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Was erzählen Denkmäler, Gräber, Briefe, Korrespondenzen, eventuell in Familien noch vorhandene Fotos oder Erinnerungsstücke über 1914 oder 1934?

Kritisches politisches Bewusstsein der Jugend stärken

Schwerpunkt

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zu den Jahren "1914 - 1934 - 1994"

Zum dritten Mal organisiert der Theodor Körner Fonds den „Geschichtswettbewerb des Bundes-präsidenten“. SchülerInnengruppen mit Begleitlehrerinnen und -lehrern sind aufgefordert, sich mit den „Vierer-Jahren“ des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Politisch interessierte Eltern, insbesondere Betriebsrätinnen/Betriebsräte und Funktionärinnen/Funktionäre der Gewerkschaften, sind eingeladen, für eine Beteiligung ihrer Kinder an dem Wettbewerb in den Schulen zu werben.

Jugend als treibende Kraft

Nicht allein eine Schul- oder Lehrausbildung und stete berufliche Weiterbildung sind für die Gestaltung der Zukunft unumgänglich, sondern vielfach auch ein kritisch emanzipatorisches, politisches Bewusstsein. Der Neoliberalismus wurde in den letzten Jahrzehnten zur hegemonialen gesellschaftsverändernden Ideologie und von allzu vielen gehuldigt. Dieser Aufstieg hätte wohl gebremst, wenn nicht sogar verhindert werden können, wenn mehr analysiert, nachgedacht und kritisch hinterfragt worden wäre. Die Jugend muss wieder – wie in den 1960er-Jahren – zur treibenden Kraft gesellschaftspolitischer Veränderungen werden. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit kann vielfach die Augen für fatale gegenwärtige Entwicklungen öffnen. „Geschichte: Was kann sie uns erzählen, was kann sie uns lehren“, fragt Bundespräsident Heinz Fischer und betont: „Um aus der Geschichte zu lernen, muss sie zunächst erforscht, verstanden und interpretiert werden.“ Darum initiierte er (vgl. Arbeit & Wirtschaft 9/2012) einen Geschichtswettbewerb, der nach zwei erfolgreichen Durchgängen auch für 2013/14 mit einem neuen Thema ausgeschrieben wird.

SchülerInnenwettbewerb 2013

Das Thema „Österreichische Identität(en)“ im vergangenen Schuljahr schien eher „sperrig“. Doch zeigten die Ende April 2013 ausgezeichneten Arbeiten ein hohes Niveau. Den Schülerinnen und Schülern des Bundesgymnasiums Bludenz ging es in ihrer Arbeit um die Integration von Migrantinnen und Migranten sowie um den Beitrag, den Skisport und Wintertourismus zur Verankerung einer regionalen und österreichischen Identität nach 1945 leisteten. Den Fragestellungen näherten sich die SchülerInnen durch einen Workshop mit Zeitzeugen, an dem auch Bertram Jäger, der langjährige Präsident der AK Vorarlberg, welcher von 1982 bis 1987 auch Vizepräsident des Österreichischen Arbeiterkammertages (heute: Bundesarbeitskammer) war, teilnahm. Abschließend gestalteten die SchülerInnen eine Ausstellung zur Migrationsgeschichte und eine Radiosendung. Linzer BerufsschülerInnen befragten ihre Familienangehörigen über ihre Identitätskonstruktionen. Eine Wiener Montessori-Klasse konnte durch Umfragen in Bahnhöfen feststellen, wie eng das Identitätsbewusstsein mit sozialer Sicherheit und diese wiederum mit Arbeit verbunden ist. Audiokollagen, Radiosendungen und Filmbeiträge – jeweils mit von den Schülerinnen und Schülern durchgeführten Interviews und Umfragen sowie selbstständig erarbeiteten Textbeiträgen – stellten den „Output“ von weiteren ausgezeichneten Arbeiten dar. Sie bewiesen allesamt, wie wichtig eine Beschäftigung mit der Geschichte für das Verständnis der Gegenwart und für die Gestaltung der Zukunft ist.
Vor wenigen Wochen verständigten sich Präsidentschaftskanzlei, BMUKK und ORF unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb auf jene Schicksalsjahre des 20. Jahrhunderts als Thema des SchülerInnenwettbewerbs 2013/14, die 2014 in der kollektiven und medialen Erinnerung thematisiert werden. 1914 bedeutete den Anfang vom Ende des alten habsburgischen Europa. Der erste Weltkrieg mit Millionen Gefallenen, unbeschreiblicher Not und Elend veränderte Österreich, Europa und die Welt grundlegend. Mit Beginn des Jahres 1934, die Regierung Dollfuß hatte das Parlament bereits im März 1933 ausgeschaltet und regierte diktatorisch durch das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz, wurden die Arbeiterkammern der Selbstverwaltung entkleidet, die gewählten Mandatare der Freien Gewerkschaften ihrer Funktionen enthoben und die Kammern unter Regierungsaufsicht gestellt.
Die blutige Niederschlagung des sozialdemokratischen Aufstandsversuchs vom Februar 1934 führte zum Verbot der Sozialdemokratie und im Juli 1934 ermordeten Nationalsozialisten bei einem Putschversuch Bundeskanzler Dollfuß. 60 Jahre später, nach nationalsozialistischen Gräueln und menschenverachtenden Verbrechen, der Wiedererrichtung der Republik und einem erfolgreichen Wiederaufbau, sprach sich die Mehrheit der ÖsterreicherInnen für das größte Friedensprojekt des Jahrhunderts aus, den Eintritt in die EU. Daten, Ereignisse, die nicht nur das Denken der Menschen veränderten, sondern ihrerseits das Produkt von Macht und Gegenmacht in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren. Insbesondere für Gewerkschaften haben die Jahrestage eine besondere Bedeutung, die eine Beschäftigung und ein Hinterfragen dieser Ereignisse lohnt: Nahmen doch die österreichischen Gewerkschaften zum Beginn des „großen Krieges“ 1914 eine ambivalente Haltung ein. 1934 wurden die Funktionärinnen und Funktionäre der Freien Gewerkschaften Opfer des austrofaschistischen Systems. Und war 1994 der positive Ausgang der Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union nicht auch ein Erfolg der Mobilisierung durch ÖGB und Gewerkschaften?
Der SchülerInnenwettbewerb wird wieder in Form einer Projektarbeit von Schülergruppen von Berufsbildenden Schulen (BS), Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) und Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) unter der Leitung eines Begleitlehrers durchgeführt. Und wiederum geht es nicht um die Nacherzählung von Kriegsereignissen (1. Weltkrieg), um eine Abschreibübung aus vorhandener Literatur, Wikipedia oder anderen Internetquellen, sondern um die eigenständige Erforschung und visuelle (bzw. Audio-) „Erzählung“ eines dieser Schicksalsjahre aus der familiären, lokalen oder regionalen Umgebung: Was erzählen Denkmäler, Gräber, Briefe, Korrespondenzen, eventuell in Familien noch vorhandene Fotos oder Erinnerungsstücke über 1914 oder 1934? Wer erinnert sich noch an die Volksabstimmung 1994, an die Diskurse in der Gemeinde, im Betrieb, im Gasthaus? Gefragt sind kommentierte Beiträge über Interviews, Filme oder auch schriftliche Berichte.

Preise von 2.500 bis 1.500 Euro

Interessant wäre auch die Darstellung eines dieser Jahre in Form einer kleinen Ausstellung mit kommentierten Erinnerungsstücken, die bei der Preisverleihung in der Präsidentschaftskanzlei im April 2014 präsentiert werden könnte. Die jeweils zwei besten Arbeiten von AHS, BS und BMHS werden vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, dem BMUKK und dem ORF mit Preisen von 2.500 Euro und 1.500 Euro ausgezeichnet. Im September 2013 wird die offizielle Ausschreibung durch Erlass des BMUKK erfolgen. Anschließend können sich die Schülergruppen auf der Homepage des Theodor Körner Fonds www.theodorkoernerfonds.at/geschichtswettbewerbTKF/ zur Teilnahme anmelden.
Eines ist gewiss: Die Erweckung und Stärkung eines kritischen politischen Bewusstseins der Jugend ist nicht allein für das „Wahljahr 2014“ (Arbeiterkammerwahlen, Europawahlen) von eminenter (demokratischer) Bedeutung, sondern kann auch dazu beitragen, dass Arbeiterkammer und Gewerkschaften als große Solidargemeinschaft erkannt und im Kampf gegen einen ausufernden (Finanz-)Kapitalismus unterstützt werden. In einer Zeit, die vielfach von Konsumorientierung beherrscht wird, muss die politische Bildung der Jugend ein ganz zentrales Anliegen darstellen. Denn heute gilt mehr denn je, was der Präsident des Theodor Körner Fonds Herbert Tumpel in diesem Zusammenhang betont: „Unsere Zukunft wird davon abhängen, inwieweit wir bereit sind für demokratische Werte, für Offenheit, für Fairness und Gerechtigkeit einzutreten.“

Mehr Infos unter:
www.theodorkoernerfonds.at

Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor klaus.mulley@akwien.at oder die Redaktion aw@oegb.at


Info&News
Zielgruppe: SchülerInnen aller Schulen der Sekundarstufe II, d. h. ab der 9. Schulstufe der Poly-technischen Schulen, Berufsschulen, Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen, AHS.
Einsendeschluss: 15. März 2013
Preisverleihung: 26. April 2013 durch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Bundesministerin Dr. Claudia Schmied
Kontakt:
AK Wien – Theodor Körner Fonds
1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22
Tel.: 01/501 65-2393
koernerfonds@akwien.at

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