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Engagement der Erfahrenen Workshop 2010 in Innsbruck: Übersetzerin Katrin Miketta (Weltfriedensdienst), die südafrikanische Trainerin Kethokuhle Khuzwayo und Teilnehmerin Maria Baska.

Engagement der Erfahrenen

Schwerpunkt

Wenn der Wecker nicht mehr täglich klingelt, bleibt Zeit, um sich für eine bessere Welt zu engagieren. "Global Generation" lieferte dazu jede Menge Denkanstöße.

So mitreißend, gefühlsbetont und spannend kann Erwachsenenbildung sein: „Das waren die besten Tage meines Lebens“, mit diesen Worten verabschiedeten sich ungarische Roma-Frauen nach einem dreitägigen Workshop des länderübergreifenden Projekts „Global Generation“. Persönliche Berichte über Südafrika hatten ihnen gezeigt, dass es sich lohnt, zusammenzuhalten, sich zu organisieren, zu fordern, politisch aktiv zu sein. Was können die Roma, die „Schwarzen Ungarns“, von den SüdafrikanerInnen lernen und umgekehrt? Über diese und ähnliche Fragen haben die Workshop-TeilnehmerInnen lange diskutiert.

Ältere sensibilisieren

Das Bildungsprojekt „Global Generation“ für und mit Menschen über 50 möchte globale Perspektiven aufzeigen, Ältere für die Prozesse der Globalisierung sensibilisieren, zum Nachdenken über Begriffe wie „Eine Welt“ und zum Handeln anregen. 2010 startete das von der EU geförderte Projekt in Zusammenarbeit mit der ungarischen BOCS Foundation, den beiden deutschen Organisationen Weltfriedensdienst und Brücke/Most-Stiftung sowie der österreichischen Südwind Agentur. Mit mehreren Workshops, Weiterbildungsmaßnahmen für MultiplikatorInnen sowie öffentlichen Veranstaltungen sollte der Begriff „Globales Lernen“ mit Leben gefüllt werden. „Natürlich stellt die Generation 50 plus keine einheitliche Zielgruppe dar“, so die österreichische Projektverantwortliche Andrea Sommerauer von Südwind. „Auch in unseren Gruppen gab es unterschiedliche Biografieverläufe und verschiedene Ausbildungen, nicht alle waren in Pension.“ Was die meisten TeilnehmerInnen gemeinsam hatten: Sie waren bereits vor dem Projekt in verschiedenen Organisationen politisch bzw. sozial engagiert. So wie Regina R., Hauptschullehrerin aus Bad Schallerbach, die schon im Weltladen mitgearbeitet hatte: „Ich stehe kurz vor der Pension und wollte für mich eine sinnvolle Betätigung abseits von Wellness und Babysitten finden. Tatsächlich habe ich durch Global Generation viel Neues kennengelernt.“ Zentrale Elemente des Projekts waren die dreitägigen Workshops, die mehrmals pro Jahr in den jeweiligen Ländern stattfanden, sowie alljährliche Begegnungsworkshops, bei denen die TeilnehmerInnen aus Ungarn, Deutschland und Österreich gemeinsam arbeiteten. TrainerInnen der südafrikanischen Partnerorganisationen bereicherten die Module um eine weitere Perspektive. Unter dem Motto „gesellschaftliche Umbrüche“ wurden durch persönliche Berichte das Apartheid-System, dessen Auswirkungen und Ende, aber ebenso die Ereignisse rund um den Fall der Berliner Mauer (auch aus der Sicht der früheren DDR-BürgerInnen) wieder lebendig und dazu Fragen diskutiert: Was passiert nach einem gesellschaftlichen Umbruch? Wie gehen Menschen aus verschiedenen Ländern damit um? Ein anderes Mal wurden Strategien der Konfliktbearbeitung präsentiert und die TeilnehmerInnen konnten diese mit jenen ihrer Familien und ihrer Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichen.

Lebenserfahrung zählt

Andrea Sommerauer: „Der Austausch zwischen den Teilnehmenden aus den verschiedenen Ländern war sehr bereichernd, obwohl sich die Sprache zum Teil als große Herausforderung erwies. Aber schließlich ist der Umgang mit Barrieren, die in der interkulturellen Dimension immer eine Rolle spielen, auch Teil des Programms.“
Susanne Loher von Südwind Oberösterreich war 2011 Kursleiterin bei den in Schloss Puchberg veranstalteten Workshops: „Alle fanden es sehr wohltuend, einmal in einer Runde von Gleichaltrigen mit ähnlichen Interessen zu sein und mit diesen ihre Erfahrungen auszutauschen.“ Neue Netzwerke sind entstanden. Regina R.: „Ich habe eine Berlinerin kennengelernt, die als Au-pair-Großmutter unterwegs ist, eine andere Teilnehmerin arbeitet bei einem Hilfsprojekt in Afrika mit.“

Lebenslinien

In den Workshops wurde nicht nur geredet und diskutiert, sondern auch gemeinsam gekocht, gelesen oder Theater gespielt. Externe Referentinnen konnten im Rahmen der Workshop-Reihen aufgrund begrenzter Ressourcen nur sparsam eingesetzt werden: 2011 sprach Attac-Mitarbeiter und Buchautor Christian Felber zum Thema „Gemeinwohlökonomie“, 2012 referierte Simon Burtscher von der Anlaufstelle für MigrantInnen „okay“ über das Einwanderungsland Vorarlberg.
Ergänzend zu den Workshops wurde das Weiterbildungsprogramm „Globale Perspektiven. Veränderungen für das Land!“ speziell für MultiplikatorInnen, die mit älteren Menschen arbeiten, angeboten. In fünf dreitägigen Seminaren konnten die KursteilnehmerInnen lernen, Themen wie Entwicklungszusammenarbeit oder Verteilungsgerechtigkeit in ihren Arbeitsalltag zu integrieren und Veränderungsprozesse anzustoßen.
Das von der UNESCO im Jahr 2010 als „Dekadeprojekt Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnete Projekt wird Ende des Jahres abgeschlossen. Die im Rahmen von „Global Generation“ entstandene Wanderausstellung „Lebenslinien. Menschen in Afrika und Europa“ kann auch danach noch gebucht werden. Die Ausstellung besteht aus 16 Kurzporträts von Workshop-TeilnehmerInnen im Alter von 51 bis 73 Jahren, die aus Deutschland, Österreich, Südafrika, Burkina Faso, Guinea, Senegal und Ungarn kommen.
Sie erzählen, was ihnen wichtig ist im Leben, wie sie mit gesellschaftlichen Veränderungen umgegangen sind und was sie sich für die Zukunft wünschen. Die Ausstellung wandert durch die teilnehmenden Länder (in Südafrika in englischer Sprache) und war unter anderem schon in Linz und Götzis zu sehen. Von 6. Oktober bis 16. Dezember 2012 macht sie Station im Museum Arbeitswelt in Steyr. Ab 2013 kann die Wanderausstellung für 80 Euro pro Woche noch gebucht werden.
Außerdem ist das umfangreiche Trainingsmaterial weiterhin erhältlich. Eine ausführliche Literatur- und Linkliste zu Themen der Entwicklungszusammenarbeit, Afrika, Globalisierung, Kultur, Krieg, gesellschaftlichem Umbruch, Geschichte und Alter finden sich auf der Website www.global-generation.org.

Info&News
Die beteiligten Organisationen:
BOCS Foundation, Ungarn:
arbeitet seit 1975 zum Globalen Lernen, zu Gerechtigkeit, Frieden, Umweltschutz, internationaler Entwicklung, Menschen- und Frauenrechten sowie Familienplanung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. www.bocs.hu

Südwind Agentur, Österreich:
setzt sich seit über 30 Jahren mit Aktionen, Kampagnen, Bildungsarbeit und dem gleichnamigen Magazin für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen ein.
www.suedwind-agentur.at

Weltfriedensdienst e.V., Deutschland:
friedens- und entwicklungspolitische Organisation mit über 50 Jahren Erfahrung. Der WFD unterstützt Basisinitiativen in Afrika, Lateinamerika und im Nahen Osten.
www.wfd.de
Brücke/Most-Stiftung, Deutschland:
trägt seit 1997 zur Kooperation zwischen Deutschland und den ostmitteleuropäischen Ländern bei. Kulturelle Veranstaltungen, Bildungsangebote und Publikationen fördern die interkulturelle Verständigung.
www.bruecke-most-stiftung.de

Sinani – Programme for Suvivors of Violence:
Die südafrikanische NGO setzt sich in der Konfliktregion Kwa Zulu Natal für bessere Lebensbedingungen der Menschen ein. Hauptarbeitsbereiche sind Armutsbekämpfung, Aids und Friedensarbeit.
www.survivors.org.za

STEPS (Social Transformation and Empowerment Projects):
südafrikanische gemeinnützige Organisation internationaler und südafrikanischer FilmemacherInnen, die Dokumentar- und Kurzfilme produzieren. Filmvorführungen, Informationsaustausch und gemeinsames Lernen über HIV/AIDS, Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte sollen zur Eindämmung der HIV/AIDS-Pandemie im südlichen Afrika beitragen.
www.steps.co.za

Internet:
Infos und Bestellung der Wanderausstellung:
andrea.sommerauer@suedwind.at
www.suedwind-agentur.at

Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin afadler@aon.at oder die Redaktion aw@oegb.at

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