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Trotz Krise fette Beute

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Während die ArbeitnehmerInnen die Wirtschaftskrise sehr deutlich zu spüren bekommen, bleiben Ausschüttungen auch 2009 auf Rekordniveau.

Trotz großzügiger Staatshilfe für Banken kämpfen die Unternehmen nach wie vor mit rigoroser Kreditvergabe und Liquiditätsengpässen. Gerade vor diesem Hintergrund muss die Liquiditätspolitik der Unternehmen von zentraler Bedeutung sein, das Gegenteil ist aber der Fall: Dividendenbeschlüsse in Milliardenhöhe wurden in den Monaten April bis Juli 2009 gefällt, in einem Zeitraum in dem das volle Ausmaß der Krise bereits bekannt war. In prekären wirtschaftlichen Zeiten sind hohe Ausschüttungen nicht angebracht, denn gerade dann sollten - im Sinne einer verantwortungsvollen Unternehmensführung - Geldmittel als Krisenpolster im Unternehmen belassen und notwendige Investitionen vorgenommen werden. Gerade jetzt ist für die Sicherung und den Erhalt von Arbeitsplätzen eine vermehrte Thesaurierung des erwirtschafteten Kapitals besonders wichtig. Auch für AktionärInnen ist dies kein Nachteil, da das Einbehalten von Gewinnen den Unternehmenswert nachhaltig steigert.

Steigende Ausschüttungsquote

Die Arbeiterkammer hat im September eine Untersuchung zur Ausschüttungspolitik heimischer Unternehmen im Krisenjahr 2009 durchgeführt. Es wurden in diesem Zusammenhang sowohl die im ATX notierten Konzerne als auch bedeutende österreichische Kapitalgesellschaften analysiert.
Während die ATX-Konzerne aufgrund der aufkommenden Krise bereits im Bilanzjahr 2008 deutliche Gewinnrückgänge (-19 Prozent ) hinnehmen mussten, wurden im Krisenjahr 2009 Ausschüttungen in nahezu unveränderter Höhe von 2,2 Mrd. Euro vorgenommen. Damit könnten für die Beschäftigten in diesen Unternehmen spielend vier gute Lohnrunden finanziert werden. Die effektive Ausschüttungsquote steigt damit erneut deutlich von 29,9 Prozent auf 33,3 Prozent der Jahresüberschüsse an.

Unter Konzerndruck

Die Ausschüttungsquote bei den untersuchten Einzelabschlüssen von rund 250 bedeutenden österreichischen Kapitalgesellschaften liegt mit 80 Prozent deutlich über jenen der ATX-Konzerne. Nicht einmal ein Viertel der erwirtschafteten Gewinne verbleibt demnach in den Unternehmen. Noch höher liegen die Ausschüttungen in der Metallbranche. Rund 90 Prozent der erzielten Gewinne werden sofort an die AktionärInnen bzw. an das Mutterunternehmen weitergereicht.
In Konzernverbünden ist es Usus geworden, dass fast der ganze Gewinn an das Mutterunternehmen fließt. Diese gängige Praxis des »Aussaugens« von produktiven, solide aufgestellten Töchterunternehmen kann sich besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als Bumerang erweisen: In Zeiten der Hochkonjunktur und eines bei der Kreditvergabe großzügigen Bankensektors stellen Dividendenzahlungen kein unmittelbares Problem für den Bestand der Töchterunternehmen dar. Bei Geldbedarf durfte man mit Geldflüssen von der Mutter (Cash Pooling) rechnen. In Krisenzeiten kommen aber auch Muttergesellschaften in finanzielle Schwierigkeiten, der Druck auf die Tochtergesellschaften erhöht sich.

Kein Umdenken zu erwarten

Die in die AK-Untersuchung einbezogenen rund 250 Kapitalgesellschaften beschäftigen 164.000 Menschen. Von diesen Unternehmen haben 80 Prozent bzw. rund 200 Kapitalgesellschaften Dividenden in Höhe von 4,1 Mrd. Euro beschlossen: Diese Ausschüttungen machen etwa die Hälfte der gesamten Personalkosten aus. Ein genereller Verzicht auf Ausschüttungen würde 80.000 Arbeitsplätze in diesen Unternehmen finanzieren, allein die Hälfte des Ausschüttungsvolumens könnte bereits rund 40.000 Arbeitsplätze sichern. Doch von Arbeitgeberseite ist derzeit kein Umdenken in Richtung verantwortungsvolle, nachhaltige Unternehmensführung zu erwarten: Während viele ArbeitnehmerInnen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze bangen und die Arbeitslosenzahlen stark ansteigen, freuen sich AktionärInnen über fette Dividenden. Sieht so Verteilungsgerechtigkeit aus?

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