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"Jeder woass, dass a Geld nit auf da Wiesen wachst ..." Der Löwenanteil geht an AnteilseignerInnen und AktionärInnen! Diese Gruppen profitieren am meisten vom Aufwärtstrend und erzielen eine zweistellige Rendite von mehr als 14 Prozent, ein absolut hervorragender Wert.
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"Jeder woass, dass a Geld nit auf da Wiesen wachst ..."1

Schwerpunkt

Der AK-Unternehmensmonitor 2011 zeigt, wer von Gewinnen profitiert.

Angesichts nervöser Finanzmärkte, irrationaler Ratingentscheidungen und einer immer mehr unter (Spar-)Druck stehenden Regierung fragen sich Anfang des Jahres viele: Wie steht es denn wirklich um die österreichischen Unternehmen und damit nicht zuletzt um den eigenen Arbeitsplatz? Der AK-Unternehmensmonitor hat sich dieser Frage angenommen: Im Unterschied zu makroökonomischen Betrachtungsweisen bezieht dieses spannende Instrument die Informationen einzig aus den Unternehmen selbst, nämlich aus den jährlich veröffentlichten Geschäftsberichten. Für 2010 konnten die Jahresabschlüsse von mehr als 1.000 österreichischen Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaften und GmbH) in die Analyse einbezogen werden. Die Performance dieses repräsentativen Samples der wichtigsten heimischen Betriebe kann sich sehen lassen: Allein aus dem operativen Geschäft erzielten die untersuchten großen und mittelgroßen Kapitalgesellschaften im Jahr 2010 wieder 4,8 Prozent EBIT-Marge. Damit bleiben alleine aus dem Kerngeschäft im Schnitt von 100 Euro Umsatz fast fünf Euro Gewinn.

Der Löwenanteil geht an ...

AnteilseignerInnen und AktionärInnen! Diese Gruppen profitieren am meisten vom Aufwärtstrend und erzielen eine zweistellige Rendite von mehr als 14 Prozent, ein absolut hervorragender Wert. Die Unternehmen der Sachgütererzeugung übertreffen den ausgezeichneten Durchschnitt sogar noch deutlich mit einer Eigenkapitalverzinsung von fast 25 Prozent. Nicht nur die Rentabilität des Eigenkapitals hat sich deutlich verbessert, auch die Dividenden klettern in Rekordhöhen: Gemessen an der Lohn- und Gehaltssumme macht das Ausschüttungsvolumen aktuell 44 Prozent aus.
Für die ArbeitnehmerInnen hat sich hingegen der Anteil an der Wertschöpfung reduziert und fällt im Jahr 2010 sogar niedriger als 2008 aus. Die deutliche Produktivitätssteigerung kommt damit nahezu ausschließlich den Unternehmen zugute: Die KapitalgeberInnen erhalten bereits fast 40 Prozent des geschaffenen Wertes. Während sich die Beschäftigten in der Krise mit geringeren Lohn- und Gehaltsabschlüssen sowie mit Kurzarbeit maßgeblich an der Krisenbewältigung beteiligt haben, konnten sie im Gegenzug nicht im selben Ausmaß am zuletzt wieder guten Ergebnis partizipieren.

Gerade jetzt: Investieren!

Bei der kurzfristigen Jagd nach satten Profiten und hohen Dividenden bleibt die Investitionstätigkeit auf der Strecke: Die österreichischen Investitionswachstumsraten haben sich im Zeitraum 2001 bis 2008 gegenüber den 1990er-Jahren halbiert. Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit hinter Italien im untersten Drittel der OECD-Länder.2 Doch statt langfristig ins Unternehmensvermögen zu investieren und damit konkurrenzfähig zu bleiben, werden die erzielten Gewinne lieber als Dividende verpackt: In den vergangenen fünf Jahren wurden im Schnitt mindestens 90 Prozent, maximal sogar bis zu 123 Prozent des Sachinvestitionsvolumens, an AnteilseignerInnen und AktionärInnen abgeführt.
Als besonders großzügig sind die Ausschüttungen in der Sachgütererzeugung zu beurteilen: Der Umfang der auf Basis der Gewinne 2010 beschlossenen Dividenden ist mehr als doppelt so hoch ausgefallen wie das Investitionsvolumen in Sachanlagen (z. B. Immobilien oder Maschinen). Doch am fröhlichen Dividendenreigen nimmt nur ein elitärer Kreis teil: Nicht einmal vier Prozent der heimischen Haushalte besitzen Aktien, davon entfallen allein auf das oberste Einkommenszehntel rund 80 Prozent. Hier gilt es möglichst rasch mit zukunftsweisender Unternehmenspolitik gegenzusteuern. Dafür ist eine zurückhaltende Dividendenpolitik wichtige Voraussetzung, denn das Einbehalten von Gewinnen bietet den notwendigen Spielraum für Investitionen, die wiederum Arbeitsplätze schaffen und nachhaltig den Unternehmenswert steigern.
Unter diesen wünschenswerten Rahmenbedingungen dürfen ArbeitnehmerInnen mit besseren Jobperspekti-ven und mehr Arbeitsplatzsicherheit rechnen.

Liquide aufgestellt, solide finanziert

Die österreichischen Unternehmen haben den Ergebnissen des AK-Monitorings zufolge ihre Finanzierungsstruktur im Vorjahr wieder deutlich verbessert. Besonders gut steht es um die Zahlungsfähigkeit: Die durchschnittliche Liquidität erreicht fast 106 Prozent, mit diesem finanziellen Rückhalt können kurzfristig fällige Schulden jederzeit getilgt werden.
Das beste Viertel der untersuchten Betriebe darf sich sogar über fast doppelt so hohe liquide Mittel freuen. Im Hinblick auf das derzeit unsichere Konjunkturumfeld wirkt die positive Entwicklung der Zahlungsfähigkeit mehr denn je als wichtiger Stabilitätsindikator. Sollte es - angetrieben von volatilen Finanzmärkten - zu finanziellen Engpässen kommen, verfügen die großen und mittelgroßen Kapitalgesellschaften über ausreichend Liquidität, um mögliche Schwierigkeiten kurzfristig zu überbrücken.
Der hohe Liquiditätsgrad, kombiniert mit einer soliden Eigenkapitalausstattung von durchschnittlich 43 Prozent, bescheinigt den Unternehmen eine nachhaltig verlässliche Finanzierungsstruktur. Im Sektorenvergleich gelten Energie- und Wasserversorger als besonders krisensicher, deren Gesamtvermögen ist zu mehr als der Hälfte (55,6 Prozent) mit Eigenkapital finanziert, ein unangefochten hoher Spitzenwert.
Was als Finanzkrise im Jahr 2008 begonnen hat, manifestiert sich aktuell immer mehr im Unwort "Staatsschuldenkrise". Die derzeit viel diskutierten hohen Staatsverschuldungen sind jedoch vor allem auf die umfangreichen Stabilisierungsmaßnahmen für den Finanzmarkt sowie Konjunktur- und Bankenhilfspakete zurückzuführen.
Jetzt sind es die öffentlichen Haushalte, die unter dem Druck von Ratingagenturen in die Budget- und Schuldenbremsbredouille geraten. Gerade in Zeiten hoher Defizite muss sich der Staat ganz besonders auf faire Beiträge zur Finanzierung verlassen können. Doch diese Rechnung geht - zumindest was die Unternehmensabgaben betrifft - nicht auf: Lediglich ein geringer Teil der erwirtschafteten Gewinne wird als Steuer abgeführt.

Kein "Hochsteuerland"

Die effektive Steuerleistung der Unternehmen ist mit 17,0 Prozent im Jahr 2010 am absoluten Tiefstwert angelangt, vom viel gescholtenen "Hochsteuerland für Unternehmen" ist Österreich damit weit entfernt. Der tatsächliche Steuersatz liegt seit 2005 jeweils unter 20 Prozent und unterschreitet damit den gesetzlichen Körperschaftsteuersatz von 25 Prozent mehr als deutlich.
Die heimischen Unternehmen haben sich binnen kurzer Zeit erholt und die Krise sehr gut überstanden.

Steuerschlupflöcher schließen

Für den Staat heißt es jedoch weiterhin auf den gerechten Anteil warten: Dabei haben die vorgenommenen Stabilisierungs- und Konjunkturmaßnahmen erheblich dazu beigetragen, dass Österreich die Krise vergleichsweise gut gemeistert hat.
Es erscheint daher nur mehr als gerecht, dass dem öffentlichen Haushalt im Gegenzug endlich faire Unternehmenssteuern zufließen, die unbedingt notwendig für die anstehende Budgetkonsolidierung sind. Damit dies gelingt, ist neben dem Schließen von Steuerschlupflöchern die angedachte Anhebung des Körperschaftssteuersatzes eigentlich ein Gebot der Stunde.

Internet:
AK-Unternehmensmonitor der AK NÖ, OÖ und Wien:
tinyurl.com/76yf689
Schreiben Sie Ihre Meinung an die AutorInnen
christina.wieser@akwien.at 
markus.oberrauter@akwien.at 
oder die Redaktion
aw@oegb.at 
 

1 Frei nach Hubert von Goisern (aus: "Brenna tuats guat").
2 Priewe, Jan/Rietzler, Katja (2010): Deutschlands nachlassende Investitionsdynamik (1991-2010). Ansatzpunkte für ein neues Wachstumsmodell, Bonn, S. 7

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