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Der Prozess Um keine Angriffsfläche zu bieten, war das Titelbild zum Prozessbericht symbolisch. Es zeigte eine Probe zur AK-Aktion "Bundestheater in die Bundesländer" mit den Schauspielern Weber, Evangelides und Czerwenka.

Der Prozess

Historie

Im Herbst 1996 berichtete die "Bildungsinfo" von AK und ÖGB über den Kampf der Gewerkschaftsjugend gegen Rechtsextremismus im Unterricht.

Man schrieb das Jahr 1994. Die Gewerkschaftsjugend-Mitglieder des Jahres 2011 waren noch nicht geboren oder ganz kleine Kinder. Ein Berufsschullehrer wurde wegen Verdachts auf nationalsozialistische Wiederbetätigung angezeigt, aber das Verfahren verschleppt, die massiven Proteste der ÖGJ ignoriert. 1996 kam es dann doch zum Prozess. Die "Bildungsinfo" von AK und ÖGB, die damals auch an alle JugendvertrauensrätInnen ausgeschickt wurde, berichtete darüber:

Und so ist es dazu gekommen. Richard R. unterrichtete Elektrotechnik an einer Wiener Berufsschule. Eigentlich kein Gegenstand für ausschweifende historische Betrachtungen. R. sieht das aber anders. "Zur Erholung und damit die Schüler danach entspannt weiterarbeiten können", fühlte er sich bemüßigt, zwischen Trafo und Gleichstrom über Gaskammern in Dachau zu plaudern und diese - wenn die Gelegenheit schon einmal da war - auch gleich zu leugnen. … Couragierte Schüler beschwerten sich beim Direktor über diese untragbare "Unterrichtsgestaltung" und es kam 1994 zur Anzeige. … Spät, und weil es sich eben nicht "vermeiden" ließ, begann dann im Mai 1996 die Gerichtsverhandlung gegen Richard R. …
Richter Hans Peter Januschke hielt dem angeklagten Lehrer die Stange und sprang mit den jungen Zeugen in unvorstellbarer Weise um. … "Nichts über Auschwitz? War es also generell oder partiell? Das ist doch ein Unterschied, den man auch einem Berufsschüler erklären können müsste!" Zu seinem besonderen "Feindbild" erkor sich der Richter die Gewerkschaftsjugend, die ihre Aufgabe auch darin sieht, "im Rahmen ihrer Politik vom Rechtsextremismus gefährdete Jugendliche wieder auf den Boden von Demokratie und Toleranz zu führen". Januschke zum ÖGJ-Bundessekretär als Zeugen: "Sie wollen also die Weltanschauung der Lehrlinge ändern, so es Ihnen nicht genehm ist - es ist sozusagen Ihre Funktion, sie umzupolen. Da kann man quasi sagen, dass sich die Wirtschaft der Gewerkschaft bedient, um ihr gesinnungsmäßig angenehme Arbeitnehmer zu rekrutieren." Kollege Mernyi ließ sich aber nicht einschüchtern: Er forderte konsequent und entschlossen den Rücktritt des Richters Januschke. Die Medien machten den Skandal zu einem öffentlichen Thema - fast alle standen in diesem Fall auf der Seite der Zeugen.

Die Staatsanwaltschaft erklärte den Richter jetzt als befangen, er wurde ausgetauscht und der Justizminister kündigte ein Disziplinarverfahren an.
Der Lehrer Richard R. war allerdings kein Einzelfall. In der "Bildungsinfo" heißt es weiter:

Seit Jahren leistet die Gewerkschaftsjugend engagierte Aufklärungsarbeit und sammelt Material gegen rechte Lehrer. … Seit dem Skandal-Prozess des Richters Januschke läutet im ÖGJ-Sekretariat fast pausenlos das Telefon. "Es ist erschreckend, wie viele Hinweise auf braune Umtriebe wir bekommen", sagen die KollegInnen aus der ÖGJ, "wir sind aber auch begeistert, dass Schülerinnen und Schüler so viel Mut beweisen, und sich gegen nationalsozialistische Wiederbetätigung wehren. An ihrer Zivilcourage sollten sich viele Erwachsene ein Beispiel nehmen."

Für die AnruferInnen hatte die ÖGJ eine eigene Servicenummer zum Thema "Rechtes Gedankengut im Unterricht" eingerichtet (Rufnummer 0222/534 44-320 Dw.). SchülerInnen und Lehrlinge konnten hier Informationen weitergeben und/oder benötigte Hilfe bekommen.
Zusammengestellt und kommentiert von Brigitte Pellar
brigitte.pellar@aon.at
 

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