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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Weil ich es mir wert bin

Meinung

Nur wer seine Werte lebt, führt ein wertvolles Leben, hat mich eine sehr kluge Frau gelehrt. Wird das eigene Wertesystem aber konstant verletzt, schmerzt das auch unsere Seele und führt zu Frustration, am Arbeitsplatz kann das sogar mit zum Burn-out führen.

Klingt gut, aber was sind Werte überhaupt? Da gibt es einerseits - meßbar und für uns alle entscheidend - die materiellen äußeren Werte, also Geld und Besitz, was wir zum Leben brauchen, andererseits die immateriellen, inneren Werte. Also all das, was uns wichtig ist im Leben, was wir aufgrund verschiedenster Erlebnisse in unserer Gefühlswelt verankert haben, aber auch sittliche und religiöse Werte.

Übernommene Werte

Diese Werte formen unsere Gesellschaft, und viele davon übernehmen wir von unseren Eltern, Großeltern und Ahnen. Aber wir passen sie auch unserer individuellen Lebens- und Erfahrungswelt an und so kommt es zu einem steten Wertewandel.
Lange Zeit war die Religion prägend für unser Wertesystem - nicht nur - in Österreich, aber mittlerweile verliert sie an Bedeutung. Das ist ein Ergebnis der Europäischen Wertestudie, die 1981 erstmals erhoben und 1990, 1999 und 2008 wiederholt wurde. Nur noch 45 Prozent der unter 30-Jährigen bezeichnen sich als religiös. Stark mit der Religion verbundene Werte wie Glaubenstreue oder Enthaltsamkeit treten mehr und mehr in den Hintergrund.
Und auch die Politik empfinden wir hierzulande als nicht wirklich wertvoll - ganz im Gegenteil: 80 Prozent der Befragten haben kein Vertrauen zur Regierung, ein Fünftel der BürgerInnen wünscht sich einen starken Führer. Also jemanden, der für sie Werte wie Ordnung und Disziplin durchsetzt.
Aber auch der Lebensbereich Arbeit ist den ÖsterreicherInnen nicht mehr so wichtig wie vor 30 Jahren - während ihn damals noch 61 Prozent als sehr wichtig betrachtet haben, waren es 2008 nur noch 54 Prozent. Zugenommen hat die Wertigkeit von FreundInnen und Bekannten sowie von Freizeit.
Trotzdem gilt auch hierzulande immer noch der Beruf als Merkmal eines anerkennungswerten Lebens. Wir definieren uns oft über unsere Leistung. Unser Beruf zeichnet uns als mehr oder weniger gesellschaftlich wertvoll aus. Als Journalistin mache ich mir da wenig Illusionen, für viele MitbürgerInnen rangiert unsere Branche in den unteren Rängen einer Berufswerteskala. Nicht zuletzt, weil von vielen Medien Werte wie Schamhaftigkeit, Ehrlichkeit, Diskretion etc. stetig verletzt werden.
Zu meinen persönlichen wichtigsten Werten gehören neben Liebe und Freundschaft auch Achtung, Engagement, Gerechtigkeit, Neugier, Verantwortung und nicht zuletzt Wissen. Meine Arbeit gibt mir die Möglichkeit, all diese Werte fast täglich um- und einzusetzen. Ich empfinde sie daher als wertvoll und freue mich über Anerkennung auch in Form materieller Werte, also Geld.

Frieden, Solidarität und Toleranz

Und doch ist mir bewusst, dass es so viele weit wertvollere Tätigkeiten gibt - wie z. B. in der Pflege, in der Bildung, aber auch ganz simpel in der Reinigung - die sozial und materiell oft weit weniger wert geschätzt werden. In unserer »Geiz ist geil«-Gesellschaft scheinen Werte wie Reichtum und Status mehr zu zählen als Fürsorglichkeit und Hilfsbereitschaft. Dabei sollte uns gerade das mehr wert sein, denn je seltener etwas ist, desto wertvoller gilt es.
Es ist an uns, die großen Werte wie Frieden, Solidarität und Toleranz umzusetzen - tagtäglich. Sie werden sehen, so wird ihr Leben Tag für Tag ein wenig wertvoller - und das sollte es Ihnen wert sein.

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