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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Die jungen Leute

Meinung

Ganz anders seien wir damals gewesen, sorgt sich der Freund um seine 17-jährige Tochter. Sie habe keine Interessen, keine Leidenschaften und wohl auch keine Freunde und sitze ständig nur zu Hause herum. Das sei halt so bei Liebeskummer, entgegne ich ihm … und mit 17. Das mit dem Liebeskummer weiß ich, weil ich mit dem Mädchen auf Facebook befreundet bin – mit Social Media will ihr Vater nichts zu tun haben.

Eingeborene einer digitalen Welt

Ich fühle mich ein bisschen geehrt, dass ich mit ihr befreundet bin, ebenso wie mit einigen Jugendlichen aus dem Freundeskreis. Sie haben sich mit mir verlinkt, die „Digital Natives“. Dieser Begriff steht für die Eingeborenen dieser neuen Welt – entstanden ist er 1996. Damals verkündete der ehemalige Songtexter der Rockband Grateful Dead, John Perry Barlow, am Rednerpult des Weltwirtschaftsforums in Davos die Unabhängigkeit des Cyberspace: „Ihr fürchtet euch vor euren eigenen Kindern, weil sie Eingeborene sind in einer Welt, in der ihr immer Immigranten sein werdet.“ In einer Welt digitaler Technologien: Wer nach 1980 geboren wurde, ist meist ganz selbstverständlich mit Computern, Internet, MP3-Playern und Mobiltelefonen aufgewachsen. Diese Technologien haben nicht nur unsere Kommunikation, sondern auch unser Denken verändert.

Jedes Kleinkind kann heute ein Smartphone bedienen.

Für den Freund ist es verwunderlich, wie viel Zeit seine Kinder vor dem Computer verbringen. „Warum geht sie denn nicht mit ein paar Freundinnen auf einen Kaffee?“, fragt er. Weil sie sich ständig in einem Café befindet, sich ständig über Handy und Computer austauschen kann. Sogar verliebt hat sie sich im Internet, in einen jungen Mann Kilometer weit weg.
Die jungen Leute von heute, die mir begegnen, sind nicht fader, fauler, schlechter als wir es waren. Sie sind einfach nur anders. Während unsere Generation Stunden vor der Glotze verbracht hat, machen sich diese jungen Menschen online ihr Programm selbst. Sie wählen aus Blogs, Foren, Videokanälen und greifen auch immer wieder auf die Netzseiten herkömmlicher Medien zu. Sie teilen, kommentieren, produzieren selbst Videos. Der Informationsfluss ist nicht immer leicht zu verkraften, aber sie schaffen das besser als wir Älteren. Sie denken vernetzter als wir.
Oh ja, all das ist mit Gefahren verbunden, aber auch wir haben in unserer Jugend aus Fehlern gelernt. Vor den Gefahren können wir sie nur begrenzt beschützen. Und uns auf eines verlassen: Sie sind unsere Kinder, wir haben sie erzogen, wir leben ihnen das Leben vor, sie leben unsere Werte.
Als junger Mensch habe ich die Welt schwarz-weiß gesehen; ich glaubte, genau über Gut und die Böse Bescheid zu wissen. Die jungen Leute – wie der ÖGJ-Vorsitzende Sascha Ernzst – sehen das anders, sie sind für verschiedene Standpunkte offen. Dass sie deswegen unpolitischer wären, kann man nicht sagen. Sie engagieren sich – und das nicht nur per Mausklick.
Die Tochter meines Freundes hat gerade maturiert und möchte jetzt eine Ausbildung zur Behindertenpflegerin machen, „Praktikum geht nur mit Ausbildung und Ausbildung nur mit Praktikum ^^“ postet sie auf Facebook.

Aufeinander zugehen

Viele junge Menschen sind gut ausgebildet, flexibel, mobil. Und doch sind rund sechs Mio. Jugendliche in Europa arbeitslos. Die, die Arbeit haben, können oft von einem Einkommen zum Auskommen nur träumen. Ich beneide sie nicht, die jungen Leute von heute, ich halte es da mit Salvador Dalí: „Der größte Fehler, den die Jugend von heute hat, ist der, dass man nicht mehr zu ihr gehört.“ Gehen wir auf sie zu, lernen wir von ihnen.

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