Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnzurückhaltung?
Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Exportüberschüsse gelten fälschlicherweise als „gute Wirtschaftspolitik“. Dabei wird allerdings zu sehr auf den relativ kleinen Exportsektor fokussiert, die größeren heimischen Sektoren werden vernachlässigt. Da die Löhne ein wichtiger Kostenfaktor sind, wird in dieser Logik versucht, Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnzurückhaltung zu erreichen, um mit anderen Ländern preislich mithalten zu können. Aber: Das schadet dem Konsum im Land, weil die Menschen schlicht weniger Geld zum Ausgeben haben, damit einher geht ein niedrigeres Wachstum der Gesamtwirtschaft. Denn der Konsum- und Servicesektor ist der mit Abstand größte volkswirtschaftliche Sektor und der größte Arbeitgeber. Der kleine Exportsektor kann das nicht kompensieren. Folglich ist eine Wirtschaftspolitik, die sich primär auf den Exporterfolg konzentriert, nicht geeignet, um die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Vielmehr stellt sie eine Politik im Interesse einer Minderheit, nämlich der exportorientierten Industrie, dar.
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Praxistest Freizeitoption: Erfahrungen von Beschäftigten
Seit nunmehr drei Jahren haben Beschäftigte in mehreren Branchen in Österreich die Möglichkeit, die kollektivvertragliche Lohnerhöhung gegen mehr Freizeit einzutauschen. Die Befragungen von 18 Beschäftigten in einem Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie, in der Freizeitoption seit 2013 im Kollektivvertrag verankert ist, zeigen: Die meisten Befragten geben an, dass sie die Freizeitoption überwiegend für gemeinsame Tätigkeiten mit Kindern und Familie verwenden. Das Argument ist für Frauen wichtiger als für Männer. Positive Effekte nehmen die Befragten auch auf die Work-Life-Balance wahr. Diese ergeben sich hauptsächlich aus der zusätzlichen Flexibilität in der eigenen (Arbeits-)Zeitgestaltung. Die Kehrseite der Medaille: Vor allem bei Angestellten wird ein Risiko zur Arbeitsverdichtung gesehen. Negative Auswirkungen auf die eigene Karriere befürchtet dagegen keine/r der Befragten. Insgesamt zeigt sich ein positives Bild des Modells, das vor allem mehr Zeitsouveränität bringt, und es beweist sich als Good-Practice-Beispiel einer innovativen Arbeitszeitpolitik.
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Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/17.
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