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Von wegen fair teilen ... Überraschend stark profitierte die Gruppe der EigentümerInnen. Hohe Eigenkapitalrenditen und üppige Dividenden stehen weiterhin auf der Tagesordnung.

Von wegen fair teilen ...

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Die Krise hat die Verteilungsschieflage in den heimischen Unternehmen verschärft. Satte Renditen, großzügige Dividenden - was bleibt da noch vom Kuchen?

Während viele Beschäftigte mit Kurzarbeit, Kündigungen sowie Lohn- und Gehaltseinbußen konfrontiert waren, zeigt der AK-Unternehmensmonitor, dass die österreichischen Unternehmen trotz Krisenjahr 2009 mit guten Bilanzdaten aufwarten können: Überraschend stark profitierte die Gruppe der EigentümerInnen. Hohe Eigenkapitalrenditen und üppige Dividenden stehen weiterhin auf der Tagesordnung. Im Gegensatz dazu erreicht die effektive Steuerleistung der Gewinnunternehmen ihren absoluten Tiefpunkt. Mehr denn je müssen die Unternehmen in die Verantwortung genommen werden und endlich einen gerechten Beitrag leisten.

Unternehmen am Prüfstand

Wie makroökonomische Daten bele­gen, blieb die österreichische Wirtschafts­leis­tung im Jahr 2009 nicht von der ­weltweiten Rezession verschont: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist um 3,9 Prozent zurückgegangen und die ­Arbeitslosigkeit auf 7,2 Prozent ange­stiegen.
Diese negativen Entwicklungen haben ihre Spuren auch in der heimischen Unternehmenslandschaft hinterlassen: Auftragseinbrüche gepaart mit Umsatzeinbußen und sinkenden Beschäftigtenzahlen waren die Folge. Allerdings zeigen die Ergebnisse des AK-Monitors, dass die großen Unternehmen bzw. primär deren EigentümerInnen die Krise besser als kolportiert gemeistert haben. Das neu entwickelte Monitoring stellt die Mikroebene und damit das einzelne Unternehmen in den Mittelpunkt: Für die Jahre 2005 bis 2009 wurde die Performance von jährlich bis zu 1.500 mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften unter die Lupe genommen.

Industrie mit Spitzenrenditen

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen präsentiert sich die Ertragslage der heimischen Wirtschaft durchaus robust: Wurden in den Hochkonjunkturzeiten stolze Eigenkapitalrentabilitäten von bis zu 15 Prozent erzielt, freuen sich die KapitaleignerInnen auch im Krisenjahr über eine hervorragende Rentabilität von im Schnitt zehn Prozent.
Mit einem deutlichen Abstand von 6,3 Prozentpunkten zur risikolosen Verzinsung (Sekundärmarktrendite wird der viel zitierte Mut und die Risikobereitschaft der UnternehmerInnen wohl mehr als großzügig abgegolten. Das eingesetzte Kapital der AnteilseignerInnen verzinst sich weiterhin prächtig, während es für die SparerInnen nur magere Zinsen gibt.
Besonders gut verdienen ließ es sich in der Sachgüterindustrie: Die Industriellen im Lande sind Spitzenverdiener mit einer erzielten Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital von fast 16 Prozent. Auch das operative Ergebnis (EBIT) gemessen an den Umsätzen ist 2009 recht gut ausgefallen: Es konnte eine durchschnittliche EBIT-Quote von fast fünf Prozent erwirtschaftet werden.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen außerdem, dass die Ausschüttungen der heimischen Unternehmen bezogen auf die Löhne und Gehälter in den letzten fünf Jahren massiv gestiegen sind: 2008 erreicht dieses Verhältnis mit mehr als 40 Prozent den bisherigen Höhepunkt. Umso erstaunlicher erscheint, dass dieses hohe Niveau auch im Krisenjahr 2009 (39,7 Prozent) gehalten wurde. Zum Ausschüttungskaiser hat sich einmal mehr die heimische Energiewirtschaft gekrönt: In Summe wurden rund drei Viertel der Lohn- und Gehaltssumme an die EigentümerInnen abgeführt. Angesichts der Rekordenergiekosten, mit denen die Bevölkerung derzeit zu kämpfen hat, scheinen diese hohen Dividendenzahlungen besonders unangemessen. Außerdem erzielen die Energieversorgungsunternehmen im Vergleich zu den anderen Wirtschaftszweigen die höchste EBIT-Marge von rund sechs Prozent. Diese Gewinnspanne bietet auf jeden Fall Spielraum für notwendige Preissenkungen.

Sichere Eigenkapitalausstattung

Trotz der allgemein angespannten Lage sind die untersuchten Unternehmen im Durchschnitt mit ausreichend liquiden Mitteln ausgestattet: Der Liquiditätsgrad hat sich zwar im Zeitverlauf etwas verschlechtert, erreicht allerdings auch im Krisenjahr die 100-Prozent-Marke. Zudem können sich die heimischen Unternehmen durchwegs auf eine sehr robuste Eigenkapitalausstattung verlassen: Die durchschnittliche Eigenkapitalquote liegt mit 43 Prozent immer noch in einem sehr guten Bereich und stellt damit einen verlässlichen Krisenpolster dar.
Die vergleichsweise beste Eigenkapitalquote weist einmal mehr der heimische Energiesektor mit 54,5 Prozent auf. Aber auch die anderen Wirtschaftssektoren zeichnen sich durch sehr gute Eigenkapitalquoten von über 35 Prozent aus.

Investitionsneigung 144,1 Prozent

Ein positiver Zukunftsindikator ist die Entwicklung der Investitionen: Die mittelgroßen und großen Unternehmen haben trotz Krise deutlich mehr investiert als die Wertabnutzung der Anlagen (Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge usw.) ausmacht, der Grad der Investitionsneigung in Sachanlagen liegt damit bei guten 144,1 Prozent. Weiters hat die Erholung auf den Finanzmärkten zur Folge, dass der Investitionsfokus wieder stärker auf den Erwerb von Wertpapieren und Beteiligungen gesetzt wird.
Die Ergebnisse des AK-Unternehmensmonitors zeigt eine immer größer werdende Kluft zwischen dem theoretisch gesetzlichen Körperschaftssteuersatz von 25 Prozent und den tatsächlich geleisteten Steuern. Gerade im Krisenjahr 2009 war die Steuerleistung der Gewinnunternehmen mit einer effektiven Steuerquote von 17,5 Prozent am niedrigsten. Den vergleichsweise geringsten Steuerbeitrag weist der Dienstleistungssektor mit nur 12,5 Prozent auf.
Gruppenbesteuerung, diverse Steuer­schlupflöcher und andere steuerschonende Konstruktionen machen Öster­reich - auch im internationalen Vergleich - offenbar zu einem Steuerparadies für Unternehmen. Seit der Einführung der Gruppenbesteuerung im Jahr 2005 entgehen dem österreichischen Fiskus bisher jährlich rund 500 Mio. Euro an Körperschaftssteuereinnahmen. Durch den Druck der ­ArbeitnehmervertreterInnen konnten allerdings im Zuge der Budgetkonsolidierung erste Schritte (Bankenabgabe, Korrekturen im Stiftungsbereich, Einschränkung des Zinsenabzugs bei Beteiligungserwerb im Konzern) für mehr Steuergerechtigkeit gesetzt werden.

Banken als Steuersparefrohs

Jetzt werden erstmals auch Kreditinstitute, die in Form der Bankenabgabe einen nominellen Steuerbeitrag leisten müssen, in die Steuerpflicht genommen. Denn bisher konnte der österreichische Fiskus so gut wie kein substanzielles Steueraufkommen vom Kreditsektor erwarten: Beispielsweise liegt die inländische Steuerquote1 der Raiffeisenzentralbank AG im Jahr 2009 nur bei 0,6 Prozent2 (2008: 2,4 Prozent).
OECD-Daten zeigen, dass die effektive Steuerleistung des österreichischen Kreditsektors auch im internationalen Vergleich äußerst niedrig ist: Österreich liegt auf Basis der konsolidierten Daten mit einer Steuerleistung von 9,3 Prozent am unteren Ende, während der gewichtete OECD-Schnitt bei 26,2 Prozent liegt.

Bilanzpolitik ist legal

Selbst wenn es durch weitere gesetzliche Maßnahmen gelingt, die effektive Steuerquote an den Körperschaftssteuersatz anzunähern, finden Unternehmen wohl auch in Zukunft Möglichkeiten, ihre Steuerleistung auf ein Minimum zu ­senken.
Denn Bilanzpolitik ist legal, oder wie es Kurt Tucholsky formuliert hat: "Diejenigen Ausreden, in denen gesagt wird, warum die AG keine Steuern bezahlen kann, werden in einer sogenannten Bilanz zusammengestellt." Gerade deshalb wird die AK auch in Zukunft ein Auge auf die Bilanzen der heimischen Unternehmen haben, die Ergebnisse des nächsten Unternehmensmonitors sind mit Spannung zu erwarten.


Internet:
AK-Unternehmensmonitor, ein Projekt der AK NÖ, OÖ und Wien
tinyurl.com/674sc2p
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an die AutorInnen
christina.wieser@akwien.at
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1 Inländische Steuerquote: Verhältnis der ausgewiesenen inländischen Steuern lt. Geschäftsbericht zum Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit.
2 Vgl. Geschäftsbericht (2008, 2009) der Raiffeisen Zentralbank AG.
 


 

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