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Mehr Wert - weniger Bezahlung Die Tendenz zur Steigerung der Beteiligung der Männer ist zwar zu sehen, man kann aber kaum von gerechter Verteilung in Partnerschaften reden, insbesondere weil sich die grundsätzlich geschlechtsspezifische Aufteilung der Arbeiten nicht verändert hat.

Mehr Wert - weniger Bezahlung

Schwerpunkt

Ohne unbezahlte Arbeit wäre unsere Gesellschaft kaum vorstellbar. Doch die verschiedenen Freiwilligentätigkeiten sind nicht ohne Probleme.

Hausarbeit und Kinderbetreuung sind nach dem Frauenbericht 2010 noch immer weiblich. Die Tendenz zur Steigerung der Beteiligung der Männer ist zwar zu sehen, man kann aber kaum von gerechter Verteilung in Partnerschaften reden, insbesondere weil sich die grundsätzlich geschlechtsspezifische Aufteilung der Arbeiten nicht verändert hat. Frauen sind eher für Routinearbeiten, die zeitlich fixiert sind, zuständig, Männer hingegen für flexiblere Tätigkeiten.

Mehr als 43 Prozent engagieren sich

Durch den größeren Einkommensverlust der Männer bei Beziehung des Kinderbetreuungsgeldes im Vergleich zu den Frauen wird dieser Effekt verstärkt. Die Erwerbstätigkeit erweist sich hier als wichtigster Faktor. Obwohl erwerbstätige Frauen durchschnittlich eine höhere Belastung durch Hausarbeit haben als Männer, zeichnet sich ab, dass mit dem steigenden Einkommen der Frauen der Anteil der Beteiligung der Männer signifikant steigt. Auch im privaten Pflege- und Betreuungsbereich arbeiten vorwiegend Frauen. Hier stellt der steigende Pflegebedarf durch das Altern der Gesellschaft einen immer größeren Erwerbshinderungsgrund dar.
Über 43 Prozent der ÖsterreicherInnen engagieren sich formell (z. B. in einer Organisation/Verein) und/oder informell (z. B. Nachbarschaftshilfe) freiwillig. Freiwilligenarbeit versteht man u. a., dass sie unbezahlt ist, einen Mehrwert für die Gesellschaft darstellt und keine professionellen, bezahlten Arbeitsplätze ersetzt.
Dennoch arbeiten besonders im sozialen Bereich unbezahlte und bezahlte MitarbeiterInnen in gleichen Positionen. Studien zeigen, dass in Organisationen, die Freiwillige einsetzen, der Lohn niedriger ist als mit ausschließlich bezahlten MitarbeiterInnen. Es kann aber auch beobachtet werden, dass bei ausgeglichenem Verhältnis zwischen bezahlten und unbezahlten Arbeitskräften die innerbetriebliche Lohnstreuung geringer ist. Oft setzen Organisationen, die anfangs nur mit Freiwilligen operiert haben, nach erfolgreicher Etablierung bezahlte Arbeitskräfte ein. Unbezahlte werden durch bezahlte Arbeitskräfte ersetzt, umgekehrt ist das keinesfalls zu akzeptieren.

Das Jahr der Freiwilligen

Am 5. Dezember ist Internationaler Tag der Freiwilligentätigkeit und mit dem kommenden Jahr, dem Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit, soll EU-weit eine aktive Bürgerschaft gefördert und Solidarität und Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Eine Freiwilligentour in allen europäischen Hauptstädten, in Wien von 25.-27. Jänner, eröffnet das Jahr, das unter dem Stern der Aufklärung steht. Die Mitgliedsstaaten erhalten Unterstützung bei der Umsetzung von besseren Rahmenbedingungen, bei der Stärkung von Freiwilligenorganisationen sowie bei der Qualitätsverbesserung und der besseren Anerkennung von Freiwilligentätigkeit. Ziel ist die Förderung von formeller Freiwilligentätigkeit und Aufklärung über Rechte und Pflichten der Freiwilligen, Weiterbildung und die Schaffung von Präsenz und Akzeptanz im öffentlichen Diskurs. Geklärt werden soll unter anderem die genaue Definition von »Freiwilligentätigkeit«, damit sichergestellt werden kann, dass mit der Förderung des Freiwilligenbereichs in keiner Branche bezahlte Arbeitsplätze durch unbezahlte ersetzt werden.

Engagement statt Pensionsschock

Studien zufolge, engagieren sich (formell und informell) Erwerbstätige, SchülerInnen und StudentInnen am häufigsten zugunsten der Gesellschaft. Deshalb wird im kommenden Jahr besonderes Augenmerk auf ältere Menschen gelegt. Denn einer der wichtigsten Faktoren ist die Freiwilligentätigkeit vor dem Berufsausstieg. Der Pensionsschock muss oft erst verdaut werden.
Engagieren sich Personen noch in berufstätigen Zeiten, so werden diese das auch im Ruhestand tun. Dem Generationenkonflikt soll das einen positiven Impuls geben, denn mit sozialem Engagement vereinsamen ältere Menschen weniger schnell und bleiben länger fit.
Das Jahr 2011 wird auch Anlass bieten, das »Freiwilligengesetz« ins Gespräch zu bringen. Konkrete Vorschläge des Nationalrates, wie Versicherungsschutz für Freiwillige, Boni für Aufnahmebetriebe und Bevorzugung bei Aufnahme in den öffentlichen Dienst, von 2009 sollen bald wieder diskutiert werden. Diskussionsgrundlagen dafür wird es zur Genüge geben. Eine einheitliche Definition der »Freiwilligentätigkeit« stellt eine der Hürden dar. Die Schaffung eines modernen ArbeitnehmerInnenbegriffs, die Sicherstellung der »Freiwilligkeit« und die dafür notwendigen Begleitmaßnahmen sind die Forderungen, die die AK u. a. mit dem Freiwilligenjahr verbindet. Die Spaltung des Arbeitsmarktes darf jedoch durch die rechtliche Absicherung des freiwilligen Engagements nicht vorangetrieben werden.

Europäisches Soziales Jahr

Die Herausforderung wird sein, eine gesetzliche Definition zu finden. Bisher leitete man die davon ab, dass ein unbezahlter Arbeitsplatz einen bezahlten nicht ersetzen darf, doch das erweist sich in der Praxis als ungenügend. Stellte man auf die arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Absicherung der freiwillig Engagierten ab und erlaubte nur solchen Personen freiwilliges Engagement, entstünden ungewollte Eintrittsbarrieren für junge Menschen oder BerufseinsteigerInnen am Anfang des Arbeitslebens.
Grund für Gespräche wird auch das »Freiwillige Europäische Soziale Jahr« bieten. Es gibt Bemühungen, es in Österreich gesetzlich zu verankern. Bislang ist die Möglichkeit sich diese Berufserfahrung der Ausbildung anrechnen zu können gering, was sich nicht unbedingt ändern soll. Denn das soziale Jahr - in Deutschland gibt es auch die Möglichkeit eines ökologischen Jahres - soll als Berufsorientierung für diesen Bereich dienen. So kann die Drop-out-Quote z. B. bei der Ausbildung von Pflegeberufen gesamt gesenkt werden.

Unbezahlter Berufseinstieg

Freiwillig oder Pflicht, durch den großen Druck in vielen Branchen ist ein Berufseinstieg ausschließlich über unbezahlte Praktika möglich. Dadurch sind auch viele Volontariate de facto Pflichtpraktika, auch wenn die Ausbildung diese nicht ausdrücklich vorschreibt. Oft müssen sich BerufseinsteigerInnen jahrelang durch unbezahlte Kurzpraktika einen geeigneten Lebenslauf erarbeiten, um später ein bezahltes Praktikum zu erhalten.
Schon lange fordern StudentenvertreterInnen und die Arbeiterkammer ein Aus für diese unfreiwillige Freiwilligenarbeit. Nach einem Beschluss des Europaparlaments im Sommer, soll damit auch bald Schluss sein. Praktika sollen demnach befristet und mit genauen Qualifikationsprofilen ausgestattet sein. Eine Mindestzuwendung, Versicherung und Sozialleistungen sollen auch festgelegt werden. Diese Qualitätscharta könnte die ausbeuterischen Praktiken vieler Unternehmen verbieten. Angefangen bei den EU-Institutionen: Künftig sollen auch deren Praktikanten bezahlt werden.

Schwachstellen im Arbeitsrecht

Die Aussichten, dass jede Lücke entdeckt wird, die zu Ausbeutung verleitet, sind dennoch schlecht. Besonders in berufsbildenden höheren Schulen kann der Lehrgehalt gewisser unbezahlter Arbeiten nicht mehr nachvollzogen werden. Ob und wie diese Schwachstellen der Sonderlinge innerhalb des Arbeitsrechts beseitigt werden, wird sich zeigen.

Info&News
2011 ist das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit. Die Europäische Komission (EK) vergibt insgesamt zwei Mio. Euro an Projektförderung, für Österreich stehen für zwei Flaggschiffprojekte rund 50.000 Euro zur Verfügung.
Alle weiteren Infos sind auf der Website der EK: http://europa.eu/volunteering/ abrufbar. Im Rahmen des EJF-2011 initiiert das BMUKK einen Kreativwettbewerb unter dem Titel »projekteuropa«. Dabei sollen SchülerInnen ihre kreativen Talente zum Thema Freiwilligentätigkeit entfalten.
Nähere Informationen finden Sie unter www.projekt-europa.at.

Weblink
Alle Infos unter:
www.freiwilligenweb.at

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