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Wo bitte geht’s zum Traumjob? Stimmt schon, normalerweise ist das Risiko arbeitslos zu werden für alle mit guter ­Ausbildung geringer, schließlich kann man zur Not auch nach unten ausweichen oder sich (anfangs) mit ­geringerer Bezahlung zufrieden geben.

Wo bitte geht’s zum Traumjob?

Schwerpunkt

Unilehrgänge, Kollegs und Fachhochschulen bieten Möglichkeiten für praxisnahe berufsbegleitende Ausbildungen. Der Traumjob danach ist nicht selbstverständlich.

Florian F., gelernter Automechaniker, war 24, als er beschloss, in seine Zukunft zu investieren und sich weiterzubilden. Er lernte für die Studienberechtigungsprüfung und absolvierte dann ein viersemestriges Kolleg für Elektrotechnik mit Schwerpunkt erneuerbare Energien. Danach folgten Vorstellungsgespräche, AMS-Jobcoaching, wieder Bewerbungsschreiben - ein Job ganz nach seinen Vorstellungen war nicht dabei. "Ich wollte unbedingt etwas im Bereich erneuerbare Energien arbeiten. Die meisten anderen Kursteilnehmer haben zwar einen Job, aber nichts zum Ausbildungsschwerpunkt passendes." Florian arbeitet heute wieder bei seinem alten Arbeitgeber als Automechaniker, hofft aber, dass er jetzt, nach der Krise seinen Traumjob doch noch finden wird.

Ausbildung kostet Zeit, Geld, Energie

Ob berufsbegleitend oder direkt nach der Matura, Ausbildung kostet Zeit, Geld und Energie. Mit österreichweit 315 Fachhochschul-Studiengängen plus Unilehrgängen, Kollegs etc. haben Lernwillige die Qual der Wahl. Die tatsächlichen Jobaussichten nach einem Abschluss lassen sich besonders für BerufsanfängerInnen nur sehr schwer beurteilen - je länger die Ausbildung dauert, umso unsicherer sind naturgemäß die Prognosen. Nachfragen und Konjunkturzyklen ändern sich rasch, aber wo immer möglich, sollte man eventuell vorhandene Analysen in die Überlegungen einbeziehen. Wo immer möglich, sollte man sich bei AbsolventInnen nach Kursinhalten, Jobchancen etc. erkundigen. Denn derartige Umwege zum Traumjob wie Petra M. kann sich nicht jede/r leisten: Die Wienerin war mit den Jobchancen nach ihrem FH-Abschluss als Kommunikationsdesignerin unzufrieden, studierte dann drei Semester Veterinärmedizin und ist heute glücklich als Volksschullehrerin.

Qual der Wahl

Im Vergleich zu den Universitäten liefern Fachhochschulen in der Regel deutlich mehr Infos und Zahlen über Drop-out-Quoten, Jobchancen etc. Trotzdem gibt es hier selten wirklich Aussagekräftiges, längst nicht auf jeder Website finden sich dazu konkrete Angaben. Auch von der AK beauftragte Mysteryshopper konstatierten mangelnde Information: "Telefonisch wurde dann immer von zufriedenen Teilnehmenden gesprochen, selten aber konkrete Aussagen gemacht. Ähnlich verhält es sich mit Durchfalls- bzw. Abbruchsquoten, über die sehr häufig keine exakten Angaben am Telefon gemacht werden konnten, da die Ansprechpersonen die ,Zahlen nicht so genau im Kopf‘ haben." (Mys­teryShopping bei hochschulischen und äquivalenten Weiterbildungsangeboten in Wien, Österr. Institut für Berufsbildungsforschung 2007) Die FH-Wien-Studiengänge der WKW arbeiten derzeit gemeinsam mit dem Institut für Höhere Studien an einem Projekt zur Verbesserung der AbsolventInnenforschung; damit sollen bald lückenlose Darstellungen und Analysen der Erwerbs- und Bildungskarrieren der AbsolventInnen möglich sein. Aktuell liefert der Bericht des Fachhochschulrates hier einige Zahlen im Überblick: 77 Prozent der rund 45.000 FH-AbsolventInnen zwischen 1996 und 2009 schlossen das Studium im Rahmen der vorgesehenen Regelstudiendauer ab, 21 Prozent ließen sich ein Jahr länger Zeit. Die Drop-out-Rate liegt insgesamt bei 22,7 Prozent.
Das AMS bietet zwar einige Daten zur Arbeitslosenquote von FH-AbsolventInnen, aber naturgemäß keine Angaben über die Qualität der Jobs bzw. die Jobzufriedenheit. 2009 etwa hatten 0,5 Prozent der Arbeitslosen einen FH-Abschluss und 3,3 Prozent waren Uni-AbsolventInnen, wobei man aufgrund der höheren Zahl an Uni-AbsolventInnen ungefähr ein Verhältnis von drei zu eins für die Unis berücksichtigen muss. Besonders gut sind die Jobchancen im Technikbereich. Andrea Russ, Pressesprecherin der FH-Technikum Wien: "In ganz Österreich fehlen derzeit rund 1.000 TechnikerInnen. Unsere AbsolventInnen haben keine Probleme bei der Jobsuche." So mancher muss gar nicht suchen, sondern wird gefunden. Max S. hat Sportgerätetechnik studiert: "Ich hatte gleich mehrere Jobangebote, wollte aber trotzdem gleich ein Masterstudium anhängen." Die Wirtschaft fordert mehr Technikausbildungsplätze, AK und Gewerkschaften wollen mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Krankenpflege- und Gesundheitsberufe. Hier gibt es derzeit 7,9 BewerberInnen für einen Studienplatz (Technik: 1,8).

Lohngefälle zwischen FH und Uni

Das Industriemagazin veröffent­licht seit einiger Zeit regelmäßig FH-Rankings, an dem 2010 mehr als 516 PersonalentscheiderInnen teilnahmen. Dabei wurde erstmals seit 2006 auch nach der Qualifikation und dem Einkommen der AbsolventInnen gefragt. Rund 40 Prozent der Befragten entlohnen FH-AbsolventInnen nach wie vor etwas geringer als jene von Unis, ca. 40 Prozent machen keine Gehaltsunterschiede. Dramatisch verändert hat sich allerdings die Gehalts­entwicklung: Gaben 2006 noch 64 Prozent der Befragten an, dass sich das Lohngefälle zwischen Uni- und FH-AbsolventInnen nach einigen Jahren im Unternehmen ausgeglichen habe, so meinen 2010 nur noch rund 19 Prozent, dass sich der Unterschied nivelliert. 81 Prozent der Befragten geben an, dass nach einigen Jahren immer noch ein Gehalts-und Qualifikationsunterschied besteht.
Der große Vorteil von Fachhochschulen ist die Möglichkeit zur berufsbegleitenden Ausbildung. "Hier ist die Vereinbarkeit von Studium und Beruf dezidiert eingeplant", so Martha Eckl, Bildungsexpertin der AK Wien. "Zudem gibt es Fachhochschulen auch außerhalb der Ballungszentren, was wegen der kürzeren Anreise das berufsbegleitende Studieren erleichtert." Die AK fordert daher einen kontinuierlichen und nachhaltigen Ausbau des FH-Sektors. Der seit 2009/10 bestehende Ausbaustopp schmälerte die Chance auf Höherqualifizierung vor allem für Berufstätige, sozial Schwächere und nichttraditionelle Studierende. Laut aktuellem Bericht des Fachhochschulrates sind mehr als 46 Prozent der Studienangebote berufsbegleitend absolvierbar. Mehr als ein Drittel der FH-StudentInnen nutzen diese Möglichkeit auch. Eckl: "Die AK möchte außerdem, dass bei der Identifikation der Berufsfelder die Arbeitsmarktfähigkeit der AbsolventInnen im Vordergrund steht. Eine zu enge Spezialisierung ist im Interesse der Studierenden zu vermeiden."
Wissenschaftsministerin Beatrix Karl plant die Einführung einer einheitlichen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQA), die frühestens ab Juli für (Privat-)Universitäten und Fachhochschulen zuständig sein soll. Diese soll sicherstellen, dass künftig für alle Hochschultypen und für Lehrgänge universitären Charakters dieselben Standards gelten. Über die Zusammensetzung und Kompetenzen von AQA herrscht bei den Beteiligten (Sozialpartner, FH-Rat, FH-Konferenz als FH-Interessenvertretung, Wissenschaftsrat etc.) allerdings noch weitgehend Uneinigkeit.

Internet:
MysteryShopping des Österreichischen Instituts für Berufsforschung
tinyurl.com/oeibf

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Info&News
Kollegs sind vier- bis sechssemstrige Lehrgänge an Berufsbildenden höheren Schulen, die mit einer Diplomprüfung enden. Mit dem erfolgreichen Abschluss eines Kollegs erhält man berufliche Berechtigungen gemäß Gewerbeordnung bzw. Ingenieurgesetz.
Für die Akkreditierung eines FH-Studienganges ist unter anderem eine Bedarfs- und Akzeptanzanalyse durch ein externes Institut erforderlich. Die Akkreditierung erfolgt durch den Fachhochschulrat (www.fhr.ac.at), in dem unter anderen auch die Sozialpartner vertreten sind, und ist fünf Jahre gültig. Für die Verlängerung ist die Vorlage eines Evaluierungsberichtes nötig. Die Umstellung auf die neue Bologna-Studienarchitektur ist weitgehend vollzogen: Erste akademische Stufe ist der Bachelor (sechs Semester), daran schließt das vertiefende Masterstudium an (zwei bis vier Semester). Das einphasige Diplomstudium wird durch diese europaweit einheitliche, stufenweise Ausbildung ersetzt werden. Der erfolgreiche Abschluss eines FH-Master- oder Diplomstudiengangs berechtigt zu einem facheinschlägigen Doktoratsstudium an einer Universität.

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