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Ein Sektor, in dem die Folgen des Klimawandels auch in Österreich bereits spürbar sind, ist der Tourismus. Das Abschmelzen der Gletscher und mangelnder Schneefall stellen Wintertourismus-Regionen vor ernsthafte Probleme. Ein Sektor, in dem die Folgen des Klimawandels auch in Österreich bereits spürbar sind, ist der Tourismus. Das Abschmelzen der Gletscher und mangelnder Schneefall stellen Wintertourismus-Regionen vor ernsthafte Probleme.
Klimawandel kostet Jobs

Klimawandel kostet Jobs

Schwerpunkt

Die Erderwärmung hat auch Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Jetzt verlangen die Gewerkschaften menschenwürdige »Green Jobs«.

Ab 7. Dezember trifft sich die politische Elite der Welt in Kopenhagen, um über ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zur Verminderung des Ausstoßes von Treibhausgasen zu verhandeln. Die Erwartungen sind gelinde gesagt gedämpft. Dabei wäre ein positiver Abschluss des Klimagipfels von immenser Bedeutung - die Auswirkungen der Erderwärmung sind schon jetzt massiv spürbar.
An das Thema Arbeitsmarkt denkt man im Allgemeinen nicht sofort, wenn man an die Folgen des Klimawandels denkt. Bedrohung der Artenvielfalt, die Ausbreitung von Wüsten und Steppen oder das Ansteigen des Meeresspiegels sind da wesentlich tiefer im allgemeinen Bewusstsein verankert. Dennoch wirkt sich der Klimawandel, wenn auch nicht so offensichtlich, auch auf die Arbeitsmärkte dieser Welt aus.

Arbeitsplätze in Gefahr

»Millionen Arbeitsplätze durch Klimawandel gefährdet« lautet der Titel einer Aussendung der Vereinten Nationen. So einfach ist die Sache allerdings nicht, wie bereits im zweiten Satz klargestellt wird, da die Auswirkungen auf Arbeitsmärkte abhängig von regionalen Bedingungen und den jeweiligen Sektoren sehr unterschiedlich sind. Während zum Beispiel in der Landwirtschaft in heißen Regionen ein Rückgang der Produktivität droht, werden kühlere Regionen durch einen Anstieg der Temperaturen überhaupt erst fruchtbar. Während einerseits Arbeitsplätze vernichtet werden, können also andererseits auch neue entstehen - das Problem ist, dass sie nicht zur gleichen Zeit und am gleichen Ort geschaffen werden.

Veränderung für Landwirtschaft

Betrachtet man die einzelnen Sektoren, sind natürlich jene besonders betroffen, die in engem Zusammenhang mit klimatischen Bedingungen stehen: Neben Forstwirtschaft und Fischfang unterliegt in erster Linie die Landwirtschaft besonders starken Veränderungen. Eine vom Europäischen Gewerkschaftsbund in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Erwärmung von zwei Grad Celsius im südlichen Europa dazu führen könnte, dass 20 Prozent weniger Wasser zur Verfügung stehen und extreme Hitzewellen die Ernten um bis zu 30 Prozent verringern. Weltweit leben rund 22 Prozent der Bevölkerungen in ländlichen Gegenden und hängen direkt oder indirekt von der Landwirtschaft ab - dem Sektor, der gleichzeitig die höchste Konzentration an Armut aufweist: Drei Viertel jener Menschen, die weniger als einen US-Dollar täglich zur Verfügung haben, arbeiten in und von der Landwirtschaft. Dass für diese Menschen schon marginale Einbußen lebensbedrohend sind, liegt auf der Hand.
Ein Sektor, in dem die Folgen des Klimawandels auch in Österreich bereits spürbar sind, ist der Tourismus. Das Abschmelzen der Gletscher - in den letzten 150 Jahren haben Österreichs Gletscher rund 60 Prozent ihrer Masse eingebüßt - und mangelnder Schneefall stellen Wintertourismus-Regionen vor ernsthafte Probleme. Die dadurch verlorenen Arbeitsplätze können in den meist ländlichen Gebieten gerade im Winter kaum durch andere Arbeitsmöglichkeiten ersetzt werden. Global betrachtet ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige überhaupt: 2004 wurden weltweit 263 Mrd. Euro durch Tourismus umgesetzt.
Auch auf den Arbeitsmärkten in den Bereichen Energiewirtschaft, Gesundheit, Versicherungen und Infrastruktur wird es zu Verschiebungen in Zusammenhang mit dem Klimawandel kommen. Und schlussendlich werden auch Lebensräume und somit Arbeitsplätze dadurch vernichtet, dass ganze Regionen unbewohnbar werden: Rund 330 Mio. Menschen werden durch den Anstieg des Meeresspiegels und Überflutungen zu Umweltflüchtlingen werden.
In einigen der betroffenen Sektoren - insbesondere Landwirtschaft und auch im Tourismus arbeiten mehrheitlich Frauen - warnt die ILO davor, dass negative Veränderungen in diesen Sektoren sich besonders stark auf Frauen auswirken und somit eine generelle Verschlechterung der Lebenssituation von Frauen nach sich ziehen werden. Und generell werden unter den Folgen des Klimawandels jene am meisten leiden, die ihn am wenigsten verursacht haben: die Menschen in Entwicklungsländern.

»Green Jobs« für die Zukunft

Der Kampf gegen den Klimawandel muss endlich ernsthaft aufgenommen werden, die finanziellen Mittel dafür - momentan ist die Rede von rund 100 Mrd. US-Dollar - müssen bereitgestellt werden. Allerdings sollten diese Aufwendungen nicht lediglich als Kosten, sondern vielmehr als Investition in die Zukunft verstanden werden: Es bietet sich die Chance, das Wirtschaftssystem in Richtung Nachhaltigkeit umzugestalten und gleichzeitig sinnvolle Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Wirtschaftszweigen zu schaffen.
Das ist auch der Grundtenor einer Studie mit dem Titel »Green Jobs: Towards decent work in a sustainable, low-carbon world«, die unter anderem von ILO und ITUC veröffentlicht wurde. Mit der Schaffung von »Green Jobs« können der Klimawandel samt seiner Folgen und Arbeitslosigkeit gleichzeitig bekämpft werden.

Sozial und umweltverträglich

Green Jobs tragen dazu bei, Umweltauswirkungen in verschiedenen wirtschaftlichen Sektoren bis auf ein nachhaltiges Niveau zu minimieren: durch die Umstellung der Energieproduktion auf erneuerbare Energiequellen, sinnvolle Abfalltrennung und Recycling, die Isolierung von Gebäuden etc. Allerdings sind Jobs, die der Umwelt gut tun nicht automatisch auch gut für jene, die sie ausführen - das Recycling von Computerschrott in Entwicklungsländern Afrikas ist ein gutes Beispiel dafür: ArbeiterInnen, unter ihnen viele Kinder und Jugendliche, brechen die Geräte mit bloßen Händen auf, um an die verwertbaren Metalle zu kommen und verbrennen die wertlosen Kunststoffteile. Dass sie dabei gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sind, wissen sie oft gar nicht. Eine nachhaltige Wirtschaft kann aber soziale und Umweltkosten nicht länger voneinander trennen - weshalb die Green Jobs-Initiative auch für die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen im Sinne der ILO eintritt.

Für menschenwürdige Arbeit

Der internationale Gewerkschaftsbund ITUC hat, um die Umsetzung der Green Jobs-Strategie voranzutreiben, eine eigene Task Force eingerichtet, die sich aktiv in den Diskussionen um die Gestaltung des Kyoto-Nachfolgeabkommens einbringt. Erstmals sollen so die sozialen Auswirkungen des Klimawandels und die Rechte von betroffenen ArbeitnehmerInnen Eingang in ein multilaterales Umweltabkommen finden. Präsent sein wird die ITUC am Klimagipfel in Kopenhagen: Gemeinsam mit dem Dänischen Gewerkschaftsbund organisiert sie den World of Work (WoW) Pavillon. Damit ein fairer Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft wahr werden kann.

Weblinks
Weitere Infos:
climate.ituc-csi.org
www.1000000taten.at

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