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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Der Schoß ist fruchtbar noch ...

Meinung

Ich habe schon lange keinen Nazi mehr gesehen. Also keinen von denen, wie sie damals, als ich jung war, plötzlich immer öfter im Stadtbild aufgetaucht sind.

Kahl geschoren mit Springerstiefeln und Bomberjacken haben sie die Veranstaltungen der Ewiggestrigen beschirmt. "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch", schreibt Bert Brecht im "Aufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui". Sollte er etwa nicht recht behalten haben?

Neuer Auftritt für alte Parolen

Er hat leider recht behalten, nur hat sich im Lauf der letzten 30 Jahre das Gesicht der Rechten nach und nach verändert - zu den alten Herren, die noch dabei waren, den Skinheads und den Akademikern und Studenten mit dem Schmiss im Gesicht, kamen neue, modischere Rechte, denen man ihre Gesinnung nicht so leicht ansah. Und auch deren Feindbilder - zum Antisemitismus und Rassismus kam mehr und mehr Anti-Islamismus - haben sich gewandelt seit Mitte der 1980er-Jahre Jörg Haider alten Parolen einen neuen Auftritt verpasst hat.
Seine Buberln waren keine Skinheads, sondern fesch gekleidet und modisch schick. Der Coverheld der FPÖ schaffte es, seine Partei immer näher der Mitte zu platzieren und gleichzeitig den rechten, deutschnationalen Rand nicht zu verlieren, der ihn auf den Thron gehievt hatte. Er feierte mit ihnen am Ulrichsberg und erheiterte sie mit Pointen über die Ostküste. AsylwerberInnen wollte er in Kärnten keine haben. Nur zum Islam hatte er ein gespaltenes Verhältnis, er besuchte Saddam Hussein und pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zum Sohn von el-Gaddafi, war für einen Türkei-Beitritt der EU, aber gegen den Bau von Moscheen in Kärnten.
Nachdem vor drei Jahren "die Sonne vom Himmel gefallen ist", übernahm ein anderer die Verbreitung von Rassismen und rechter Propaganda. Heinz-Christian Strache war bereits als 15-Jähriger Mitglied einer schlagenden Schülerverbindung und hatte Kontakte zur Neonaziszene. Noch heute sieht man Skinheads am Rande seiner Veranstaltungen, bei denen er - wie auch auf seinen Plakaten - gegen MigrantInnen und Islam wettert. Eine Strategie, die ihm, wie schon Haider, durchaus Stimmen bringt. Immerhin ist die FPÖ mit 34 Sitzen die drittstärkste Partei im österreichischen Parlament.
Da kann man nicht mehr nur vom rechten Rand sprechen, das ist ein Zeichen dafür, dass rassistisches und rechtes  Gedankengut in der Mitte angekommen ist.
Dass aber auch der rechte Terror eine stete Gefahr ist, beweist nicht nur das schreckliche Attentat des Norwegers Anders Behring Breivik im Juli dieses Jahres, sondern auch das Auffliegen der sogenannten "Braunen Armee Fraktion" in Deutschland, die mindestens zehn Morde zu verantworten hat, wie kurz vor Drucklegung dieser Zeitung bekannt wurde. Von all dem will der deutsche Verfassungsschutz nichts geahnt haben.

Lasst euch nicht verführen

Dass immer wieder Rassismen auf fruchtbaren Boden fallen, das bestätigt auch die Sozialanthropologin Christa Markom. Sie hat den Rassismus in Österreich untersucht und festgestellt, dass sogar antirassistische NGOs dagegen nicht ganz gefeit sind.
Es liegt wohl auch an uns selbst, unsere Sprache und unser Denken stetig neu auf Diskriminierungen zu untersuchen, und diese bei uns und anderen zu kritisieren. Zu leicht schleichen sich Vorurteile und Klischees in unser Denken und Sprechen. Um mit Brecht zu schließen: "Lasst euch nicht verführen!"

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