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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Das geht vorbei...

Meinung

Treffen sich zwei Planeten im All.

Sagt der eine zum anderen: "Du siehst aber schlecht aus!" Der andere: "Ja, mir geht’s auch nicht gut, ich habe Homo Sapiens." Sagt der erste: "Mach dir nichts draus, das hatte ich auch mal, das geht vorbei!"

Die "Krankheit" Homo Sapiens

Der Witz ist alt - aber nachhaltig. Denn die "Krankheit" Homo Sapiens breitet sich rapide aus. Während für die Erde auch ein Bestehen ohne uns möglich wäre, haben wir keine Chance ohne die Ressourcen unseres Heimatplaneten. Und die werden immer knapper. Auch deshalb heißt das Zauberwort der letzten Jahre Nachhaltigkeit. Der Begriff stammt aus der Forstwirtschaft. Anfangs ging es darum, nicht mehr Holz zu fällen, als jeweils nachwachsen kann. Ein Prinzip, auf das schon die Altvorderen - Griechen, Römer - gerne vergaßen. Um Schiffe zu bauen, haben sie ganze Landstriche entwaldet. Die Folgen sind an den Mittelmeerküsten auch heute nicht zu übersehen.
Der Begriff Nachhaltigkeit wird gegenwärtig inflationär gebraucht - alles ist nachhaltig: die Hautcreme, der Kräutertee, das Auto, das T-Shirt, die Energie und natürlich die Politik. 1972 wurde der Begriff im Bericht "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome erstmals in der Bedeutung "Zustand des globa-len Gleichgewichts" verwendet. Damals warnte man eindringlich vor den Gefahren des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums, der Nahrungsmittel- und Energiekrise, der Erschöpfung natürlicher Ressourcen und der Umweltverschmutzung. Die "Grenzen des Wachstums" haben wir in den letzten 40 Jahren mehr als gedehnt: Fossile Energiereserven gehen zur Neige, die Erde erwärmt sich, Regenwälder werden abgeholzt, die Meere sind überfischt, Plastik hat sich als erschreckend nachhaltig erwiesen und die Atomenergie hat uns seither mehr als eine nachhaltige Katastrophe beschert. Nachhaltig einzementiert scheinen auch die Unterschiede zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden der Welt. Nach wie vor gibt es Hunger. Genmanipulierte Pflanzen machen riesige Konzerne reich, mit Nachhaltigkeit haben sie aber gar nichts zu tun!
Manchmal scheint es, als würden wir im Krieg mit künftigen Generationen liegen, betrachtet man den Zustand, in dem wir ihnen diese Erde hinterlassen. "Und ich begehre nicht schuld daran zu sein!", hat Matthias Claudius 1779 geschrieben. Ich will mich nicht an der Zerstörung unseres Planeten beteiligen, doch so einfach ist es nicht, nachhaltig zu leben, selbst, wenn ich in der privilegierten Lage bin, es mir leisten zu können. Ja, ich trenne Müll und versuche Plastik zu vermeiden, ich nehme oft eine Tasche zum Einkaufen. Auto habe ich keins mehr. Auch die George-Clooney-Kaffeemaschine ist aus meiner Küche ausgezogen und wurde durch eine Espressokanne mit fairem Kaffee ersetzt. Gerne erstehe ich Kleidung, deren ProduzentInnen es gut geht, die fair behandelt werden. Natürlich kaufe ich auch biologische Lebensmittel, komme aber ins Nachdenken, wenn diese um den halben Globus geflogen werden. Ich schalte die meisten meiner Elektrogeräte in der Standby-Funktion ab, nur eben nicht alle.

Nachhaltiger Fußabdruck

Aber ich arbeite mit Handy und Computern, die nicht nur viel Strom verbrauchen, sondern auch unter alles andere als nachhaltigen Gesichtspunkten erzeugt werden. Ich verbrauche viel Papier. Mein ökologischer Fußabdruck beträgt 6,33 Hektar, habe ich auf www.fussabdruck.at gemessen, und liegt somit über dem österreichischen Durchschnitt von 4,9 Hektar. Ich hinterlasse also nachhaltige Schäden auf die-sem Planeten. Ich bin Teil der Krankheit Homo Sapiens. Doch ich gelobe Besserung: "Wir haben keinen Plan(et) B!"

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