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Die Beratungen bei der Zweiten Sparkasse erfolgen nach persönlicher Vereinbarung und nur über die Vermittlung von speziellen Organisationen wie der SchuldnerInnenberatung oder über die Vermittlung von Wohlfahrts- oder Beratungsorganisationen. Die Beratungen bei der Zweiten Sparkasse erfolgen nach persönlicher Vereinbarung und nur über die Vermittlung von speziellen Organisationen wie der SchuldnerInnenberatung oder über die Vermittlung von Wohlfahrts- oder Beratungsorganisationen.

Die anderen Banken

Schwerpunkt

Wenn etablierte Banken die Zusammenarbeit verweigern, dann gibt es einen Ausweg: in Österreich und auch international bieten Banken Hilfe zur Selbsthilfe.

Ungefähr 40.000 ÖsterreicherInnen sind durch Scheidung, Krankheit, Arbeitslosigkeit etc. so verschuldet, dass ihnen von normalen Geldinstituten ein Bankkonto verweigert wird. Die Zweite Sparkasse bietet diesen Menschen eine zweite Chance.

400 Ehrenamtliche beraten

Sie wurde als Zweite Wiener Vereinssparcasse 2006 von der ERSTE Stiftung gegründet, heute gibt es österreichweit fünf Filialen und mehrere Kooperationspartnerschaften mit örtlichen Banken. Mit 400 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen werden derzeit rund 4000 Kunden betreut. »Wir hatten von Anfang an sowohl bei unseren aktiven MitarbeiterInnen als auch bei den PensionistInnen regen Zuspruch und keine Probleme, das Personal dafür zu finden.«, erzählt Maribel Königer, Sprecherin der ERSTE Stiftung. Die Beratungen bei der Zweiten Sparkasse erfolgen nach persönlicher Vereinbarung und nur über die Vermittlung von speziellen Organisationen wie der SchuldnerInnenberatung oder über die Vermittlung von Wohlfahrts- oder Beratungsorganisationen wie Caritas, Schuldnerberatung, Anonyme Spieler u. ä…. Die KundInnen erhalten ein Haben-Konto (das nicht überzogen werden darf) inklusive Bankomat-Karte, außerdem - dank einer Kooperation mit der Wiener Städtischen - eine kostenlose Rechtsberatung pro Quartal sowie eine Gratis-Unfallversicherung. Falls gewünscht, wird eine Haushaltsversicherung zu einem stark ermäßigten Preis angeboten.
150 bis 200 NeukundInnen pro Monat verzeichnet die Zweite Sparkasse derzeit. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sind hier noch nicht abzulesen »Aber wir rechnen mit einem Ansteigen der Privatinsolvenzen und damit stärkerem Kundenandrang.« so Königer. »Aktuell kommt es noch nicht zu längeren Wartezeiten. Wer sich über eine der Beratungsorganisationen meldet, hat nach sieben bis zehn Tagen sein Konto inklusive Bankomatkarte.« Selbstverständlich ist ein Konto bei der Zweiten Sparkasse als Übergangslösung für schwierige Zeiten gedacht. Da sich Privatinsolvenzverfahren über sieben Jahre erstrecken und die Bank erst seit drei Jahren besteht, kann noch nicht wirklich abgeschätzt werden, wie lange der durchschnittliche Kunde bei der Bank bleibt.

Neustart mit 100 Euro

Wesentlich kleiner sind die Summen, mit denen Menschen in Afrika oder Asien nachhaltig geholfen werden kann. Während in Europa auch 30.000 Euro noch unter Kleinkredite fallen, können anderswo schon 100 Euro das Leben einer ganzen Familie verändern. Mit einem derartigen Mikrokredit kann beispielsweise eine Kuh, eine Wasserpumpe, eine Nähmaschine oder ein kleiner Marktstand gekauft werden. Von normalen Banken bekommen diese »unbankable poor« kein Geld - wegen fehlender Sicherheiten und weil »arme Menschen mit dem Geld sofort Lebensmittel kaufen würden statt es zu investieren.« Außerdem können viele weder lesen noch schreiben. Und die Wucherzinsen örtlicher Geldverleiher schaffen wieder nur neue Abhängigkeiten. International tätige Banken und Organisationen vergeben daher Mikrokredite und vermitteln grundlegendes Managementwissen an all jene, die sonst kaum eine Chance hätten. Das System funktioniert seit Jahrzehnten erstaunlich gut, die Rückzahlungsquoten sind hoch.
Bereits seit 1976 unterstützt die Grameen (= Dorf)-Bank Menschen mit Mikrokrediten zu gerechten Zinsen. Gegründet wurde die mittlerweile in fast 85.000 Dörfern und Städten tätige Bank in Bangladesch von dem Wirtschaftswissenschafter Prof. Dr. Muhammad Yunus, der dafür 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Bank arbeitet mit Gewinn, die Rückzahlungsquote der Kredite liegt mit 98 Prozent höher als bei herkömmlichen Banken. Die Grameen-AktionärInnen sind zu 96 Prozent (ehemalige) Kreditnehmer der Bank. Um genau zu sein: Kreditnehmerinnen, denn 97 Prozent der KundInnen sind Frauen, unter anderem weil sie sich punkto Rückzahlungen als zuverlässiger erwiesen haben.

Gegenseitige Verantwortung

Das ursprüngliche Grameen-System ist ein System der »sozialen Sicherheiten«: Menschen, die ein Darlehen brauchen, bilden kleinere Gruppen zu je fünf bis zehn Personen. Zuerst erhalten nur einige davon ein Darlehen. Wenn das Geschäft läuft und die Raten bezahlt werden, dann können nach einer Beobachtungszeit neue Kredite vergeben werden. Hat ein Mitglied Schwierigkeiten bei der Rückzahlung, dann springen die anderen ein. Aber auch die örtlichen Berater der Mikrokreditbanken stehen den JungunternehmerInnen mit Rat und Tat zur Seite.
Diese BeraterInnen sind durchwegs einheimische Fachleute, die allerdings meist nicht in klimatisierten Büros sitzen, sondern mit dem Rad und manchmal sogar zu Fuß in die Dörfer kommen und die Menschen vorab erst einmal über Mikrokredite, Genossenschaften etc. aufklären. Statt einer Unterschrift setzen so manche KundInnen dann unter Umständen ihren Fingerabdruck unter den Kreditvertrag.

Veränderung ist möglich

Was mit einem kleinen Kredit, mit einer Kuh oder einer Nähmaschine beginnt, wächst sich nicht selten zu einem gut funktionierenden Unternehmen aus. Wie bei Miriam Ng’ang’a aus Kenia, die mit 57 Jahren keine Perspektiven mehr für sich sah. Sie war Pensionistin, hatte sechs erwachsene Kinder und einen gewalttätigen Ehemann. Heute, sechs Jahre später ist sie Kleinunternehmerin mit eigenen Visitenkarten und zahlreichen Geschäftsverbindungen. Die Milch von mittlerweile sieben Kühen verarbeitet sie händisch zu Jogurt. Sobald ihr dritter Kredit abbezahlt ist, will sie mehr Kühe, Maschinen und ein Auto kaufen.
Ein (halbwegs) geregeltes Einkommen, das bedeutet nicht nur Essen, ein Dach über den Kopf und Kleidung, sondern auch mehr Selbstvertrauen. Irene Castro Quilca war eine arme Kleinbäuerin, als sie die Mikrofinanzinstitution Confianza kennenlernte. »Confianza gab mir nicht nur die Mittel, um Produktivität und Einkünfte des Betriebes zu steigern, sondern mehr Selbstvertrauen und überzeugte mich, dass ich Dinge verändern konnte, die ich bisher für unabänderlich gehalten hatte.«

In 70 Ländern

Ihre Kredite bekamen die Frauen über Oikocredit, einen Kooperationspartner der Grameen Bank. Die internationale Kreditgenossenschaft unterstützt weltweit Mikrofinanzinstitute und örtliche Genossenschaften. Oikocredit wurde 1975 auf Initiative des Ökumenischen Weltkirchenrates gegründet, die Zentrale befindet sich in Amersfoort in den Niederlanden. Heute ist Oikocredit in 70 Staaten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa tätig und der weltweit größte mit Privatkapital arbeitende Finanzier von Mikrokrediten. Gemeinsam mit seinen Partnern hat Oikocredit bisher 15 Millionen Menschen erreicht. So wie die Grameen-Bank verzeichnet auch Oikocredit überall sehr hohe Rückzahlungsraten. Bisher hat noch kein Anleger Geld verloren. Und selbst Ende 2008, wo viele Unternehmen unter der Wirtschaftskrise stöhnten, konnte sich die (nicht Gewinn orientierte) Entwicklungsgenossenschaft über ein erfolgreiches Jahr freuen.
Seit 1990 ist Oikocredit auch in Österreich vertreten, drei Teilzeitangestellte und viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen setzen sich für die Idee der sozialen Geldanlage ein. 1200 ÖsterreicherInnen haben bisher insgesamt 10 Millionen Euro veranlagt.

Sinnvoll angelegt

Die Anteilszeichnung ist in jeder Höhe möglich, der Mindestanteil beträgt 200 Euro. Mit einer maximalen Dividende von zwei Prozent kann man sein Geld zwar nicht effektiv vermehren, aber im wahrsten Sinne des Wortes sinnvoll anlegen. Die Rückzahlung der Anteile ist jederzeit problemlos möglich.

Weblinks
Die Zweite Sparkasse:
www.diezweitesparkasse.at
Oikocredit Österreich
www.oikocreditaustria.at
Schuldnerberatung
www.schuldnerberatung.at

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afadler@aon.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

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