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Uns ist klar, dass gerade in Krisenzeiten besonders auf Kosten geachtet werden muss. Das kann aber nicht vor allem durch hartes Sparen bei den MitarbeiterInnen geschehen. Uns ist klar, dass gerade in Krisenzeiten besonders auf Kosten geachtet werden muss. Das kann aber nicht vor allem durch hartes Sparen bei den MitarbeiterInnen geschehen.

Um jeden Preis

Schwerpunkt

Im Namen des Wettbewerbs wächst der Druck auf die ArbeitnehmerInnen. Beschäftigte in der Telekom-Branche sind vermehrt Burn-out-gefährdet.

ArbeitnehmerInnen sind dem Wettbewerbsdruck, ständigen Restrukturierungen, Firmenübernahmen und MitarbeiterInnenabbau ohne einer starken ArbeitnehmerInnenvertretung schutzlos ausgeliefert. Welche Auswirkungen diese sich steigernde Entwicklung auf die Menschen in der Telekom-Branche in Österreich hat, zeigt die Umfrage »Wie geht’s Dir in Deinem Job?«, die ich als Vorsitzender der Personalvertretung der mobilkom austria gemeinsam mit Betriebsräten von T-Mobile, Tele 2, Orange und UPC in Auftrag gegeben habe.
Das Ergebnis der IFES-Umfrage vor einem Jahr gibt Grund, Alarm zu schlagen: Den KollegInnen der Telekom-Branche droht Burn-out. Die Arbeitsbedingungen unter dem extremen Wettbewerbsdruck in dieser Branche machen die arbeitenden Menschen krank, wie die Umfrage-Ergebnisse beweisen.

Umfrage-Ergebnisse

58 Prozent der Beschäftigten in den genannten Telekom-Unternehmen haben sich an der Online-Umfrage beteiligt. 7.328 Beschäftigte wurden mittels individuellen Zugangscodes zur Befragung eingeladen, 4.261 sind dieser Einladung gefolgt und haben den Fragebogen beantwortet.

Neben Stress durch technische Probleme und Zeitdruck betreffen die Klagen der Befragten zu

  • 49 Prozent sehr starke und starke Belastung durch Arbeiten an Bildschirmen,
  • 35 Prozent sehr starke und starke Belastung durch die Notwendigkeit der ständigen Konzentration,
  • 19 Prozent unregelmäßige Arbeitszeiten.

Der hohe Stressfaktor führt bei den Beschäftigten zu erheblichen Gesundheitsproblemen. Die Werte liegen hier zum Teil erheblich über denen des aktuellen Gesundheitsmonitors, einer repräsentativen Erhebung über die Gesundheitsprobleme aller ArbeitnehmerInnen Österreichs.
Diesen Gesundheitsmonitor erhebt das IFES vierteljährlich für die Arbeiterkammer Oberösterreich.

Die Beschäftigten klagen über sehr häufige oder häufige Beschwerden durch

  • Muskelverspannungen im Schulterbereich: 50 Prozent (Monitor: 14 Prozent),
  • Rücken- und Kreuzschmerzen: 37 Prozent. (Monitor: 16 Prozent),
  • Augenprobleme: 27 Prozent (Monitor: vier Prozent),
  • Kopfschmerzen und Migräne: 23 Prozent (Monitor: acht Prozent),
  • Erschöpfung, Mattigkeit, rasche Ermüdung und Niedergeschlagenheit: 41 Prozent (Monitor: acht Prozent),
  • Burn-out-Phänomene, von Arbeit ausgelaugt: 29 Prozent (Monitor: 15 Prozent); am Abend verbraucht: 35 Prozent (Monitor: 14 Prozent); müde und abgespannt: 31 Prozent (Monitor: 15 Prozent).

Die Gesundheitsbelastung der Beschäftigten in der Telekom-Branche ist damit erheblich größer als im gesamtösterreichischen Durchschnitt.

Und das sind die Folgen

An gesundheitsfördernden Lösungen für die ArbeitnehmerInnen denkt derzeit anscheinend niemand. Langfristige Planungen scheinen unerwünscht zu sein, steigender Leistungsdruck für kurzfristige Finanzerfolge ist die Praxis. Viele Unternehmen setzen darauf, Beschäftigte abzubauen, um mehr Gewinn zu machen. Die Erfahrung zeigt jedoch: Das funktioniert höchstens kurzfristig. In Wirklichkeit können solche Handlungen Unternehmen schweren Schaden zufügen. Sie vernichten dadurch in Wirklichkeit Erfahrung und Motivation von MitarbeiterInnen, wertvolles Humankapital, das nicht so schnell wieder aufgebaut werden kann. Drei Punkte sind dabei entscheidend:

  • Alle KollegInnen, die ein Unternehmen verlassen müssen, wurden bei ihrer Einstellung sorgsam ausgesucht und unter hohen Kosten aus- und weitergebildet. Dieses Kapital ist und bleibt verloren!
  • Alle KollegInnen nehmen ihr aufgebautes Wissen mit! Darunter leiden Arbeitsprozesse und Service, also letztlich die Kunden/-innen. Die Qualität der Leistungen des Unternehmens sinkt!
  • Kündigungen führen zu Gerüchten, lösen Angst aus, es bleibt weniger Platz, um die Arbeit zufriedenstellend erledigen zu können. Bei den MitarbeiterInnen geht die Motivation verloren!

Wohin führt diese Entwicklung? Da brauchen wir uns nur in der Branche umzuhören. Immer wieder gibt es neue Sozialpläne, immer wieder gibt es Umstrukturierungen, immer wieder bleiben MitarbeiterInnen der Firmen auf der Strecke und verlieren ihren Arbeitplatz. Immer mehr MitarbeiterInnen fühlen sich wie im Frühkapitalismus: Wer nicht funktioniert, geht. Und aufmucken ist verboten.

Tod in Frankreich

Das Unternehmen France Telecom führte seit Monaten einen Nerven- und Wirtschaftskrieg gegen die eigenen MitarbeiterInnen. Verluste gibt es nur auf einer Seite, der Seite der Beschäftigten. Auf der gesamten Belegschaft lastete und lastet ein ungeheurer Druck, der durch die Aussichtslosigkeit, nach der Entlassung eine neue Stelle zu finden, noch verschärft wird. Dazu kamen Arbeitsstress, Konkurrenz und hohe Leistungserwartungen.
Mitte September dann der schreckliche Höhepunkt: Eine 53 Jahre alte Angestellte stürzte sich direkt nach einer Besprechung mit ihrem Vorgesetzten vom vierten Stock aus dem Fenster, das 24. Opfer und erstmals eine Frau. Der Fall sorgte für viel Aufmerksamkeit und ein großes mediales Echo. Didier Lombard, der Präsident von France Telecom, wurde zu Arbeitsminister Xavier Darcos zitiert. Tags darauf erklärte France Telecom, die Pläne für den Konzernumbau würden bis Ende Oktober auf Eis gelegt, Zwangsversetzungen bis Dezember eingestellt. Lombard gestand: »Ich habe das Leiden nicht ernst genug genommen.« Bei einem öffentlichen Auftritt wurde er mit »Mörder«-Rufen empfangen.

Der österreichische Weg

mobilkom austria zeigt seit 13 Jahren einen anderen Weg vor. Wir haben es geschafft, unser bisheriges Management Heinz Sundt, Boris Nemsic davon zu überzeugen - und auch bei Hannes Ametsreiter wird uns das gelingen -, dass unser gemeinsamer Weg der richtige ist. Wir sind der einzige Betreiber, bei dem es bis dato noch keine Massenkündigungen oder Outsourcing im großen Stil gab. Dies, obwohl in unserer Branche Sozialpläne an der Tagesordnung sind!
Unsere KollegInnen haben es trotz des härtesten Marktverdrängungswettbewerbs in Europa und zehn Jahre nachteiliger Regulierung - die nur der mobilkom austria, nicht den Mitbewerbern Kosten verursacht hat - geschafft, Jahr für Jahr hervorragende Ergebnisse zu erzielen. Der Vorsprung gegenüber unseren sehr starken Mitbewerbern wurde kontinuierlich ausgebaut.
Uns ist klar, dass gerade in Krisenzeiten besonders auf Kosten geachtet werden muss. Das kann aber nicht vor allem durch hartes Sparen bei den MitarbeiterInnen geschehen. Umso weniger, als die mobilkom austria laut internationalem Cost-Benchmark bereits jetzt zu den effizientesten Mobilfunkunternehmen im weltweiten Vergleich zählt. Das ist vor allem die Leistung aller MitarbeiterInnen! Sie sollen daher weiter in einem sicheren, verlässlichen Umfeld arbeiten können. Dafür zu sorgen, ist eine Kernaufgabe des neuen Managements.

Start up statt Burn-out

2010 starten wir unter der Schirmherrschaft von Generaldirektor Hannes Ametsreiter ein neues Projekt in der mobilkom austria: Wir nennen es » Start up statt Burn-out«. Das Ziel ist eine generelle Neuausrichtung im Gesundheitsmanagement der mobilkom austria. Der Grundgedanke des Programms ist es, dass alle bestehenden und auch neue Angebote in ein professionelles Gesundheitsmanagementkonzept einfließen. Betriebliche Gesundheitsförderung muss sich in Zukunft in allen Arbeitsprozessen der mobilkom austria wie ein roter Faden durchziehen.

Weblink
Arbeitsklimaindex mit Gesundheitsmonitor www.arbeitsklimaindex.at

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w.luksch@mobilkom.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

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