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Symbolbild Bei Tauschbörsen oder Kleidertauschpartys können Einzelstücke sogar kostenlos erstanden werden ...
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Nachhaltig sparen

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Die Umwelt schützen und dabei auch noch Geld sparen? Wie das gelingt, zeigen folgende Tipps.

Nachhaltiger Konsum und Lebensstil schonen nicht nur unsere Umwelt, sondern unterstützen auch die Menschen, die unsere Nahrungsmittel und Güter produzieren – und sparen Geld. „Es stimmt zwar, dass Bio- oder Fair-Trade-Produkte oft mehr kosten“, sagt Dr. Ludger Heidbrink, Professor für Corporate Citizenship und Responsibility (Engagement und Verantwortung von Unternehmen) an der Universität Witten/Herdecke. Er ist Herausgeber des Buches „Die Verantwortung des Konsumenten“: „Durch bewussten Konsum lässt sich jedoch wiederum Geld einsparen – etwa indem ich mir immer wieder die Frage stelle: Brauche ich das wirklich?“

Ausbeutung von Arbeitskräften

Billigprodukte wie Kleidung oder Handyangebote verleiten nur allzu oft dazu, Dinge zu kaufen, die wir gar nicht brauchen. Übersehen wird dabei, dass Produkte meist nur deshalb so günstig sein können, weil in der Produktion Menschen ausgebeutet werden, die unter teils unvorstellbaren Bedingungen unsere Waren herstellen. Ein Beispiel ist die Textilindustrie, wo etwa im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu Tausende junge Mädchen in zwangsarbeitsähnlichen Verhältnissen für unsere Kleidung schuften.

Oft reicht schon ein Blick in den Kleiderschrank, um zu erkennen, dass dort mehr hängt, als wir jemals tragen können. Wenn wir uns dann überlegen, was wirklich zu uns passt, ist der Schritt zum eigenen Modestil nicht mehr weit. Dazu braucht es keine Mode von der Stange, sondern Teile aus dem Secondhandladen geben unserem Look das gewisse Etwas. Bei Tauschbörsen oder Kleidertauschpartys können Einzelstücke sogar kostenlos erstanden werden – der Vorteil daran: Kleider, die nicht mehr gebraucht werden, finden eine neue Besitzerin bzw. einen neuen Besitzer. „Indem ich den Kauf von neuer Kleidung verweigere und stattdessen tausche, protestiere ich auf meine Weise gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen“, erklärt Christina Schröder, Pressesprecherin der Entwicklungsorganisation Südwind und begeisterte Organisatorin von Kleidertauschpartys. Auch in anderen Branchen wie der Handy- und Computerindustrie oder in der Spielzeugproduktion steht Ausbeutung auf der Tagesordnung.

Tauschen und teilen liegen im Trend: Sharing Economy, Ko-Konsum oder Collaborative Consumption – all diese Bezeichnungen stehen für dieselbe Idee, Dinge gemeinsam zu nutzen statt zu besitzen. Das britische Wirtschafts- und Politikmagazin „The Economist“ bezeichnete 2011 die „Sharing Economy“ als einen der zehn wichtigsten globalen Gesellschafts- und Wirtschaftstrends für das kommende Jahrzehnt. Dank Internet sind dem Tauschen und Teilen kaum noch Grenzen gesetzt: Bücher wechseln bei Bookcrossing ihren Besitzer, Wohnungen beim Couchsurfing, Autos in Form von Carsharing – Sharing-Modelle erleben zurzeit einen Boom sondergleichen. Immer mehr Online-Tauschbörsen bieten Produkte wie Haushaltsgeräte, Lifestyle-Artikel oder Kleider zum Verleih oder Tausch an. Der Gedanke dahinter: Um ein Loch in die Wand zu bohren, brauche ich einen Bohrer – aber muss ich deshalb gleich einen neuen kaufen? Dieselbe Idee hatten auch schon die Baumärkte Baumax, Lagerhaus oder Hornbach: Sie bieten Werkzeuge wie Bohrmaschinen, Fliesenschneider oder große Gartengeräte im hauseigenen Geräteverleih an.

Selbst wenn es nicht immer möglich ist, dringend benötigte Produkte durch tauschen oder teilen zu erwerben, muss nicht alles neu gekauft werden: Zahlreiche Online-Anbieter wie eBay, willhaben oder flohmarkt.at bieten Waren an, die meist wenig benützt oder sogar neuwertig sind. Auf Flohmärkten und in Secondhandläden kann man Kleidung, Geschirr oder Gebrauchsgegenstände zu Spottpreisen finden. Und wohltätige Organisationen wie die Caritas verkaufen gesammelte Secondhandware für einen guten Zweck. In einigen österreichischen Städten gibt es auch sogenannte Kostnix-Läden: Hier können funktionstüchtige Dinge, die nicht mehr benötigt werden, abgegeben und im Gegenzug Waren mitgenommen werden.

Reparieren statt neu kaufen

Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Reparatur- und Servicezentrums (R.U.S.Z.), geht einen anderen Weg: „Länger nutzen statt öfter kaufen“ lautet das Mission-Statement des R.U.S.Z, Ressourcenschonung und -effizienz ist das übergeordnete Ziel.

Eisenriegler hat ein Waschmaschinen-Leasing entwickelt. „Wir werden ab August eine Waschmaschine mit dem neu entwickelten Gütezeichen für langlebige, reparaturfreundliche E-Geräte (ONR 192102) zum Leasing anbieten“, erklärt Eisenriegler. „Bei Zustellung sind 200 Euro zu bezahlen, danach 20 Euro pro Monat. Sollte eine Störung auftreten, sind wir verpflichtet, diese innerhalb von drei Werktagen zu beheben oder das Gerät gegen ein gleichwertiges zu tauschen.“ Im Lager des R.U.S.Z. finden sich rund 20.000 gebrauchte Ersatzteile für Haushaltsgeräte, die oft nicht mehr erhältlich sind. Repariert werden hier Fernseher, Computer, Waschmaschinen oder Geschirrspüler. Seit einiger Zeit bietet das R.U.S.Z. auch ein Reparatur-Café an, wo Interessierte unter fachlicher Anleitung und in gemütlicher Atmosphäre Tipps für die Selbstreparatur bekommen (schraube14 – RepCafé).

Betriebe, die Reparaturen anbieten, finden sich im Reparaturführer für Wien bzw. Österreich; vor allem SchusterInnen oder SchneiderInnen sind im Reparaturführer jedoch nicht immer vertreten. Die schädlichen Auswirkungen des Autofahrens wie CO2-Ausstoß, Feinstaub- und Ozonbelastung sind hinlänglich bekannt. Trotzdem halten viele Menschen an ihrem Auto fest. Zu den beliebtesten Argumenten gehören die Kosten: Viele AutobenutzerInnen sind der Meinung, dass öffentliche Verkehrsmittel zu teuer seien. Werden jedoch alle Kosten für ein Auto zusammengerechnet, wie Anschaffung, Benzin, Öl, Parkplätze, Reparaturen, Steuern, Versicherung und Wartung, sieht es schon anders aus: Bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern kommt man auf Gesamtkosten zwischen 6.000 und 9.000 Euro pro Jahr. So gesehen sind öffentliche Verkehrsmittel geradezu günstig: Eine Jahreskarte bei den Wiener Linien kostet 365 Euro pro Jahr, die ÖBB bieten zahlreiche Vergünstigungen für BahnfahrerInnen wie die Vorteilscard an: Diese kostet 99,90 Euro pro Jahr und bringt 50 Prozent Ermäßigung auf den Fahrpreis. Und auch Fliegen hat seinen Preis: Wenn man die versteckten Kosten für Gepäckmitnahme, Sitzplatzreservierung, Abfertigungs- oder Buchungsgebühren hinzurechnet, sind die Billigflieger gar nicht mehr so günstig. Bei Kurzstreckenflügen fällt zudem das Argument des Zeitsparens weg: Die Zugfahrt von Wien nach München dauert knappe vier Stunden, Tickets gibt es bei den ÖBB ab 29 Euro. Die reine Flugzeit von Wien nach München beträgt zwar nur 50 Minuten, dazu kommt aber die Zeit am Flughafen und der Flughafentransfer – 3,5 Stunden sind auch hier das Minimum. Tickets kosten je nach Angebot zwischen 50 und 100 Euro (One-Way). Apropos Bahnfahren: Beim „Mitbahnen“ können Mitreisende für Bahnfahrten gesucht werden, um die Tarife von Gruppentickets zu teilen.

Bei Windeln sparen

Eine weniger bekannte Tatsache ist, dass herkömmliche Windeln das Geldbörserl junger Eltern oft belasten. Österreichs Babys verbrauchen pro Tag eine Million Wegwerfwindeln, ein Baby benötigt pro Tag fünf bis sieben Windeln. Über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren gerechnet, bedeutet das 1.000 Kilo, also eine Tonne Müll pro Baby. Bei der Verwendung von Wegwerfwindeln fallen zudem über die Jahre bis zu 1.500 Euro an.
Wiederverwendbare Windeln kommen langfristig gesehen günstiger: Bei waschbaren Mehrwegwindeln kostet zwar die Grundausstattung etwas mehr (rund 250 Euro), für Energie, Wasser und Waschmittel fallen jedoch nur 300 bis 400 Euro an, was Gesamtkosten in der Höhe von maximal 650 Euro ausmacht. Dazu kommen Förderungen, die in den Bundesländern zwischen 50 und 100 Euro betragen.

Kleidertauschbörsen:
www.kleiderkreisel.at
www.topswap.at

Schreiben Sie Ihre Meinungan die Autorin susannewolf@gmx.at  oder die Redaktion aw@oegb.at

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