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Sonja Fercher Sonja Fercher, Chefin vom Dienst

Standpunkt: Unsolidarisch, frauenfeindlich

Meinung

Kämpferisch sein? Ach, lasst mich doch damit in Ruhe! Es ist Ende des Jahres, die Zeit ist schon stressig genug. In der Arbeit gibt es sowieso nur noch Stress: Was früher drei KollegInnen gemacht haben, muss nun eine/r allein schaffen. Krankenstände häufen sich, viele sind ausgepowert. Lasst mir doch bitte einfach meine Ruhe!
Solche Gedankengänge sind mehr als verständlich, denn die heutige Arbeitswelt hält für ArbeitnehmerInnen vielerlei Stressfaktoren bereit. Da kämpferisch zu bleiben kann wahrlich zum Kraftakt werden. Und doch führt kein Weg daran vorbei. Aber was heißt das eigentlich: kämpfen? Viele denken bei diesem Begriff zumindest an unangenehme Auseinandersetzungen mit den Arbeitgebern. Wer will sich schon gerne darauf einlassen, wenn er oder sie befürchtet, damit vielleicht gar den eigenen Arbeitsplatz aufs Spiel zu setzen?

Verkürztes Verständnis
Dies ist aber ein verkürztes Verständnis von „Kampf“. Kämpfen fängt im Grunde schon an, wenn sich ArbeitnehmerInnen miteinander und mit den BetriebsrätInnen darüber austauschen, was sie belastet. Oftmals kann nämlich schon ein einfaches Gespräch mit den Arbeitgebern eine Lösung bringen. Manchmal muss man Lösungen freilich auch erkämpfen. Auch das kann bedeuten, dass man ein Thema immer und immer wieder anspricht und dadurch den Druck aufrechterhält. Letztlich beginnt auch jede Kollektivvertragsverhandlung in den Betrieben: Dort sammeln BetriebsrätInnen Erfahrungen und suchen nach Lösungen. Nur wenn sie von den KollegInnen darüber informiert werden, wo der Schuh drückt, können sie mit ihnen über Lösungen nachdenken und Vorschläge erarbeiten – und diese auch in die Verhandlungen einbringen.
All das mag wie eine Binsenweisheit klingen, und doch muss man es sich immer wieder vor Augen halten. Vor allem verliert der Begriff Kampf an Bedrohlichkeit und wird zu einer machbaren Angelegenheit, gerade wenn der Stress groß ist. Was auf betrieblicher Ebene gilt, gilt umso mehr bei Kollektivverträgen: Je mehr Menschen gemeinsam für etwas kämpfen und also hinter einer Forderung stehen, desto besser stehen die Chancen, diese erfolgreich umsetzen zu können.
Erst vor Kurzem wurden wieder Stimmen laut, die Kollektivverträge zurückdrängen wollen. Kurzsichtig und unsolidarisch: Nicht anders kann man dieses Anliegen bezeichnen. Es würde jenes Machtungleichgewicht, das ohnehin im Verhältnis zwischen Arbeitgebern und ArbeitnehmerInnen besteht, weiter vergrößern. Zudem setzt man ArbeitnehmerInnen massiv unter Druck – und zwar in einer Zeit, wo der Druck am Arbeitsplatz ohnehin bereits hoch ist, für manche sogar schon unerträglich hoch. So gehen viele ArbeitnehmerInnen selbst dann arbeiten, wenn sie besser ihre Krankheit auskurieren sollten. Damit riskieren Arbeitgeber nicht nur, dass KollegInnen angesteckt werden, sondern vor allem, dass schlecht auskurierte ArbeitnehmerInnen irgendwann länger ausfallen. Damit ist dieses Verhalten auch noch unsolidarisch, denn letztlich ist es das Gesundheitssystem, das die Konsequenzen tragen, und die Solidargemeinschaft, die sie finanzieren muss.

Gemeinsam stärker
Nicht zuletzt ist das Zurückdrängen von Kollektivverträgen frauenfeindlich. Es hätte nämlich deutlich mehr Intransparenz zur Folge, und gerade diese schadet Frauen immer. Auch auf Ebene der Kollektivverträge setzen sich GewerkschafterInnen dafür ein, gesellschaftspolitische Anliegen wie die Gleichberechtigung der Geschlechter voranzutreiben. Beispiele dafür sind die Anrechnung der Karenzzeiten oder die Bezahlung von Überstunden bei Teilzeitkräften: Hier erringen die Gewerkschaften Fortschritte, die auf der betrieblichen Ebene nur schwer durchsetzbar wären. Auch das mag wie eine Binsenweisheit klingen, ist dennoch nicht weniger wahr: Gemeinsam ist man stärker.

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