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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Ich habe was zu fairsteuern

Meinung

Ja, natürlich … Die meisten Menschen lachen, wenn ich sage, dass ich gerne Steuer zahle. Als hätte ich einen zugegeben nicht sehr lustigen Scherz gemacht. Man zahlt nicht gerne Steuern.
Es tut weh, wenn man am Lohnzettel feststellt, was netto übrig bleibt. Wenn man in prekären Dienstverhältnissen mit mehreren Einkommen seine Steuererklärung ausfüllen muss, können einem schon die Tränen kommen. Und dann lesen wir, dass in Griechenland Dutzende PolitikerInnen Abgaben hinterzogen haben. Berlusconi wurde deshalb zu vier Jahren Haft verurteilt. Und hierzulande wird demnächst der Bericht zum Verfahren wegen gewerbsmäßiger Steuerhinterziehung gegen Ex-Finanzminister Grasser erwartet. Zu schön?

Meine Freunde hinterziehen Steuern

Einige meiner besten Freundinnen und Freunde sind SteuerhinterzieherInnen. Manche von ihnen haben mit mir zu arbeiten begonnen: in der Medienbranche, mit freiem Dienstvertrag. Das Geld kam unregelmäßig, einige kassierten bar, manchmal spuckte der Bankomat nichts mehr aus. Öde Kilometergeldverrechnungen, jedwede Art von Buchführung ein Alptraum. Über Steuerreformen berichteten wir in den Nachrichten, was sie für uns bedeuteten verstanden die wenigsten. Das wurde spätestens dann klar, als die ersten vom Finanzamt Steuernachzahlungsbescheide bekamen. Woher so viel Geld nehmen? Bei manchen sprangen die Eltern ein, andere handelten sich Ratenzahlungen mit dem Finanzamt aus, bis zur Lohnpfändung in späteren Jobs. Vom Versteuern hatten die meisten von uns in der Schule  nur wenig gehört. Zu jung?
Später wurden die Adressen von SteuerberaterInnen, die sich mit unsereins auskennen, weitergegeben. Ich sammelte also Belege in einer Schuhschachtel, das Chaos war mir peinlich. Da beneidet man manchmal die, die es sich richten und kommt schon in Versuchung, zuzustimmen, etwas schwarz machen zu lassen. Die anderen machen es doch auch, ein Kavaliersdelikt. Zu intelligent?
Und dann noch die Mineralölsteuer, die Tabaksteuer, Ausgehen, Einkaufen, überall hält der Staat die Hand auf, und wenn man dann doch zu Geld kommt – wie durch eine Erbschaft – soll man zukünftig auch noch was drauf zahlen?
Ich zahle gerne Steuern. Ich betrachte sie als eine Art Eintrittsgeld in mein Leben. In „Anton Benya und der Austrosozialismus“ schreibt Heinz Kienzl: „Die Jahre 1965 bis 1995 waren eine glorreiche Epoche.“ Damals stöhnten unsere Eltern und Großeltern über die Steuern. Wir hatten Gratisschulbücher, die Infrastruktur wurde ausgebaut, das Gesundheits- und Sozialsystem, die soziale Sicherheit – mit Steuergeldern. Und wenn man einen Blick über den Tellerrand wirft, muss man sagen, dass es uns verdammt gut geht. Davon profitieren auch jene, die große Sprünge wagen und ihr Geld und auch sich selbst ins „steuerschonende Ausland“ verfrachten.

Was klagt ihr über Steuern?

Ich zahle gerne Steuern. Auch wenn ich unser Steuersystem nicht fair finde. Warum sollen die, die Leistung erbringen, arbeiten und ihr Geld fürs Leben ausgeben, verhältnismäßig mehr zahlen, als jene, die ihr Geld für sich arbeiten lassen oder die sparsame, fleißige Eltern hatten?
Ich zahle gerne Steuern. Auch wenn ich nicht immer einverstanden bin, wofür sie ver(sch)wendet werden. Und ich würde noch lieber Steuern zahlen, wenn sie fairer verteilt und SteuersünderInnen härter verfolgt würden.
Ich zahle gerne Steuern für den österreichischen Sozialstaat und wenn einmal nicht, dann denke ich an Benjamin Franklin. Der meinte: „Was klagt ihr über die vielen Steuern. Unsere Trägheit nimmt uns zweimal so viel ab, unsere Eitelkeit dreimal so viel und unsere Dummheit viermal so viel.“

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