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Das Prinzip Leidenschaft Im Internat des Leistungssportzentrums ÖLSZ trainieren 120 AthletInnen in den Sportdisziplin Fechten, Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen, Judo, Tennis, Triathlon und Fußball.

Das Prinzip Leidenschaft

Schwerpunkt

Die Besten wollen Austria und ÖLSZ Südstadt hervorbringen. Nachwuchsförderung im Sport bedeutet Bildung, soziale Verantwortung und Fairness.

Brot und Spiele für die Jüngsten. Zwei nur scheinbar sehr unterschiedliche Leitungsfunktionen hat Wolfgang Katzian inne – der GPA-djp dient er bereits sieben Jahre als Vorsitzender, den Fußballverein FK Austria begleitet Katzian seit fünf Jahren als Präsident. „Parallelen sehe ich darin, dass in beiden Bereichen der Teamgeist die Basis für den Erfolg ist, dieses Prinzip versuche ich sowohl in der Gewerkschaft als auch im Fußball zu leben“, erklärt Katzian. Gemeinsame Nenner: „Tradition, Prinzipientreue, Weiterentwicklung, Innovation, Nachwuchsarbeit und vor allem Leidenschaft.“ Seine Hingabe für den Fußball wurde früh geweckt: „Austrianer wurde ich schon mit fünf Jahren, als mich mein Papa zu einem Spiel ins Stadion mitgenommen hat – daraus entstand eine fußballerische Liebe, die bis heute hält. Gewerkschafter wurde ich quasi mit meinem Berufseintritt (Anm.: Ausbildung zum Bankkaufmann) in die damalige österreichische Länderbank. Ein Vertrauensmann hat mich angesprochen. Ich bin nach Hause gefahren und habe meine Eltern gefragt, ob ich beitreten soll. ‚Das ist wohl klar, dass sich Arbeitnehmer organisieren müssen‘, haben sie gesagt, weil es für sie selbstverständlich war.“

Austria-Nachwuchsakademie

Die Jugendförderung wird in Gewerkschaft wie Sport gelebt und von Wolfgang Katzian, Vater eines Sohnes, mit großem Engagement vorangetrieben. Was sich in Form der Wiener Austria-Jugendmannschaften heute bewährt, musste nach dem Zweiten Weltkrieg erst mühselig wieder aufgebaut werden. Bundesnachwuchszentren und Nachwuchsakademien – betreut von Vereinen und Landesverbänden – sorgen heute für erfolgreiche Mini-Spitzensportler. Nur wenige Meter vom Franz-Horr-Stadion am Laaer Berg residiert die 2010 eröffnete Austria-Nachwuchsakademie. Drei Spielfelder inklusive Kunstrasenfeld, eine Sporthalle, Kabinen und Fitnessräume sorgen für optimalen Trainingsstandard. „In der Akademie haben wir mit vielen Partnerfirmen vorgesehen, dass jeder, der dort die höhere Fußballschule absolviert, nebenbei auch eine schulische Ausbildung abschließt. Das ist uns ganz wichtig. Nicht jeder schafft den Sprung zum Profi-Fußballer.“ Doch nicht nur körperlich und geistig sollen die jungen Talente wahre Höchstleistungen erbringen, Teamgeist und soziales Verhalten stehen im Vordergrund. „Wir haben unsere fünf Punkte der Ehre auch in unserem Klub-Leitbild verankert. Wir wollen immer ein Vorbild sein, wir stehen für Fairness auf und außerhalb des Platzes. Wir stehen für Familie, wir haben Tradition und unsere Grundsätze. Fußball hat sehr viel mit Leidenschaft zu tun“, weiß der Austria-Präsident.
Im Leitbild der Veilchen lässt das Präsidium u. a. verlauten: „Austrianer sind nicht irgendwelche ‚Fußballfans‘, sondern die Besten der Guten. Und sich ihrer Vorbild-Funktion für den violetten Nachwuchs und für die Zukunft des österreichischen Spitzen-Fußballs immer bewusst.“ Wolfgang Katzian weiß, dass auch die Menschen auf den Tribünen Respekt und ein gutes Vorbild verdienen: „Unsere Spieler müssen sich immer eines vor Augen halten: Viele Sponsoren unterstützen uns tatkräftig, aber auch viele ‚normale ArbeitnehmerInnen‘ besuchen unsere Spiele, kaufen unser Trikot und stehen wegen uns auf der Tribüne. Sie vergessen für 90 Minuten ihr Umfeld – und sei es noch so schwierig. Daher ist klar: Gerade ihnen müssen wir ein kleines Stück zurückgeben. Wenn sie spüren, dass wir uns auf dem Feld zerreißen, alles für den Erfolg tun, was möglich ist, dann werden sie auch hinter uns stehen, wenn wir verlieren.“ Auch für die Austrianer gilt „das Prinzip Leidenschaft“, weiß der Präsident. „Die Freude über gute Leistungen und der Stolz auf die eigene Mannschaft dürfen nicht in Hass auf die Gegner oder gar in Gewalt ausarten. Soziale Verantwortung übernehmen, das leben wir selber auch vor.“ Die Austria unterstützt eine Reihe von Projekten, u. a. „Nein zu arm und krank“, den Behindertensportverband und die Krebshilfe.

Leistungssportzentrum Südstadt

Thomas Muster, Jürgen Melzer und Claudia Heill gehören zu den bekanntesten SportlerInnen, die im ÖLSZ Südstadt ausgebildet wurden. „Doch auch wer nicht zum Spitzensportler wird, soll ein solides Fundament für die Zukunft erhalten“, erklärt Wolfgang Moser, seit 2007 Leiter des österreichischen Leistungssportzentrums Südstadt in Maria Enzersdorf. Der einstige Weltklasse-Segler und Weltranglistenerster hat gemeinsam mit Andreas Hagara bei der österreichischen Ausscheidung für die Olympischen Spiele 2000 gegen Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher in der letzten Fahrt mit dem kleinstmöglichen Rückstand verloren. Wie bekannt, wurde das Team Hagara/Steinacher Olympiasieger. Moser ist 2000 vom aktiven Sport zurückgetreten, er trauert dieser Zeit nicht nach. „Hätte ich weitergemacht, wäre unser zweites Kind wahrscheinlich nicht auf der Welt.“

Schule und Sport verbinden

Im Internat des Leistungssportzentrums ÖLSZ trainieren 120 AthletInnen in den Sportdisziplinen Fechten, Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen, Judo, Tennis, Triathlon und Fußball. Meist können die Kids ihre Ausbildung im Alter von 15 Jahren beginnen, 455 Euro pro Monat kostet der Platz im Internat. Doch wer im ÖLSZ aufgenommen werden will, muss erst vom seinem jeweiligen Verband vorgeschlagen werden. Auch das ÖLSZ Südstadt setzt auf ein duales Ausbildungssystem: „Wer zu uns kommt, hat die Möglichkeit Schule und Sport auf hohem Niveau zu verbinden“, sagt Wolfgang Moser. Neben den obligaten schulischen Leistungen müssen auch sportliche Ziele erreicht werden – der Leistungskorridor wird vom Trainer festgesetzt. Zwei Trainingseinheiten pro Tag, immerhin drei bis viermal pro Woche, sind zu absolvieren – Vormittag und Nachmittag oder abends. Nach der Vormittagseinheit und auch am Samstag müssen die Kids drei bis fünf Stunden die Schulbank drücken. Generell dauert die Schule um ein Jahr länger als gewöhnlich – etwa fünf Jahre für die Gymnasium-Oberstufe statt vier. Aber auch eine Lehre ist durch Kooperationspartner möglich. Zum Training zählt auch die Regeneration – physiotherapeutische Maßnahmen, Massagen, medizinische Betreuung –, um wieder fit für das nächste Training zu sein.
Moser: „Wenn die Doppelbelastung eine Überforderung ist, setzen wir uns zusammen und beraten, was zu tun ist.“ Im Internat herrscht absolutes Alkohol- und Rauchverbot. Freilich steht der Sportler und nicht der Genussmensch im Mittelpunkt. „Bei uns muss sich jeder, wenn er fortgeht, abmelden.“ Die Jugendlichen können selbst entscheiden, wie lange sie ausgehen, doch ob sie ihre Ziele weiterhin im Auge haben, wird streng beobachtet. Eines der aktuellen Vorbilder für die ÖLSZ-SchülerInnen ist die 18-jährige Synchronschwimmerin Livia Lang. Gemeinsam mit der ÖLSZ-Absolventin Nadine Brandl, 21, ist sie bei Olympia 2012 angetreten.

Katzian: „Unser Ballack heißt Vrsic“

Nachwuchsföderung wird auch im Fußball immer wichtiger. Nicht zuletzt die vielen Konkursfälle in der österreichischen Bundesliga (Austria Kärnten, FC Kärnten GAK, SW Bregenz, Wacker Innsbruck usw.) veranlassten die Vereine dazu, wieder vermehrt eigene Spieler auszubilden. Hier sieht Wolfgang Katzian Parallelen zur Wirtschaft: „Da habe ich unter anderem auch aufgrund der Ereignisse rund um ÖGB und Bawag viel gelernt. Klar ist: Für finanzielle Abenteuer und windige Finanzierungsmodelle bin ich nicht zu haben – das wissen auch alle. Bei aller Leidenschaft muss das Machbare im Vordergrund stehen und ich kann mir den einen oder anderen Top-Spieler zwar wünschen, aber wir müssen ihn auch finanzieren können. Unser Michael Ballack heißt Dare Vrsic.“ Austria-Akademie contra Transfermillionen: „Teil unseres Konzeptes ist außerdem, dass wir den eigenen Nachwuchs forcieren, und die Jungen haben mittlerweile auch gesehen, dass das keine leeren Worte sind. Wie jüngste Maßnahmen zeigen – Verpflichtung des Spielers Murg, Srdan Spiridonovic von den Amateuren in die Kampfmannschaft – ist die Austria für junge Fußballer eine Top-Adresse. Diesen Weg gehen wir trotz gelegentlicher Rückschläge auch weiter.“

Internet:
Österreichisches Leistungssportzentrum Südstadt:
www.oelsz.at
Austria-Akademie:
www.fk-austria.at/AKADEMIE.747.0.html
Fußballverein FK Austria:
www.fk-austria.at
Sportmittelschule Wendstattgasse:
www.sms10.at

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