A1: Die fetten Jahre sind vorbei

Corona bei A1
Fotos (C) Markus Zahradnik
Corona hat tiefe Spuren durch Österreichs Wirtschaft und Arbeitsmarkt gezogen – die Kapitalgesellschaften sind massiv von den Auswirkungen betroffen. Da stellt sich die Frage: Sollen in dieser Lage trotzdem Dividenden und Manager-Boni ausgeschüttet werden? Zu Besuch bei A1, mitten in der kritischen Infrastruktur.
Es war am 26. Februar, am Aschermittwoch, und zwar um 11.50 Uhr und damit exakt zwölf Tage, bevor erstmals die nationalen Behörden zaghaft im fernen Ischgl einschreiten sollten, als bei fast 11.000 Mitarbeiter*innen von A1 Telekom Austria plötzlich ein Mail eintrudelte. Es sollte – und auch das wusste an dem Tag noch niemand – das erste aus einer bis heute nicht abgerissenen Mail-Serie werden. Eine neue Ära, für die man nur wenige Wochen später einen Superlativ gefunden haben sollte: historische Wirtschaftskrise globalen Ausmaßes.

Man hatte zwar schon in den allabendlichen Fernsehnachrichten mitbekommen, dass sich ein neuartiges Virus über die ganze Welt auszubreiten begann. Doch in Österreich nahmen das viele zu diesem Zeitpunkt noch nicht besonders ernst. Bis auf den Absender dieses Mails, er hatte schon eine dunkle Ahnung: Werner Luksch, Zentralbetriebsrat, seit 23 Jahren freigestellter Personalvertreter, seit 2016 im A1-Aufsichtsrat und auch Vizevorsitzender der Kommunikationsgewerkschaft GPF. Möglicherweise, so informierte er, könnte es bald zu drastischen arbeitsrechtlichen Änderungen kommen, die alle betreffen würden. Auch das Wort „Epidemiegesetz“, inzwischen fest im Alltagsjargon verankert, damals aber den meisten Menschen in Österreich gänzlich unbekannt, fällt in jenem digitalen Schriftstück.

Die A1-Zentrale im zweiten Wiener Gemeindebezirk, nur ein paar Schritte vom Prater entfernt, ist seit Mitte März ein Geisterhaus: menschenleer.

Ein menschenleeres Geisterhaus

Werner Luksch ist ein Macher, einer, der eine grundoptimistische Ruhe ausstrahlt. Das sieht man im ersten Moment, wenn man ihm gegenübersteht, so wie an diesem Morgen eines warmen Junitags. Drei Monate und ein paar Tage ist es her, seit er das Mail abgeschickt hatte. Drei Monate, in denen sich die ganze Welt verändert hat. Die A1-Zentrale, ein wuchtiges Gebäude im zweiten Wiener Gemeindebezirk, nur ein paar Schritte vom Prater entfernt, ist ein Geisterhaus. Menschenleer. Lediglich die Dame am Empfang ist da, verbarrikadiert hinter Plexiglasscheiben. Ganz vereinzelt sieht man Personen mit Mundschutzmasken vorbeigehen. Der Getränkeautomat in der Eingangshalle steht einsam und bis zum Anschlag gefüllt im Eck.

„Wir haben eigene Modelle kreiert, um Kurzarbeit zu verhindern.“ Werner Luksch, Zentralbetriebsrat A1

Dass wir von Arbeit&Wirtschaft uns überhaupt im Gebäude bewegen dürfen, ist eine Ausnahme. Schon Tage zuvor musste der Besuch angemeldet und sichergestellt werden, dass sich nicht mehr Personen als erlaubt im Haus befinden. Ohne Mund-Nasen-Schutz kommt man nicht einmal durch das Hauptportal, die Aufzüge buhlen mit einem flotten, aber warnenden Spruch um distanzierende Aufmerksamkeit: „Ich bin ein Pärchenlift und nur für Zweierfahrten da. Bitte mindestens einen Meter Abstand halten.“ Oben, im siebten Stock, hat Werner Luksch sein Büro. Die Räume daneben sind unbesetzt, das ganze Stockwerk wirkt verlassen.

Ohne Mund-Nasen-Schutz kommt man nicht einmal durch das Hauptportal, die Aufzüge buhlen mit einem flotten, aber warnenden Spruch um distanzierende Aufmerksamkeit: „Ich bin ein Pärchenlift und nur für Zweierfahrten da. Bitte mindestens einen Meter Abstand halten.“

Man sieht jetzt, dass Führungskräfte lange
Zeit versucht haben, Dinge zu verhindern,
die eigentlich immer umsetzbar gewesen wären.

Werner Luksch

Als der Bundeskanzler den Lockdown ausruft, als die Schulen schließen und das ganze Land stillzustehen beginnt, findet sich die A1 Telekom Austria, der führende Telekommunikationsanbieter in Österreich, in einer gänzlich anderen Situation wieder: Das Unternehmen zählt zur sogenannten kritischen Infrastruktur. Der Betrieb muss auch in Krisenzeiten gewährleistet sein, Internet und Handynetze müssen das Land am Laufen halten. So dürfen die Shops trotz der Sperren auch weiterhin in reduzierter Zahl geöffnet bleiben, auch Kundendienst muss möglich sein – nur in die Hochrisikogebiete, also nach Ischgl und in andere Quarantäne-Orte, habe man vorübergehend keine Mitarbeiter*innen mehr fahren lassen. Denn eines musste tunlichst verhindert werden: dass sich Schlüsselpersonal mit COVID-19 infiziert und auch noch untereinander das Virus verbreitet.

Ab ins Homeoffice

15. März 2020, ein Sonntag, das Land steckt seit nicht einmal 48 Stunden im Lockdown. Dieser Tag sollte auch als derjenige in die Geschichte eingehen, an dem die Republik erstmals die Miliz einberief. Kurz darauf klickten der A1-CEO Marcus Grausam und Luksch als Personalvertretung – als gemeinsame Absender – wieder auf den Mailabsender und kündigten ihren knapp 11.000 Kolleg*innen eine Mobile-Working-Regelung an; sprich: Wer konnte, sollte ab dem nächsten Morgen von zu Hause arbeiten. Alle anderen wurden angehalten, ihre Überstunden abzubauen. Um den Mitarbeiter*innen das Fernbleiben vom Arbeitsplatz noch schmackhafter zu machen, wurde sogar mit Anreizen geworben: Wer in der kommenden Woche zwei Urlaubstage nehme, bekomme einen obendrauf. For free, sozusagen. Urlaub, davon ist Luksch überzeugt, sei auch schon gesundheitlich betrachtet nicht dazu da, ewig gehortet zu werden. Und jetzt war Solidarität gefragt.

Um den Mitarbeiter*innen das Fernbleiben vom Arbeitsplatz noch schmackhafter zu machen, wurde sogar mit Anreizen geworben: Wer in der kommenden Woche zwei Urlaubstage nehme, bekomme einen obendrauf. For free, sozusagen.

„Wir haben von Anfang an vorbildlich zusammengearbeitet“, sagt Luksch über das gemeinsame Vorgehen mit dem Management. Ein, wenn man so will, Musterbeispiel betrieblicher Sozialpartnerschaft. Und: „Wir haben eigene Modelle kreiert, um Kurzarbeit zu verhindern.“ Das hat man auch erfolgreich geschafft. Kurzarbeit hätte nämlich zusätzlich Ungleichheit bedeutet, die eine Hälfte der A1-Belegschaft – die Beamt*innen – hätte man gesetzlich gar nicht in Kurzarbeit schicken können, die andere hätte plötzlich deutlich weniger verdient.

Ein Mitbewerber auf dem Telekommunikationsmarkt wechselte im April doch noch in die Kurzarbeit. Für Luksch unverständlich: „Ich frage mich ja, wieso man einerseits Dividenden auszahlt und andererseits die Beschäftigten zur Kurzarbeit anmeldet. Da finanziert man die Dividende an den Eigentümer mit dem Geld der Steuerzahler*innen.“ Kurzarbeit sei in erster Linie gedacht für Klein- und Mittelbetriebe, die verzweifelt ums Überleben kämpfen. „Wir bei A1 sind stark genug.“ Und wenn Werner Luksch das sagt, der seit Jahrzehnten alle Krisen dieses Unternehmens mitausgefochten hat, glaubt man es ihm.

Ich frage mich ja, wieso man einerseits Dividenden auszahlt und andererseits die Beschäftigten zur Kurzarbeit anmeldet. Da finanziert man die Dividende an den Eigentümer mit dem Geld der Steuerzahler*innen.

Um manches habe er in der Corona-Krise aber schon ziemlich kämpfen müssen: „Zu Beginn fehlte die Schutzausrüstung für die Kolleg*innen im persönlichen Kundenkontakt oder man wollte keine Personalvertreter*innen in den wichtigen Gremien, wie etwa dem Krisenteam, dabeihaben. Das kenne ich von anderen Unternehmen anders. Aber man muss doch gerade jetzt an einem Strang ziehen!“ – Schließlich landete auch jemand aus der Personalvertretung im Gremium. Diese Sitzungen fanden bzw. finden teils immer noch via Skype & Co statt, ein eigener Datenschutzexperte sorgt für den richtigen Schutz beim Videotelefonieren. „Wir waren wirklich ausgefüllt mit den Online-Konferenzen, aber die haben bisher überraschend gut funktioniert.“ Werner Luksch lacht und seine Augen grinsen verschmitzt: „Oft funktionieren sie sogar besser als live.“ Die größte Gefahr dabei: Man höre so gar nicht mehr auf, zu Hause zu arbeiten. Umso wichtiger sei es, auch daheim auf die Einhaltung aller Pausen zu achten.

Homeoffice funktioniert nicht überall

A1 kommt in den letzten Wochen zeitweise auf die höchste Homeoffice-Quote Österreichs. Insgesamt, das zeigt auch eine ganz aktuelle Studie der Arbeiterkammer Wien über die Situation der großen Kapitalgesellschaften, für die 483 Betriebsrät*innen in Aufsichtsräten zu ihren Einschätzungen befragt wurden, hat jedes vierte Unternehmen mehr als drei Viertel seiner Beschäftigten ins Homeoffice geschickt, damit sie sich selbst und die anderen vor dem Virus schützen. Nur: Wer als Angestellte*r im Büro arbeitet, kann die Tätigkeit natürlich deutlich einfacher auch zu Hause durchführen als jemand im Industriebereich – dort waren laut der Befragung nicht einmal zehn Prozent permanent in Heimarbeit. Denn die Möglichkeit von Homeoffice ist nicht primär durch die Branche bestimmt, schreiben die Studienautor*innen, sondern vor allem durch Funktion und Arbeitsfeld. Übrigens: Selbst im Verkauf konnte die Hälfte von zu Hause aus bearbeitet werden.

Beim Phänomen Homeoffice machte die Krise sogar Dinge möglich, die vorher unmöglich schienen. Lange vor Corona wurde auch bei A1 dafür gekämpft, einen Homeoffice-Arbeitstag pro Woche in der Betriebsvereinbarung zu fixieren. Alle Beschäftigten sollten einen Anspruch darauf haben, ohne darum betteln zu müssen. Dennoch hatten manche Abteilungsleiter*innen immer wieder Gründe dagegen gefunden: Es gebe nicht genug Hardware, man müsse erst Geräte bestellen, es sei datenschutzrechtlich fraglich und bestimmt würde doch die Produktivität der Angestellten darunter leiden.

Bei A1 konnte Kurzarbeit bisher verhindert werden. Außerdem kam das Unternehmen auf die höchste Homeoffice-Quote Österreichs.

Steil aufwärts bei der Digitalisierung

Nun, da plötzlich coronabedingt Tausende A1-Mitarbeiter*innen gleichzeitig und noch dazu wochenlang ins Homeoffice wechseln mussten, ohne dass der Betrieb auch nur annähernd zusammenbrach, dürfte die Diskussion wohl zukünftig kein Thema mehr sein, glaubt Luksch. Und die aktuellen Rückmeldungen aus der Kolleg*innenschaft zeigen ihm, wofür er nach Corona kämpfen wird: für das Recht auf noch mehr Homeoffice-Tage pro Woche. „Man sieht jetzt“, so der Betriebsrat, „dass Führungskräfte lange Zeit versucht haben, Dinge zu verhindern, die eigentlich immer umsetzbar gewesen wären und sehr vielen hier geholfen hätten.“ Für A1 habe Corona einen unglaublichen Digitalisierungsschub bedeutet.

Trotzdem – die andauernde und unfreiwillige Verbannung ins Homeoffice macht offenbar sehr viele nicht glücklich. Fast jede*r Zweite gab in der AK-Studie an, unter Vereinsamung und Verunsicherung zu leiden. Viele ächzen unter den deutlich höheren Belastungen, gerade Frauen – und zwar 46 Prozent der von Überbelastung Betroffenen – sehen sich zerrissen zwischen Homeoffice und Homeschooling der Kinder.

Wir sollten die Dividenden aussetzen oder zumindest verringern. Die Corona-Krise führt uns die Dringlichkeit vor Augen!

Im Erdgeschoss der Zentrale, mit einer langen Fensterfront, durch die man hinaus auf die breite Lassallestraße blickt, die den Praterstern mit der Reichsbrücke verbindet, arbeiten Milos und seine Kolleg*innen zwischen den allerneuesten Smartphones und blinkenden Mobile Gadgets im A1-Shop. „Willkommen zurück!“, steht auf einem Plakat an der Tür. Seit vier Jahren ist der 25-Jährige beim Unternehmen. Alle Shop-Angestellten tragen Mund-Nasen-Schutz und einen Button am Kragen, auf dem eine durchgestrichene Handfläche abgebildet ist: Nicht anfassen. Die Beratungstische haben einen Schutz aus Plexiglas.

Auch Milos war sechs Wochen lang in der Hotline im Homeoffice eingesetzt. „Es war schön zu merken, wie die Kund*innen sich gefreut haben, dass wir weiterhin für sie da sind, nur eben jetzt am Telefon“, erzählt er. „Die Bewertungs-SMS im Anschluss hatten echt höchste Zufriedenheitslevels, und das tut einem schon sehr gut beim Arbeiten.“ Extrem viele Anfragen seien zu besseren Handyverträgen gekommen, weil das mobile Kommunizieren im Social-Distancing-Status wichtiger wurde. Diese Ausnahmezeit habe sein Team zusammengeschweißt. „Angst um den Job hatten wir eigentlich nie, aber wir haben uns alle in neuen Situationen kennengelernt, das ist ur wertvoll jetzt.“ Seine Augen wandern zu seinen Kolleg*innen durch den Raum, einmal die ganze Runde, und es ist, als würde er unter seinem Mundschutz alle verhalten anlächeln.

Alle Shop-Angestellten tragen Mund-Nasen-Schutz und einen Button am Kragen, auf dem eine durchgestrichene Handfläche abgebildet ist: Nicht anfassen.

Dividenden erhöhen die Insolvenzgefahr

Und welche Lektion zieht Werner Luksch, inzwischen draußen im Innenhof des Gebäudekomplexes auf einem der hohen Holzsesseln sitzend, aus den letzten Wochen? Er überlegt. „Es war eine Situation, die keiner kannte. Und in der keiner etwas falsch machen wollte.“ Der sofort umgesetzte und breit angelegte Homeoffice-Erlass sei die absolut richtige Entscheidung gewesen. Immer sei die Gesundheit im Vordergrund gestanden, die Führungskräfte waren durchgehend angehalten, ihren Leuten zu sagen: „Wenn ihr Angst habt oder euch nicht sicher seid – macht es nicht.“

Werner Luksch ist ein Macher, der eine grundoptimistische Ruhe ausstrahlt. Das sieht man sofort, wenn man mit ihm spricht. Hier mit Anja Melzer, Chefin vom Dienst Arbeit&Wirtschaft.

Was die Liquidität von Kapitalgesellschaften in der Corona-Krise gefährden könnte: Wenn genau in dieser Situation auch noch Dividenden an die Aktionär*innen ausgeschüttet werden. Denn das erhöht – so auch das Fazit der genannten AK-Studie zu den großen Kapitalgesellschaften – die Insolvenzgefahr.

„Wir sollten die Dividenden aussetzen oder zumindest verringern. Die Corona-Krise führt uns die Dringlichkeit vor Augen! Investitionen in die Volkswirtschaft bringen uns viel mehr, damit das Land wieder hochfahren kann!“, sagt Luksch. „Eigentümer sollten die Mitarbeiter*innen und Österreich in den Mittelpunkt stellen, es soll ihnen doch jetzt bitte um den Erfolg des Unternehmens gehen – und nicht um ihre Dividenden!“ Nur Investitionen und Konsum, argumentiert er immer emotionaler, kurbelten die Volkswirtschaft an. „Die Reichen geben ihr Geld nicht aus, verschicken es in andere Länder oder verstecken es steuerfrei auf irgendwelchen Inseln – doch die Arbeitnehmer*innen geben es gleich wieder aus.“

Man müsse die Corona-Krise als riesige Chance begreifen und den Druck erhöhen. Es brauche endlich eine öffentliche Diskussion um die hohen Managergagen. „Man kann nicht immer von den Arbeitnehmer*innen Opfer verlangen, während sie einem den Karren aus dem Dreck ziehen, sondern endlich einmal von denen, die es sich leisten können.“ Er fände es – gerade in dieser Notsituation – vorbildlich, wenn man auch in der Managementebene bei ihm im Unternehmen verzichten würde.

Milos, 25: „Das alles hat uns als Team zusammengeschweißt.“

Jetzt droht die Armutskrise

Nach Einschätzung der Arbeitnehmer*innenvertretungen, die in der AK-Studie auch zu diesem Themenkomplex erhoben wurden, sollte die Dividende bei jedem zweiten Unternehmen wenigstens gekürzt werden oder sogar gänzlich ausfallen. Bei einem weiteren Viertel wird zumindest darüber diskutiert. Und bei jedem vierten Unternehmen soll die Dividende unbeirrt konstant ausbezahlt werden.

Luksch über den Konkurrenzkampf: „Jeder versucht gerade besser dazustehen als die anderen. Und die Ersten, die so was zu spüren bekommen, sind natürlich die Arbeiter*innen, das wird immer nach unten weitergegeben. Nach der Wirtschaftskrise droht uns die Armutskrise“

Auch bei A1 sind in den letzten Wochen die Zahlen eingebrochen, Roaming beispielsweise ist komplett weggefallen. Stundungen und Preisnachlässe setzen einen volkswirtschaftlich bedenklichen Kreislauf in Gang und drängen das Unternehmen in die Enge. „Jeder versucht gerade besser dazustehen als die anderen. Und die Ersten, die so was zu spüren bekommen, sind natürlich die Arbeiter*innen, das wird immer nach unten weitergegeben. Nach der Wirtschaftskrise droht uns die Armutskrise“, so Luksch. Eine solche zu verhindern, das sei jetzt die Aufgabe der Politik.

Und Werner Luksch selbst, was hat die Krise eigentlich mit ihm persönlich gemacht? „Ich lebe meinen Job, aber jetzt in der Corona-Krise komme sogar ich an meine Grenzen.“ Ständig wird der Zentralbetriebsrat angerufen. „Du bist immer bereit, sieben Tage die Woche, 0 bis 24 Uhr, abschalten kannst du in dem Job eigentlich eh nie“, meint er. Krisen sei er zwar gewohnt, Jahr für Jahr werden bei A1 Telekom Austria Mitarbeiter*innen abgebaut, und es müssen gute Lösungen – von Karenzmodellen bis Golden Handshake – erkämpft werden.

Abstand halten sollten die börsennotierten Unternehmen von Dividenden – die letztendlich ihre Liquidität gefährden können.

Erschwerend in der Corona-Krise seien für ihn auch nicht die unzähligen Skype-Gespräche gewesen, sondern etwas anderes: „Viele Menschen verlieren die Nerven, über allen schwebt etwas Unbekanntes, nicht Greifbares, sie haben Angst. Ich kann da nur versuchen, ruhig zu bleiben und Hoffnung zu geben.“ Genau diese Haltung, sagt Luksch, habe er bei der Regierung vermisst, die lieber Ängste schürte, beispielsweise mit Sätzen wie diesem aus dem Mund von Kanzler Sebastian Kurz, der in der Bevölkerung Spuren hinterlassen hat: „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“ Werner Luksch hält das anders: „Mir ist wichtig, immer Fakten an die Kolleg*innen zu geben. Wenn man keine Fakten hat, ist es besser, nix zu sagen.“

Gugelhupf für alle

Werner Luksch, der Macher und Kämpfer, nix zu sagen fällt ihm in Wahrheit natürlich schwer. Mit einem Gugelhupf in der Hand marschiert er noch mal spontan zu den Kolleg*innen in den Shop. „Ich hatte Geburtstag, aber was soll ich mit dem oben im Büro allein.“ Also wird er ihn teilen. So wie er auch die Manager-Boni teilen würde. Gemeinsam halt.

Über den/die Autor:in

Anja Melzer

Anja Melzer hat Kunstgeschichte, Publizistik und Kriminologie in Wien und Regensburg studiert. Seit 2014 arbeitet sie als Journalistin und Reporterin für österreichische und internationale Zeitungen und Magazine. Seit März 2020 ist sie Chefin vom Dienst der Arbeit&Wirtschaft.

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