topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/
Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Ich zahle gerne Steuern

Meinung

Eigentlich zahle ich gerne Steuern - wann auch immer ich das laut herausposaune, ernte ich im Freundes- und Bekanntenkreis heftiges Lachen oder ungläubiges Kopfschütteln.

 Dann erkläre ich manchmal, dass für mich die Steuern eine Art Eintrittskarte in mein durchaus gutes Leben sind: Ich lebe in einem reichen Land, wo niemand verhungern muss. Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, und ich muss nicht fürchten, dass mich die Erkrankung eines Familienmitglieds ins Elend stürzt. Für mich und meine Lieben stehen hervorragende Krankenhäuser - in nächster Nähe - zur Verfügung.
Ich konnte gute öffentliche Schulen besuchen, für die Schulbücher kam der Staat auf. Auf der Uni zahlte ich noch keine Studiengebühren. An den Wochenenden fuhr ich regelmäßig mit dem Zug heim nach Tirol. Auch dafür gab es für Studierende Zuschüsse. Heute fahr ich mit dem Auto, und auch wenn ich mich über die vielen Baustellen in Stadt und Land ärgere, Auslandsreisen erinnern mich dann immer wieder daran, wie gut unsere Straßen ausgebaut sind. In Wien bin ich mit den Öffis in einer halben Stunde fast überall, und ich fühle mich sicherer als in jeder anderen Großstadt der Welt.
Mittlerweile verdiene ich selbst und zahle davon ordentlich Steuern, und manchmal erschrecke ich sogar wie viel. Aber wie gesagt, mein Österreich ist mir das wert.
Ich verstehe auch, dass das Budget dringend saniert werden muss. Schon vor der Krise war der Staatshaushalt nicht ausgeglichen, die vergangenen 35 Jahre jedenfalls hat kein "guter Tag mit einem sanierten Budget begonnen". Durch die Krise stiegen die sozialen Kosten z. B. in der Arbeitslosenversicherung. Aber auch und vor allem die Stabilisierung des Finanzsystems und die Schadensbegrenzung haben Vater Staat und damit uns allen viel Geld gekostet. Jetzt gilt es zu konsolidieren, rauszukommen aus den Schulden. Das verlangen die EU, aber auch die Vernunft und die Verantwortung - schon jetzt leben wir in allzu vielen Bereichen auf Kosten unserer Nachkommen. Die Schulden wachsen täglich, die Zinsen, die wir dafür zahlen müssen, auch.

Floriani-Prinzip

Also muss gespart werden. Darüber Einigkeit zu erzielen, ist in Zeiten wie diesen gar nicht einmal so schwierig - kompliziert wird es erst, wenn es darum geht, wer genau wie sparen könnte. Da wird dann frei nach dem Floriani-Prinzip argumentiert: "Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd das vom Nachbarn an!" Diese Devise gilt erst recht, wenn es nicht darum geht, darauf zu achten, wo noch versteckte Reserven sind, wie man die Effizienz steigern könnte, welche Maßnahmen am Ziel vorbeischießen, sondern vor allem, wenn es um Steuern geht. Über Steuererhöhungen bei Tabak, Alkohol und Glücksspiel, wie vom Wirtschaftsforschungsinstitut vorgeschlagen, wird interessanterweise kaum mehr gesprochen - dabei wäre es für uns alle mehr nützlich als schädlich, wenn wir für unsere Laster ein wenig berappen müssen.

Krise als Chance

Und heftige Abwehr vonseiten der UnternehmerInnen, die wie wir alle von diesem Staat profitieren, gibt es auch gegen Vermögenszuwachssteuern, Schenkungs- und Erbschaftssteuern sowie Grundsteuern. Hände weg von den Stiftungen wird gefordert und mächtige Lobbys machen sich gegen Finanztransaktions- und Börsenumsatzsteuer stark.
Eigentlich zahle ich gerne Steuern - wenn alle den Eintrittspreis für dieses gute Leben zu zahlen bereit sind. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass die auf den "billigen Plätzen" eigentlich mehr dafür auf den Tisch legen als die in den Logen. Das macht mich wütend, und das finde ich ungerecht. Dann fällt mir ein, dass jede Krise auch eine Chance enthält. Diese böte die Möglichkeit zum Fairteilen. Setzen wir uns dafür ein. www.fairteilen.at

Artikel weiterempfehlen

Kommentar verfassen

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum