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Kaum ein Lebensbereich, der nicht mit Zahlen unterlegt ist, aus denen Entwicklungen herausgelesen werden können. Kaum ein Lebensbereich, der nicht mit Zahlen unterlegt ist, aus denen Entwicklungen herausgelesen werden können.

Zahlen, die zählen

Schwerpunkt

Kaum ein Lebensbereich, der nicht mit Zahlen unterlegt ist. Hauptdarsteller sind Indikatoren, mit denen Entwicklungen bewertet werden sollen.

Wirtschaftsindikatoren sind Auszüge von Finanz- oder Wirtschaftsdaten, die regelmäßig von Regierungsbehörden und privaten Institutionen veröffentlicht werden. Statistische Maßeinheiten, die zur Berechnung dienen, prinzipiell aber mehr oder minder komplexe Daten auf eine einfache Kennzahl reduzieren. Wenige davon spielen wirklich eine wichtige Rolle.
Kaum ein Lebensbereich, der nicht mit Zahlen unterlegt ist, aus denen Entwicklungen herausgelesen werden können. Hauptdarsteller sind Indikatoren, also Zahlen, die als signifikant angesehen werden, wenn es gilt, eine bestimmte Entwicklung zu bewerten. Davon gibt es eine Vielzahl: Struktur-, Konjunktur-, Nachhaltigkeits- oder Umwelt-Indikatoren, Verbraucherpreisindex, Index der privaten Konsumausgaben, Erzeugerpreise der Industrie, Arbeitslosenquoten, Leistungsbilanz- oder Arbeitskostenindex.

Arbeitskostenindex

Der Arbeitskostenindex etwa dient dazu, Veränderungen der Löhne und sozialen Nebenleistungen im Verhältnis zur Produktivität und Inflation zu analysieren. Er bietet eine brauchbare Richtlinie bei Lohnverhandlungen in Kollektiv- und anderen Geschäftsverträgen. Die Armutsgefährdungsquote erfasst den Anteil der Bevölkerung, der, gemessen am verfügbaren Äquivalenzeinkommen, unterhalb einer bestimmten Armutsgrenze liegt. Der Prozentsatz jener Menschen, die in Erwerbslosenhaushalten leben, ist ein wichtiger Indikator für anhaltende Armut. Die Indikatorenschwemme geht weiter mit Aktienindex, Verbrauchervertrauensindex oder mit dem seit Beginn der Finanzkrise in die Schusslinie gekommenen Immobilienmarkt-Index. Je nach Bedarf können daraus wieder Schnittmengen gezogen und zu einer eigenen neuen Indexzahl geformt werden. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt, das Zustandekommen wird kaum hinterfragt. Selbst wenn nur Einschätzungen einer relativ kleinen Anzahl von Bauunternehmen abgefragt werden, reicht das schon für einen Index.

Gradmesser BIP

Gradmesser für wirtschaftpolitische Entscheidungen ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und das gilt als eine der wichtigsten Größen der wirtschaftlichen Gesamtrechnung eines Landes. Es gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die innerhalb eines Jahres, von allen BewohnerInnen hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Die Berechnung des BIP kann nach verschiedenen Verfahren erfolgen, je nachdem ob Entstehung, Verwendung oder Verteilung betrachtet werden, das Ergebnis bleibt aber gleich. Das Budget "verdient" sich der Staat, indem er diese Wirtschaftsleistung besteuert. Reicht das Geld nicht aus, nimmt der Staat Kredite auf oder begibt Anleihen. So entsteht das Budgetdefizit. 2009 ist es auf 9,6 Mrd. EUR oder 3,5 Prozent des BIP angewachsen. Wenn das BIP, also die Wirtschaftsleistung sinkt, sinken auch die Steuereinnahmen. Firmen verdienen weniger, zahlen weniger Körperschaftssteuer, ArbeitnehmerInnen verlieren ihren Job und können keine Lohnsteuer mehr zahlen, es wird weniger konsumiert, weniger Konsumsteuern fließen an den Staat. Müssen dann noch Banken- und Konjunkturpakete geschnürt oder höhere Sozialleistungen abgedeckt werden, wird das Budgetvolumen mit "geliehenem" Geld erhöht. Dieses Geld fließt wieder in die Landeswirtschaft in der Hoffnung, so die Wirtschaftsleistung wieder zu steigern.
Das BIP allein erlaubt streng genommen keine Aussagen bezüglich Wohlstand, Lebensqualität oder Gerechtigkeit für die Menschen einer Volkswirtschaft. Auskunft darüber liefert das Bruttonationaleinkommen, früher Bruttosozialprodukt, weil es sich dabei in erster Linie um einen Einkommensindikator handelt.

Der Gini-Koeffizient

Selten, in der öffentlichen Diskussion geradezu ausgeklammert, ist vom Gini-Koeffizient die Rede, der die Verteilungswirklichkeit wirtschaftlicher Erfolge zeigt. Dieser Koeffizient ist probates Mittel für die Darstellung der Ungleichverteilung von Vermögen oder Einkommen zwischen einzelnen Haushalten. Dieser Wert ist in den vergangenen Jahren ständig angewachsen. Der Gini-Koeffizient ist eine statistische Kennzahl der Wohlfahrtsökonomie für Ungleichverteilung von Einkommen oder Vermögen. Wächst dieser Wert, steigt die "Ungerechtigkeit" in der Verteilung. Weltweit gesehen nimmt die Ungleichverteilung zu, wie eine Studie des World Institute for Development Economics Research der United Nation University erhoben hat. Ein signifikantes Ergebnis daraus ist: Zehn Prozent der Reichsten dieser Welt besitzen 85 Prozent des Weltvermögens. Veranschaulicht heißt das, wenn sich zehn Personen einen Kuchen teilen, so bekommt einer 99 Prozent, die anderen neun dürfen sich den Rest von einem Prozent untereinander "gerecht" aufteilen.

Börsenklima

Wird von der Börse berichtet, ähnelt das einem Wetterbericht. "Klimabeobachtungen", denen mathematische Methoden mit Gleichungen zahlloser unbekannten, Zeitreihen, Indikatorenkataloge und Koeffizienten zugrunde liegen. Dabei spielt eine Spezialdisziplin der Mathematik, die Finanzmathematik, die erste Geige. Sie dient nahezu ausschließlich der Optimierung von Produkten des Geldmarktes. Vor mehr als 100 Jahren erfunden, hat sich diese Sparte ungemein ausgebreitet und folgenschwere Ergebnisse hinterlassen. Spezialität ist es, den Wert von Finanzprodukten zu errechnen. Gewöhnlich regelt sich der Preis eines Produktes - auch eines Finanzproduktes - über Angebot und Nachfrage. Läuft der Handel mit einem Finanzprodukt schlecht oder nicht, so kann mit Hilfe finanzmathematischer Methoden ein neuer "fairer Wert" und damit auch Preis berechnet werden, etwa für Finanzderivative wie Terminkontrakte und Optionen. Ein besonderes Gustostück: ein finanzmathematisch standardisierter Index des Sterblichkeitsrisikos für den Handel mit "gebrauchten" Lebensversicherungen.
Mangelnde Aussagekraft bisheriger Modelle - wie etwa das Bruttoinlandsprodukt - hat Ökonomen zur Entwicklung des Human Development Index (HDI) angeregt. Der HDI - seit 1990 jährlich veröffentlicht - soll eine Messung des Entwicklungsstandes mit besonderem Augenmerk auf Bedürfnisse der Menschen unter Berücksichtigung möglichst vieler Entwicklungsaspekte liefern. Darin kommen Indexwerte wie Ernährung, Gesundheit, Bildung, Freizeit sowie Mitbestimmung zum Zug. Die Aussagekraft des HDI wird gegensätzlich beurteilt. Streitpunkt ist etwa die Gewichtung der Aspekte der menschlichen Entwicklung, die Vergleichbarkeit der Aussagen über die Jahre oder das Fehlen ökologischer Faktoren.

Pigou-Steuer

In der aktuellen Diskussion über Bankenbesteuerung, nämlich den Gewinn der Banken zusätzlich im Verhältnis zum Risiko für den Finanzmarkt zu besteuern, wurde die sogenannte Pigou-Steuer ins Spiel gebracht. Damit sollen die einzelwirtschaftlichen mit den volkswirtschaftlichen Kosten ausgeglichen werden, indem Verursacher negativer externer Effekte besteuert/belastet werden, während positive externe Effekte subventioniert werden sollen. Ein klassisches Beispiel: eine Chemiefabrik und ein Fischer an einem Fluss. Die Fabrik leitet Abwasser in den Fluss, die Fische werden weniger, der Fischer gibt auf. Dies ist gesamtwirtschaftlich ineffizient. Ohne Regulierung, etwa durch Besteuerung, wird die Fabrik den "externen Effekt" auf den Fischer nicht beachten und ihre Verschmutzung reduzieren.

Orientierungshilfen

Eine allgemein befriedigende Antwort, wie komplexe Entwicklung gemessen werden soll, gibt es bis heute nicht. Die Entwicklungsproblematik eines Landes, einer Region oder einer Bevölkerungsgruppe lässt sich nicht zur Gänze durch Indices oder Indikatorenkataloge erfassen. Dennoch besteht bei Entscheidungsträgern erheblicher Bedarf an Orientierungshilfen, um Erfolge, Misserfolge oder Schwachstellen entwicklungspolitischer  Strategien sichtbar zu machen.

Weblink
Europäische Statistik - eurostat:
tinyurl.com/n7jcmq

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