuchtturm, Ökostrom und die Plattform

Die Ökostromförderung muss auf neue Beine gestellt werden, fordert die AK.
Fotos (C) Markus Zahradnik

Inhalt

  1. Seite 1 - Ökonomie der Leuchttürme
  2. Seite 2 - Wie viel Energie brauchen wir?
  3. Seite 3 - Die Zukunft wird gebaut
  4. Seite 4 - Staat oder privat?
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Klimawandel und Digitalisierung stellen die Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Die Frage, welche Infrastrukturen es braucht, um diese zu bewältigen, ist nicht so einfach zu beantworten – allein schon, weil der Begriff Infrastruktur hier ganz anders definiert werden muss.
Leuchttürme sind wichtig für die Seefahrt. Bis heute. Trotz Radar und Satellitennavigation. Sie schaffen Orientierung, indem sie Untiefen, Fahrrinnen und Hafeneinfahrten markieren, und wurden vor Jahrhunderten zur technischen Infrastruktur für Handel auf dem Seeweg. Für Volkswirtschaften, die sich an der Seefahrt beteiligen wollen, macht es sich dank ihrer Multiplikatoreffekte bezahlt, Leuchttürme zu bauen, auch wenn sie selbst keinen unmittelbaren Gewinn abwerfen.

Volkswirtschaften benötigen solche Infrastruktur. Sie muss ständig gepflegt und entsprechend zukünftigen Bedürfnissen ausgebaut werden. Dabei geht es meist um langfristige Investitionen. Am Beginn der 2020er-Jahre ist der Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich groß, denn gleich mehrere Herausforderungen erfordern neue Infrastruktur. Eine zentrale ist zweifellos die Digitalisierung – insbesondere wenn Menschen nicht abgehängt werden, sondern die Potenziale voll ausgeschöpft werden sollen. Eine andere zentrale Herausforderung ist die Bewältigung des Klimawandels, auch unter dem Schlagwort Dekarbonisierung der Wirtschaft diskutiert.

In der Ökonomie sind Leuchttürme ein beliebtes Beispiel für öffentliche Güter.

Der Staat ist Key Player bei der Bereitstellung von Infrastruktur, die volkswirtschaftlich nützlich ist, sich aber für private Unternehmen nicht so leicht refinanzieren lässt. Er kann diese in Form von öffentlicher Infrastruktur oder öffentlichen Gütern selbst bereitstellen und betreiben. Er kann aber auch durch Förderungen und andere Instrumente dafür sorgen, dass sie durch private Akteure errichtet bzw. aufrechterhalten wird. In der Ökonomie sind Leuchttürme ein beliebtes Beispiel für öffentliche Güter.

Leuchttürme sind gleich von zwei Prinzipien ausgenommen: Für ihre Benutzung kommt erstens das Ausschlussprinzip nicht zum Tragen, denn man kann niemanden vom Sehen eines Leuchtfeuers ausschließen. Zweitens ist auch das Konkurrenzprinzip nicht anwendbar: Niemand kann jemandem anderen das Leuchtfeuer wegsehen.

Der spätere Nobelpreisträger Ronald Coase erläuterte die Ökonomie des Leuchtturms in einem vielzitierten Artikel von 1974. Demnach sind Leuchttürme gleich von zwei Prinzipien ausgenommen: Für ihre Benutzung kommt erstens das Ausschlussprinzip nicht zum Tragen, denn man kann niemanden vom Sehen eines Leuchtfeuers ausschließen. Zweitens ist auch das Konkurrenzprinzip nicht anwendbar: Niemand kann jemandem anderen das Leuchtfeuer wegsehen. Selbst wenn man von Schiffen eine Gebühr für die Orientierung an Leuchttürmen verlangt: Sie lassen sich auch gratis nutzen. Betriebswirtschaftlich lassen sich Leuchttürme dementsprechend schwer von Privatunternehmen betreiben, obwohl ganze Volkswirtschaften von ihnen profitieren. Deshalb sind viele Leuchttürme in öffentlicher Hand, aber eben nicht alle.

Nun sind Leuchttürme im Binnenland Österreich nicht das naheliegendste Beispiel für öffentliche Infrastruktur. Auch ist ihre Bedeutung für Digitalisierung und Klimaschutz hierzulande eher klein. In Österreich ist 2020 vor allem der Ausbau von erneuerbarer Energie, Schienenverkehr und Breitband-Internet gefragt. Auch dabei geht es um öffentliche Güter, die teilweise privat, teilweise staatlich bereitgestellt werden. Die Planung des nötigen Bedarfs ist dabei eine schwierige Angelegenheit.

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  1. Seite 1 - Ökonomie der Leuchttürme
  2. Seite 2 - Wie viel Energie brauchen wir?
  3. Seite 3 - Die Zukunft wird gebaut
  4. Seite 4 - Staat oder privat?
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Über den/die Autor:in

Thomas Stollenwerk

Thomas Stollenwerk stammt aus Deutschland, lebt seit über einem Jahrzehnt in Wien, ist studierter Politikwissenschaftler und arbeitet unter anderem als Redakteur des Magazins Biorama, als Buchautor und Wissenschafts-Kommunikator.

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