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In Kanada wächst so viel Weizen … Streikende Landarbeiter in Kalifornien forderten 1933: "Entwaffnet die reichen Farmer oder bewaffnet die Arbeiter zur Selbstverteidigung." Sie fürchteten weitere brutale Angriffe.

In Kanada wächst so viel Weizen …

Historie

Während die Menschen hungerten, wurde Weizen ins Meer geschüttet, um den Preisverfall des Getreides am Weltmarkt zu stoppen.

1933 erreichte die erste große Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Überall auf der Welt hungerten die Menschen, weil sie keine Arbeit fanden und sich nichts zum Essen kaufen konnten, und manche verhungerten. Sie hätten nicht streben müssen, denn es war eine weltweite Überproduktion an Lebensmitteln zu verzeichnen.

Die  landwirtschaftliche Überproduktion hatte die große Krise sogar ausgelöst, sie war eine Folge der Entwicklung in den 1920er-Jahren. In den großen europäischen Staaten erholte sich die Landwirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg bald (Österreich stellte eine der Ausnahmen von der Regel dar), die junge Sowjetunion forcierte ihre Weizenexporte und Argentinien drängte ebenfalls als neuer Getreideexporteur auf den Weltmarkt, während Australien und Neuseeland mit billigen Fleischprodukten die Inlandsmärkte Europas, der USA und Kanadas unter Druck setzten. Gleichzeitig führte der Einsatz von Kunstdünger zu höheren Ernteerträgen und die Mechanisierung der Landwirtschaft erreichte vor allem in den USA einen neuen Standard. Traktoren und Mähdrescher machten die riesigen Weizenfelder der „Great Plains“, der früheren Grasprärie, zunächst sehr profitabel.

Der Preisverfall bei landwirtschaftlichen Produkten durch besonders gute Ernten 1927 und 1928 löste noch während des Wirtschaftsbooms einen Teufelskreis aus: Weniger Umsatz, mehr Arbeitslosigkeit, Rückgang der Kaufkraft. In den USA und Kanada versuchte man, die auf den Markt kommende Gütermenge durch Lagerung in Getreidesilos zu reduzieren, aber ab dem Zusammenbruch der New Yorker Börse 1929 waren dafür keine Kredite mehr zu bekommen. Da der Silo-Bau nicht mehr finanzierbar war und die Preise weiter sanken, ließen manche nordamerikanische Agrarunternehmen Weizen ins Meer schütten, während gleichzeitig der Hunger zur Alltäglichkeit wurde.

Die Agrarriesen und Großgrundbesitzer erholten sich von der Krise bald wieder, das gilt für Nordamerika wie für Österreich. Die landwirtschaftlichen ProduzentInnen übten hier schon Anfang der 1930er-Jahre, noch vor dem Höhepunkt der Krise, großen politischen Einfluss aus. Sie sicherten sich durch Zollschutz und Inlandsabsatzförderung einen deutlichen Wettbewerbsvorteil, den sie auch unter der austrofaschistischen Diktatur von 1934 bis 1938, als es keine staatsunabhängigen Gewerkschaften mehr gab, erfolgreich verteidigten. Man berichtete stolz, dass der Inlandsbedarf an Nahrungsmitteln immer besser aus der eigenen Produktion gedeckt werden könne. Man verschwieg aber schamhaft, dass dies nicht zuletzt eine Folge der Verarmung der Bevölkerung durch die hohe Arbeitslosigkeit war. Die Menschen kauften nur das Notwendigste und davon das Billigste, zum Beispiel Roggenbrot statt Backwaren aus Weizen, von dem noch immer große Mengen eingeführt werden mussten. Auch bei Fleisch, Milch und Milchprodukten ließ Not den Bedarf stark absinken. So kam es etwa in der Steiermark zu einem Milchüberschuss von 60.000 Litern, die nicht abgesetzt werden konnten.

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