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Bild für das »normale« Bewusstsein, das wir in unserem Alltag haben und das besonders in Konfliktsituationen die Oberhand gewinnt, ist die Wolfssprache. Bild für das »normale« Bewusstsein, das wir in unserem Alltag haben und das besonders in Konfliktsituationen die Oberhand gewinnt, ist die Wolfssprache.
Das Vier-Schritte-Modell der GFK

Giraffen und Wölfe

Schwerpunkt

Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg halten manche für einen Universalschlüssel für das menschliche Miteinander.

Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg ist eine Grundhaltung, wie ich mir selbst und meinen Mitmenschen gegenübertrete, und eine Technik, die es mir ermöglicht, in vielen Situationen empathisch mit mir selbst und anderen umzugehen, Konflikte sanft und ehrlich anzusprechen und zu Lösungen zu kommen, die für beide Parteien passen.

Grundlegendes Ziel in der GFK ist es:

  • Verstehen und verstanden werden - die »gute« Absicht hinter vermeintlich »negativen« Handlungen/Worten herausschälen
  • Respektvoller, partnerschaftlicher Umgang
  • Aus einer inneren Kraft, aus der Verbindung mit den eigenen Werten leben
  • Gemeinsam Wege finden, die die Bedürfnisse aller berücksichtigen (Konsens-/Win-win-Lösungen)

Grundhaltung der GFK

Marshall Rosenberg war ein Schüler von Carl Rogers und dessen Grundwerte finden sich auch in der GFK. Es geht um Echtheit und Authentizität. Ich sage, was ich wahrnehme, fühle, brauche und vom anderen erbitte, ich rede nicht um den heißen Brei oder verstelle mich. Ich versuche mir selbst und meinem Gegenüber empathisch zu begegnen, d. h. mich und ihn wertschätzend anzusehen und die guten Gründe zu verstehen, die hinter jedem Verhalten stecken. Ich möchte verstehen und akzeptiere den Menschen erstmal so wie er ist. Als Ganzes, das heißt nicht, dass ich sein Verhalten mag, aber den Menschen und die »gute« Absicht hinter dem Verhalten, in der GFK Bedürfnisse oder Werte genannt. Ich habe das Grundvertrauen, dass jeder Mensch von Natur her ein mitfühlendes Wesen ist und möchte diesen Teil des Menschen stärken, auch wenn Konditionierungen und Erfahrungen, da einiges überdeckt oder verschlossen haben. Ich möchte einen partnerschaftlichen Umgang mit meinem Gegenüber pflegen, egal in welcher Rolle wir uns begegnen.

Giraffen- und Wolfssprache

Marshall Rosenberg hat für die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) auch das Bild der Giraffensprache gewählt. Giraffen sind die Landsäugetiere mit dem größten Herzen, Vegetarier und brauchen keine anderen Tiere zu töten, sie haben Weitblick und könnten sich auch verteidigen. Der Hufschlag einer Giraffe kann einen Löwen niederstrecken.
Bild für das »normale« Bewusstsein, das wir in unserem Alltag haben und das besonders in Konfliktsituationen die Oberhand gewinnt, ist die Wolfssprache. Dabei ging es nicht um eine Abwertung des Wolfes, sondern um ein Bild, das eine bestimmte Sichtweise der Welt beschreibt. Ein und dieselbe Situation kann man aus dem Bewusstsein der Giraffe oder des Wolfes betrachten, die Situation bleibt gleich, die persönliche Reaktion ändert sich entscheidend. Entweder ich spiele das Spiel »Du bist schuld an meinem Ärger«, oder ich übernehme Verantwortung für meine Gefühle und verstehe sie als Hinweise für meine unerfüllten Bedürfnisse und versuche, gut für mich zu sorgen. Entweder ich werte mein Gegenüber im Streit ab, oder ich verbinde mich mit den unerfüllten Bedürfnissen von mir und meinem Gegenüber. Giraffen sehen nur Giraffen, Wölfe nur Wölfe.
Dabei geht es bei den beiden Bildern nicht nur darum, immer mehr in das Bewusstsein der Giraffe zu kommen, sondern auch darum, den eigenen und fremden Wolf zu lieben und transformieren. Es geht nicht darum, ihn zu unterdrücken. Der Wolf ist oft Träger einer wichtigen Botschaft, die entschlüsselt gehört.
Der Rahmen der GFK ist die Absicht, einander zu verstehen und die Verbindung zu stärken. GFK ist fast immer Beziehungsarbeit, erst nach gemeinsamen Verstehen kommt der Blick auf die Lösungen, die dann oftmals von selbst kommen. Dazu gehört auch Mut, authentisch zu sein, angepasst an die Anforderung der Situation und meinem Gegenüber wertschätzend und empathisch zu begegnen. Fokus ist immer das Hier und Jetzt, nicht die Vergangenheit und nicht die Zukunft, nur wie es mir jetzt mit den Gedanken an Vergangenheit und Zukunft geht.
Es gibt drei Positionen auf die ich mein Bewusstsein lenken kann:

  1. Selbstempathie = Selbstklärung.
    Ich schaue auf mich und eine bestimmte Situation und versuche für mich zu klären, welche Gefühle und Bedürfnisse da lebendig sind. Dabei ist das äußere Verhalten nur Auslöser für den inneren Prozess. Ich schaue auf die wirklichen Fakten (Wahrnehmung) und mache einen konkreten Lösungsschritt (Bitte an mich oder andere).
  2. Selbstausdruck = Aufrichtigkeit, Echtheit.
    Ich rede, was in meinem Herzen ist, was mir wichtig ist. Ich sage ehrlich, wie es mir mit Reaktionen von meinem Gegenüber geht, beziehe Stellung. Ich rede in einer ICH-Botschaft, von mir, meiner Sichtweise, meinen Werten und meinen Lösungsmöglichkeiten.
  3. Empathie = mehr als aktives Zuhören, Verstehen des DU.
    Ich verlasse mein Haus und besuche das meines Gegenübers, versuche zu verstehen, was mein Gegenüber fühlt, braucht, erlebt und welche Lösungsmöglichkeiten er wünscht.

Diese drei Blickrichtungen sind wichtig im persönlichen Gespräch und in der Gesprächsvorbereitung. Was brauche ich, was mein Gegenüber, und wie könnte ich das sanft und ehrlich ausdrücken? Das Vier-Schritte-Modell der GFK kann bei allen drei Positionen hilfreich sein, zu mehr Verständnis und Ehrlichkeit zu kommen: Es hilft, meine inneren Wolfsbotschaften zu übersetzen, damit sie nicht den Wolf im Gegenüber anfeuern, und es hilft, mein Bewusstsein auf diese vier Aspekte zu lenken. Es geht jetzt nicht mehr darum, was ich zu einer bestimmten Situation denke, wie ich sie einschätze oder interpretiere, sondern nur um die Wahrnehmung (Fakten), meine Gefühle und Bedürfnisse dazu sowie meine Lösungsvorschläge. Viel Streit entsteht durch unterschiedliche Interpretationen der Wirklichkeit und dadurch, dass jeder Recht haben möchte. In der GFK versuchen wir, die Aufmerksamkeit woanders hin zu lenken, z. B. auf die innere Welt, Gefühle und Bedürfnisse. Gefühle sind in der Sichtweise der GFK nur Anzeiger für erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse. Aus Sichtweise der GFK stecken hinter jeder Aktion Bedürfnisse, wie z. B. Autonomie, Lernen, Sinnhaftigkeit oder Gemeinschaft. Bedürfnisse im Sinne der GFK sind abstrakte Wörter, positiv konnotiert, unabhängig von Zeit und Raum, nicht an eine Person gebunden. Jedes Bedürfnis kann auf viele Arten erfüllt werden. Die konkreten Handlungen dazu nennen wir in der GFK Bitten, Strategien oder Lösungsvorschläge. Sie sind immer konkret, beinhalten beobachtbares Verhalten, sind in Raum und Zeit konkretisiert und richten sich immer an eine Person: mich selbst oder ein Gegenüber. Wenn Bedürfnis und Bitte klar ausgesprochen sind, erhöht das auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie erfüllt werden.

Weblinks
Homepage des Autors:www.gfk-training.com
Vereins für GFK in Österreich
www.gewaltfrei.at
Center for Nonviolent Communication
www.cnvc.org

Kontakt
Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor
chrisruether@gmail.com
oder die Redaktion
aw@oegb.at

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