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Hatten zu Jahresbeginn 2008 noch mehr als 61 Prozent der Befragten angegeben, sie seien mit ihrem Einkommen »sehr« beziehungsweise »ziemlich zufrieden«, so sank dieser Wert zum Jahresende auf 55,8 Prozent. Hatten zu Jahresbeginn 2008 noch mehr als 61 Prozent der Befragten angegeben, sie seien mit ihrem Einkommen »sehr« beziehungsweise »ziemlich zufrieden«, so sank dieser Wert zum Jahresende auf 55,8 Prozent.

Arbeitsklima in der Krise

Schwerpunkt

Die Wirtschaftskrise hat die Arbeitszufriedenheit in Österreich deutlich beeinträchtigt. Prognosen, wonach das Schlimmste überwunden sei, helfen kaum.

Die von den Finanzmärkten ausgegangene Krise der Wirtschaft hat bei ArbeitnehmerInnen Spuren hinterlassen. Das zeigt der Österreichische Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich. Seitdem die Wirtschaftskrise im 2. Halbjahr 2008 unmittelbar an den Arbeitsplätzen spürbar wurde, ist die Arbeitszufriedenheit auf dem Weg nach unten.
Ergab die Berechnung des Arbeitsklima Index im Herbst 2007 noch den Spitzenwert von 112 Indexpunkten, so fiel er bis zum Herbst 2008 auf 109 Punkte. Auf diesem Wert ist er seither geblieben. Die 109 Indexpunkte liegen zwar immer noch deutlich über dem vor 13 Jahren mit 100 Punkten fixierten Ausgangspunkt der Messungen, aber erst in den kommenden Monaten wird deutlich werden, ob es sich nur um eine »Delle« in der Aufwärtsentwicklung handelt oder ob gar eine Trendwende eingetreten ist.

Angst vor der Zukunft

Der genaue Blick auf die Daten des Arbeitsklima Index gibt Auskunft über die Ursachen der sinkenden Arbeitszufriedenheit. So ist die Zahl der PessimistInnen unter den unselbstständig Erwerbstätigen stark gestiegen: Im Jahr 2009 sehen 46 Prozent schwarz für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs, am Ende des Jahres 2007 waren es nur 19 Prozent gewesen. Dementsprechend auch die Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit. Zwei Drittel der Beschäftigten waren zum Beginn des Jahres 2009 der Meinung, die Jobs seien in Österreich »sehr« oder »ziemlich unsicher«.
Der eigene Arbeitsplatz wird nach wie vor als sicherer eingestuft, aber auch hier ist ein eindeutiger Trend festzustellen: Im Frühjahr 2009 hielt jede/r Fünfte seinen Job für zumindest »ziemlich unsicher«, ein Jahr zuvor war nur jede/r Achte dieser Meinung gewesen.

Die Krise ist männlich

Die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes wird von den Geschlechtern unterschiedlich eingeschätzt. Männer beantworten diese Frage seit Jahren deutlich optimistischer als Frauen. Die Krise hat allerdings dazu geführt, dass sich das zumindest kurzfristig umgekehrt hat: Von Herbst 2008 bis ins Frühjahr 2009 schätzten 77,8 Prozent der Männer ihren Arbeitsplatz als sicher ein. Bei den Frauen waren es hingegen 78,6 Prozent. Dieser Befund deckt sich auch mit dem Verlauf der Wirtschaftskrise, die vor allem männerdominierte Produktionsbranchen getroffen hat. Seit Frühsommer 2009 hat sich das Verhältnis wieder »normalisiert«, Männer schätzen ihre Arbeitsplätze wieder sicherer ein als Frauen (81,6 zu 80,6 Prozent).
Auch die Frage nach Einschätzung der Chancen, im Fall des Falles wieder eine annehmbare Arbeitsstelle zu finden, wird negativer beantwortet. Zwar stieg im ersten Halbjahr 2008 die Zahl der optimistischen ArbeitnehmerInnen noch an: nach 50,7 Prozent im Frühjahr auf mehr als 55 Prozent im Sommer. In den Monaten danach folgte der Absturz - Anfang 2009 waren nur noch 47 Prozent der unselbstständigen Beschäftigten der Meinung, dass sie - wenn notwendig - wieder leicht einen annehmbaren Arbeitsplatz finden würden.
Nach Geschlechtern differenziert stellt sich das Bild folgendermaßen dar: Männer sind bei dieser Frage seit Jahren kontinuierlich optimistischer als Frauen. Die Zahl der Optimisten ist seit Frühjahr 2008 zwar deutlich gesunken, es waren aber stets mehr Männer zuversichtlich, wieder einen zu Job zu finden. Bei den Arbeitnehmerinnen waren hingegen stets die Pessimistinnen in der Überzahl, nur kurz vor Ausbruch der Krise im Sommer 2008 - als die Jobaussichten sehr gut bewertet wurden - hatten die Optimistinnen mit 50,1 Prozent eine knappe Mehrheit.

Krise auch in den Geldbörsen

Die Zufriedenheit mit dem Einkommen ist ebenfalls in der Krise in Bewegung geraten. Hatten zu Jahresbeginn 2008 noch mehr als 61 Prozent der Befragten angegeben, sie seien mit ihrem Einkommen »sehr« beziehungsweise »ziemlich zufrieden«, so sank dieser Wert zum Jahresende auf 55,8 Prozent. Er ist seitdem wieder auf 60 Prozent angestiegen. Bei dieser Entwicklung ist auch der Verlauf der Inflationsrate, die im Jahr 2008 deutlich höher lag als heuer, mitzudenken.
Die regionale Entwicklung der Arbeitszufriedenheit weist ebenfalls einige auffallende Trends auf. In den vergangenen Jahren war stets ein West-Ost-Gefälle gemessen worden, die Arbeitszufriedenheit war prinzipiell im Westen und Norden höher als im Osten und Süden. Die Wirtschaftskrise hat sich vor allem im Norden und Süden bemerkbar gemacht. In den Bundesländern Oberösterreich und Salzburg sank der Arbeitsklima Index vom Herbst 2007 von 115 Punkten auf 109 Punkte im Frühjahr 2009. Noch dramatischer der Rückgang in den südlichen Bundesländern Steiermark und Kärnten mit 106 Indexpunkten im Frühjahr 2009 nach 114 Indexpunkten im Herbst 2007. Im Westen (Tirol und Vorarlberg) als auch im Osten (Wien, Niederösterreich, Burgenland) hat sich die Krise hingegen weniger stark ausgewirkt. Der Index blieb dort relativ stabil.
Die unterschiedliche Entwicklung des Arbeitsklima Index lässt sich aus den strukturellen Unterschieden zwischen den Regionen erklären. Dort, wo es große, meist exportorientierte Industriebetriebe gibt - wie etwa in Oberösterreich oder der Steiermark - war der Einbruch der Arbeitszufriedenheit größer als in den übrigen Bundesländern. Tirol und Vorarlberg mit ihrem höheren Dienstleistungsanteil wurden ebenso wie Wien und Niederösterreich mit vielen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von der Krise weniger getroffen.

Index hat sich bewährt

Der Arbeitsklima Index hat sich seit seiner Einführung Mitte der Neunzigerjahre zu einem stabilen und zuverlässigen Messinstrument für die Stimmung unter den Beschäftigten in Österreich entwickelt. Seine Zuverlässigkeit hat er auch in der aktuellen Wirtschaftskrise bewiesen, die vorliegenden Ergebnisse weisen den Weg für künftige Politik im Interesse der ArbeitnehmerInnen.
Jobsicherheit: Die Wirtschaftskrise hat die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes unter den ArbeitnehmerInnen deutlich erhöht. Einerseits wird die wirtschaftliche Zukunft Österreichs deutlich negativer gesehen als vor der Krise, zudem wird der persönliche Arbeitsplatz als gefährdeter erlebt. Die Angst um den Job ist vor allem bei Männern spürbar größer geworden, Frauen scheinen hier generell realistischer zu sein. Auch die Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz werden deutlich negativer bewertet als noch vor der Krise.
Einkommen: Die Zufriedenheit mit dem Einkommen ist in den ersten Monaten der Krise deutlich gesunken. Dieses Ergebnis ist besonders bedenklich, wenn sie vor dem Hintergrund der Entwicklung seit Beginn der Arbeitsklima-Messungen Mitte der Neunzigerjahre gesehen wird. Die mittlerweile 13 Jahre umfassenden Daten zeigen, dass die Zufriedenheit mit dem Einkommen auch in Zeiten guter Wirtschaftsentwicklung nicht zunimmt. Der kontinuierliche Trend des Arbeitsklima Index nach oben spiegelt sich nicht in einer vergleichbaren Aufwärtsentwicklung der Einkommenszufriedenheit wider. Die derzeit laufenden Kollektivvertragsverhandlungen werden daran wohl nichts ändern, wird doch die Arbeitgeberseite nicht müde, auf die in diesem Jahr besonders schwierige wirtschaftliche Situation hinzuweisen, die angeblich kaum Spielraum für höhere Einkommen gebe. Für die VerhandlerInnen der Arbeitnehmerseite eine schwierige Situation.

Info&News
Was ist der Arbeitsklima Index?
Der Arbeitsklima Index ist ein wissenschaftliches Instrument, um wirtschaftliche und soziale Veränderungen aus Sicht der Beschäftigten zum Thema zu machen. Der Index bildet damit ein Gegengewicht zu den üblichen makroökonomischen Maßzahlen, die die Anliegen und Interessen der Beschäftigten nicht abbilden können.
Für den Arbeitsklima Index werden regelmäßig rund 1.000 Personen befragt. Er ist damit für alle Beschäftigten repräsentativ. Die Arbeiterkammer Oberösterreich veröffentlicht die Ergebnisse viermal im Jahr, die Ergebnisse stoßen in Presse und Öffentlichkeit auf großes Interesse.

Weblink
Mehr Infos unter:
www.arbeiterkammer.com

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