Interview: Aus der moralischen Entrüstung gehen

Arbeit&Wirtschaft: Warum braucht es gerade jetzt Ihr Buch „Populismus für Anfänger“, also ein Buch für Leute, die sich mit dem Thema noch wenig auseinandergesetzt haben? Walter Ötsch: Das Buch, das ich mit Nina Horaczek geschrieben habe, ist ein Versuch, Aufklärung zu schaffen. Wir haben einen phänomenologischen Ansatz gewählt: Was geschieht beim Sehen, Hören und Denken? […]

Das schlechte Volk?

Ist jede/r zweite amerikanische WählerIn ein/e IdiotIn? Ist rund ein Drittel des österreichischen Wahlvolks unvernünftig? Oder warum fallen sie auf PopulistInnen herein und lassen sich mit marktschreierischen Phrasen, vereinfachenden Schuldzuweisungen und ausgrenzenden Ideen verführen? Immer mehr Menschen schenken populistischen Parteien ihre Stimme oder populistischen Parolen ihr Ohr. Kann es sein, dass so viele Menschen nicht […]

Der Elefant namens Ungleichheit

RechtspopulistInnen dies- und jenseits des Atlantiks präsentieren sich gerne als KämpferInnen gegen „die Eliten“ und für „unsere Leute“. Sie versprechen Politik für „den kleinen Mann bzw. die kleine Frau“, solange diese ihrem nationalistischen Bild von BürgerInnen und Gesellschaft entsprechen. Wegen gefühlter wie realer Ungleichheit und Abstiegsgefahr versammeln sich immer breitere Teile der Mittelschicht und der […]

Kein Geld mehr für unsere Leute?

„Unser Geld für unsere Leute“, „Sichere Pensionen statt Asylmillionen“, „Arbeitsstellen statt Zuwandererwellen“: So lauteten die FPÖ-Slogans über viele Jahre. Die Freiheitlichen haben ihr Image als „soziale Heimatpartei“ lange über eine zentrale Botschaft bestimmt, nämlich das „Nein zur Migration“. Durch totalen Zuwanderungsstopp, Rückführungsaktionen und umfassende Diskriminierung von Nicht-ÖsterreicherInnen im Sozialrecht würde demnach die Arbeitslosigkeit beseitigt und […]

Mitgemeint ist zu wenig

Mit 63 Prozent lag die Wahlbeteiligung der 16- und 17-Jährigen bei der Nationalratswahl 2013 deutlich unter dem allgemeinen Durchschnitt von 80 Prozent. Noch geringer war das Interesse bei den älteren ErstwählerInnen (59 Prozent). Die FPÖ kam bei jungen Männern besonders gut an, ein Drittel der unter Dreißigjährigen stimmte für die Blauen. Bei den jungen Frauen […]

Im Mund umgedreht

Bei diesen Bildern konnte es einem schon ein wenig kalt den Rücken hinunterlaufen: An jenem Ort, an dem noch einige Jahre zuvor Menschen „Wir sind das Volk“ skandiert und mit ihren Demonstrationen den Fall der DDR-Diktatur herbeigeführt hatten, hatten sich erneut Menschen zu einer Demo versammelt. Doch anders als bei den historischen Montagsdemonstrationen war die […]

Hype um Heimat

So sehr Heimat auf Orte bezogen ist, auf Geburts- und Kindheitsorte, Orte des Glücks, an denen man lebt, wohnt, arbeitet, Familie und Freunde hat – letztlich hat sie weder einen Ort, noch ist sie einer“, meinte der deutsche Jurist und Schriftsteller Bernhard Schlink im Jahr 1999 in seiner Rede „The Place of Heimat“. Heimat sei […]

Ein Zwillingspaar?

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: So nennt der deutsche Sozialforscher Wilhelm Heitmeyer jene Haltung, die RechtspopulistInnen systematisch pflegen. Der Begriff steht für Ideologien, die auf zwei miteinander verbundenen Annahmen fußen: erstens, dass es voneinander klar abgegrenzte Menschengruppen gibt; zweitens, dass diese Gruppen nicht gleichwertig sind und nicht die gleichen Rechte und den gleichen Schutz ihrer Unversehrtheit verdienen. Enger […]

Mythos der sozialen Hängematte

Der Flüchtlingsstrom, der im Herbst 2015 seinen Höhepunkt erreichte, stellt Politik und Gesellschaft vor neue Herausforderungen. In der Praxis bedeutet das öffentlich geförderte Unterkünfte für AsylwerberInnen sowie Mittel aus dem Budget für die Grundversorgung, in weiterer Folge müssen Rahmenbedingungen für eine positive Integration geschaffen werden. Dies wird begleitet durch eine intensive öffentliche Diskussion. Stammtisch-Gespräche über […]

Tödliche Straflust

Was haben Immanuel Kant, Wladimir Lenin und Konrad Adenauer mit Arnold Schwarzenegger gemeinsam? Alle vier befürwort(et)en die Todesstrafe. Der Philosoph des moralischen Imperativs begründete sie mit einer notwendigen „Befriedigung der Gerechtigkeit“ – eine Überzeugung von zeitloser Anziehungskraft, die beispielsweise Hillary Clinton teilt. Eingeschränkt soll sie nur auf besonders schlimme Verbrechen sein, wo der „Einzelne das […]

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