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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Die Segel setzen

Meinung

Piratenkönigin: Ja, das wollte ich werden, als ich ein kleines Mädchen war.

Als Küchenjunge getarnt mich an Bord eines Schiffs schleichen und mir nach und nach die Position der Kapitänin erwerben. Oh, ich wäre zu harter Arbeit bereit gewesen. Aber der Job erschien mir um so vieles erstrebenswerter als Prinzessin, Stewardess oder Verkäuferin.

Burgtheaterdirektorin oder ORF-GI

Schauspielerin stand dann später, als ich die Welt ein klein wenig realistischer betrachtete, auf meiner Berufswunschliste ganz oben. Schließlich wäre das immerhin eine Möglichkeit gewesen, eine Piratenkönigin zumindest zu spielen.
Eine kurze Phase lang erwog ich auch, in meines Vaters Fußstapfen zu treten und Rechtsanwältin zu werden, aber die Juristerei war mir letztendlich doch zu trocken. Und so verfolgte ich ein paar Jahre lang die Träume von den Brettern, die die Welt bedeuten, nahm Unterricht in Sprechen, Bewegung, Tanz, las unendlich viel, scheiterte an den Aufnahmeprüfungen im Reinhardt Seminar und Mozarteum und studierte schließlich Theaterwissenschaft und Publizistik. Burgtheaterdirektorin oder ORF-Generalintendantin waren meine kühnen Karriereziele mit Anfang Zwanzig. Und ich habe mich für sie engagiert.
Ich bin beides nicht geworden, wie Sie wissen. Sondern Journalistin. Aus einem Ferienjob, mit dem ich mir die Verwirklichung "meiner wahren Träume" - unabhängiger von meinen Eltern - ermöglichen wollte, wurden Beruf und irgendwie auch Berufung. Und ich lernte nicht nur alles über Recherche, Check und Gegencheck, sondern auch jede Menge über die technischen Gerätschaften, die notwendig waren, um Radio- und später Fernsehbeiträge zu gestalten. Manches davon ist über die Jahre zu nutzlosem Wissen geworden, denn eine Revox-Bandmaschine werde ich wohl kaum mehr bedienen können müssen.
Doch irgendwann reichte mir der Journalismus nicht mehr, ich begann mir also weiteres Wissen über Kommunikation, Sprache, Menschen anzueignen und machte eine NLP-Ausbildung. Aus dem Wunsch politische Strategien zu entlarven wurde so auch die Möglichkeit, Menschen in schwierigeren Lebenssituationen zu begleiten. Vor ein paar Jahren hatte ich dann die Idee, was ganz anderes zu machen - die hat mir immerhin eine Gastgewerbekonzession und eine Menge Wissen über Wirtschaftlichkeit und Deckungsbeiträge eingetragen. Das alles war nur der Auftakt zu einem Bildungsprozess, der hoffentlich nie enden wird. 
Ich bin heute in meinem Traum-beruf angelangt. Ich bin stolz und glücklich, Chefredakteurin der "Arbeit&Wirtschaft" zu sein, ich darf Moderationen machen und KollegInnen lehren, trainieren oder als "Energiequelle" begleiten. All das ist auch und vor allem durch die vielfältigen Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich mir auf meinem mäandernden Bildungsweg erworben habe, möglich.

Schwierige Aufgabe, große Chance

Die Vielfalt meiner Neigungen und Interessen hat meine Eltern nicht immer glücklich gemacht. Ein klarer, gerader Weg zu einem Beruf fürs ganze Leben hätte wohl mehr ihren Vorstellungen entsprochen, damals vor 25 Jahren, als ich ins Berufsleben startete. Mittlerweile haben wir längst Abschied vom Lebensarbeitsplatz genommen und müssen uns alle auf lebensbegleitendes Lernen einstellen, keine einfache Aufgabe für die/den Einzelne/n, aber eine große Chance.
Der Beruf der Piratenkönigin ist ausgestorben. Trotzdem fühle ich mich manchmal wie eine und setze die Segel für die Zukunft der Arbeit.

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