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Über den Brenner hinaus

Wir sind Europa

Walter Wipplinger, Teilnehmer des 62. SOZAK-Lehrgangs, hat einen Monat beim "Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbund" verbracht.

In diesen vier Wochen bekam ich Einblick in die Arbeitswelt Südtirols. Die Probleme, die es jenseits des Brenners momentan gibt, ähneln sehr den österreichischen. Natürlich wirkt auch hier die Wirtschaftskrise stark auf die Arbeit der Gewerkschaften ein.
Ich hatte in diesen vier Wochen die Gelegenheit, verschiedene Krankenhäuser zu besuchen, einen Einblick in die Arbeitsweise zu bekommen und dort mit den ArbeitnehmerInnenvertretungen Gespräche zu führen.
Zusammenlegungen von Stationen, Primariaten und auch Ausgliederungen sind angedacht. Im Krankenhaus Bozen besteht die Wäscherei bereits seit 30 Jahren. Nun wird auch bei der Überlegung einer Modernisierung über eine Ausgliederung der Wäscherei nachgedacht.
Andererseits wird in Bozen gerade ein riesiger neuer Bettenkomplex gebaut, um die Bauwirtschaft anzukurbeln. Mit welchem Personal allerdings dieser neue Bau betrieben werden soll, ist noch sehr ungewiss.

Keine Streiks im Gesundheitswesen

Ich durfte während meiner Zeit in Südtirol die Krankenhäuser Bozen, Bruneck, Innichen, Schlanders und Brixen besuchen und dort bei den Sprechtagen dabei sein. Bei meinen vielen Gesprächen wollte ich immer wieder auch wissen, welche Erfahrungen man in Südtirol mit Streiks hat. Mir wurde berichtet, dass man in Südtirol zumindest im Gesundheitsdienst von Streiks absieht. Es werden Betriebsversammlungen abgehalten, da an diesen mehr Kolleginnen und Kollegen teilnehmen als bei Streiks.

In Südtirol gehört es zu den Aufgaben der Gewerkschaft, die Steuererklärungen für Mitglieder zu machen. Weiters gibt es noch die Patronanz, die eine reine Dienstleistung für die Mitglieder ist, und die Ansuchen, welche man an den Staat stellen kann, erledigt, wenn die Mitglieder dazu den Auftrag geben.

Der ASGB ist ein autonomer Gewerkschaftsbund und somit unabhängig von Italien. Natürlich wirken sich die italienischen Gesetze auf die Gewerkschaftsarbeit in Südtirol aus. Schulungsmaßnahmen für Betriebsrätinnen und Betriebsräte gibt es hier ganz wenige, und die einzelnen PersonalvertreterInnen müssen sich durch Selbststudium weiterbilden. Die verschiedenen Gewerkschaften, die es in Südtirol gibt, sind gleichzeitig in allen Bereichen vertreten. Zu einem gemeinsamen Vorgehen kommt es sehr selten, da kein Dachverband existiert.

Bei meinen Rundgängen durch die Krankenhäuser konnte ich mir auch einige Stationen und die verschiedensten Bereiche in den Spitälern ansehen. In Bozen erhielt ich eine spezielle Führung durch das Krankenhaus. Ich durfte dort die Wäscherei, die Küche und auch die Werkstätten besichtigen. Die Beschäftigten der Werkstätten sind für die Instandhaltung zuständig. Aber auch in den Werkstätten wird beim Personal kräftig eingespart und es wurde in den vergangenen Jahren von einem Stammpersonal von 45 Personen auf derzeit 38 FacharbeiterInnen reduziert. Zusammenfassend kann ich berichten, dass diese vier Wochen sehr aufschlussreich, lehrreich und mit vielen Informationen gespickt waren und ich wieder eine andere Sichtweise auf die Probleme, die es in Österreich gibt, bekommen habe.

Einblicke in die Gewerkschaftsarbeit

In meiner Freizeit hatte ich die Gelegenheit, mir Südtirol etwas genauer anzusehen. Bei meinen Ausfahrten mit dem Motorrad erhielt ich tiefe Einblicke in die herrliche Landschaft von Südtirol. Die unzähligen Pässe, die es hier gibt, lassen jedes Biker-Herz höher schlagen. Neben Obst- und Weinanbau wird hier auch noch normale Landwirtschaft betrieben. Aber wenn man die raue, hügelige und zeitweise sehr steile Landschaft sieht, kann man erahnen, wie schwer hier auch die landwirtschaftliche Arbeit ist.
Zum Abschluss meines Berichtes darf ich mich noch bedanken. Mein herzlicher Dank gilt vor allem Evelyn Januth und Andreas Dorigoni, die sich für mich sehr viel Zeit genommen haben, die mir die Zeit in Südtirol sehr erleichtert, einen tollen Einblick in die gewerkschaftliche Arbeit ermöglicht und mich sehr herzlich aufgenommen haben.

INTERVIEW:
Zur Person
Evelyn Januth
Alter: 38, Wohnort: Bozen – Südtirol/Italien
Erlernter Beruf: Sekretärin
Firmenstandort: Bozen
Gewerkschaft: ASGB – Autonomer Südtiroler Gewerkschaftsbund
Seit wann im Euro-BR? Seit 2007 beim ASGB tätig

Wie ist Ihr Familienstand?
Ich bin mit Andreas Dorigoni verheiratet, er ist Verwaltungssachbearbeiter im öffentlichen Dienst, wir haben zwei Söhne, Samuel ist zehn Jahre alt, Lukas acht Jahre, beide besuchen die Volksschule.

Was bedeutet Ihnen Arbeit?
Meine Arbeit gibt mir Sicherheit, Unabhängigkeit und Lebenserfüllung.

Wie sehen Sie die italienische Wirtschaft?
Zurzeit läuft die Wirtschaft auch bei uns schlecht aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise, vor allem sind die Arbeitsplätze sehr stark gefährdet.

Was bedeutet Ihnen Gewerkschaft?
Meine Gewerkschaft ist für mich Ansprechpartner in jeglichen Bereichen der Bürokratie.

Wie und wie oft machen Sie Urlaub?
Wir fahren einmal im Jahr zum Familienurlaub ans Meer und ansonsten gehen wir in die Berge wandern und Schifahren.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Gesicherte Arbeitsplätze für unsere Kinder und Jugendlichen, angepasste Löhne und angepasste Renten, damit man nach über 40 Jahren Arbeit bis ans Monatsende auskommt.

Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor walter.wipplinger@klinikum-wegr.at
oder die Redaktion aw@oegb.at

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