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Die Top-10 auf der Forbes-Liste der Milliardäre 2009
Die Top-10 auf der Forbes-Liste der Milliardäre 2009

Reich und reicher

Schwerpunkt

4.400.000.000.000 (=4,4 Billionen) Dollar betrug 2008 das gemeinsame Geldvermögen der reichsten Menschen der Welt. 2009 waren es nur 2,4 Bill.

Einmal jährlich erstellt das Managermagazin Forbes eine Liste der DollarmilliardärInnen. 2008 schafften es 1.125 Namen auf diese Liste. Im Jahr 2009 waren es nur noch 793. Im Schnitt haben die MilliardärInnen durch die Finanzkrise ein Drittel ihres Geldvermögens eingebüßt. Der größte Verlierer auf der Forbes-Liste ist der indische Telekomunternehmer Anil Ambani. Er verlor mehr als 30 Mrd. Dollar. Auch Spitzenreiter Bill Gates hat laut Forbes etwa 18 Mrd. Dollar eingebüßt. Geld eingebüßt haben auch die Österreichischen MilliardärInnen: Billa-Gründer Karl Wlaschek genauso wie Red-Bull Erfinder Dietrich Mateschitz und die Erbin des Kaufhauskonzerns Horten Heidi Horten. Während 658 der 793 MilliardärInnen Verluste hinnehmen mussten, gelang es immerhin 44 Personen ihr Vermögen trotz Krise zu vergrößern. Der größte Gewinner dieses Jahr war New Yorks Bürgermeister Michael R. Bloomberg.

World Wealth Report

Dass die Finanzkrise auch das Geld der Reichen verringert hat, bestätigt auch der World Wealth Report 2009, der einmal im Jahr von Capagemini und Merryl Lynch herausgegeben wird. Im Jahr 2008 ist die Zahl der Personen mit einem Nettofinanzvermögen von mindestens einer Million Dollar weltweit um fast 15 Prozent zurückgegangen. Die der Superreichen - also laut Capagemini-Definition jener Personen mit einem Finanzvermögen von mehr als 30 Millionen Dollar - um fast 25 Prozent. Auch die österreichischen MillionärInnen blieben davon nicht verschont. Ihre Zahl fiel von 77.700 auf nur mehr 70.100. Bis 2013 soll das Vermögen der Reichen und Superreichen weltweit allerdings wieder wachsen - um mindestens 8 Prozent.
Wenn man über Vermögen spricht, stößt man rasch auf die Frage, wer denn überhaupt reich ist. Der US-amerikanische Milliardär J. P. Getty beschwerte sich einmal, dass er sein Vermögen nicht einmal durch die verschwenderischste Party verringern könne. Denn selbst dann würde es ihm nicht gelingen, alles auszugeben, was er im selben Zeitraum allein an Zinseszinsen verdiene. Doch reich sind nicht nur die Superreichen à la Getty und Gates.
Der Frage nach der Definition des Begriffs »reich« hat sich der Ungleichheitsforscher Anthony B. Atkinson ausführlich gewidmet. Die einfachste Möglichkeit ist ohne Zweifel die im Journalismus angewandte Methode der Positivlisten. Reich ist, wer mehr als den Betrag x besitzt. Der Nachteil dieser Methode ist, dass Reichtum in dieser Definition nicht in Relation zum Rest der Bevölkerung gesetzt wird. Sehr oft wird als »reich« daher auch ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung definiert. Die obersten 10 Prozent oder auch das oberste eine Prozent. Nachteil dieser Definitionen ist, dass sie nicht berücksichtigt, dass die Gruppe der »Reichen« nicht immer gleich groß ist. Atkinson definiert daher als »reich« all jene, die ein Vielfaches des mittleren Einkommens besitzen. »Reich« ist für ihn wer über 30 mal so viel verfügt.

Vermögensverteilung

Wesentlich interessanter als die Zahl der MilliardärInnen und deren Vermögensentwicklung in der Krise ist die Frage der Verteilung von Vermögen. Weltweit ist Vermögen sehr ungleich verteilt, wobei die globale Vermögensverteilung noch wesentlich konzentrierter ist als die in den meisten Staaten. Im Schnitt besitzen die reichsten 10 Prozent eines Landes etwa 50 Prozent des Vermögens. Weltweit besitzen die 10 reichsten Prozent der erwachsenen Bevölkerung dagegen sogar etwa 85 Prozent des Vermögens.1
Unausgewogen ist auch die Vermögensverteilung zwischen den einzelnen Staaten. Ein Drittel des gesamten Vermögens befindet sich in den USA und in Kanada (2000), weitere 30 Prozent in Europa, 24 in den reichen Staaten des Pazifik-Raums. Besonders unproportional ist die Reichtumskonzentration in Nordamerika. Denn dort leben nur 6 Prozent der Weltbevölkerung. Afrika, Lateinamerika und der Rest von Asien teilen sich die restlichen 12 Prozent. Aus einer globalen Perspektive betrachtet, ist in den armen Ländern das Vermögensniveau noch deutlich niedriger als das Einkommensniveau.

Situation in Österreich

Auch in Österreich sind Vermögen höchst ungleich verteilt. Der Gini-Koeffizient zur Ungleichheit der Geldvermögensverteilung in Österreich beträgt 0,66 und liegt damit im internationalen Vergleich eher hoch.2 Über zwei Drittel der Haushalte besitzen keine nennenswerten Geldvermögen. Das oberste Zehntel besitzt hingegen 54 Prozent des gesamten Geldvermögens. Das reichste Prozent der Haushalte hält 27 Prozent des gesamten Geldvermögens. Die Nationalbank weist im Sozialbericht darauf hin, dass Besitzer hoher Geldvermögen nur eingeschränkt erfasst werden. Die tatsächliche Ungleichverteilung beim Geldvermögen ist demnach noch viel größer.
Immobilienvermögen ist im Übrigen noch ungleicher verteilt als Geldvermögen und Unternehmenseigentum überhaupt nur in den höchsten Vermögensstufen von Relevanz. Eine Studie von Synthesis Forschung3 kommt zum Schluss, dass im Jahr 2002 die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung in Österreich rund 70 Prozent des gesamten Vermögens (also Immobilien, Geldvermögen und Unternehmensvermögen) besessen haben.
Von der aktuellen Krise besonders betroffen sind die Finanz- und Immobilienvermögen vor allem in den entwickelten Staaten. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich die Ungleichheit in der weltweiten Vermögensverteilung kurzfristig leicht reduziert - sowohl zwischen als auch innerhalb der Staaten.

Vermögen wachsen rasch

Mittel- und längerfristig lässt sich vermuten, dass Vermögen rascher wachsen werden als Einkommen.4 Ob dabei die Ungleichverteilung von Vermögen weltweit weiter wächst oder sinkt hängt nicht zuletzt von der Entwicklung in einzelnen bevölkerungsreichen Schwellenländern ab. Besonders die Entwicklung im bevölkerungsreichen und wirtschaftlich schnell wachsenden China wird in den nächsten 20 Jahren eine wichtige Rolle spielen.
Atkinson geht davon aus, dass die Vermögensverteilung genauso wie die Vermögen einzelner Personen sich im Laufe der Zeit verändern. Die Konzentration des Reichtums nimmt zu oder geht zurück. Vermögen werden aufgeteilt auf Erben, wachsen, schrumpfen oder gehen auch verloren. Atkinson meint, dass die Art und Weise wie sich Vermögen und Vermögenskonzentration entwickeln, ganz maßgeblich mit den Steuersystemen einzelner Länder zusammenhängt - nicht zuletzt damit, wie wirkungsvoll Einkommen und Vermögen besteuert werden.5

Info&News
1.000.000.000.000 = 1012 = 1 Billion = 1000 Milliarden
Würde man eine Billion Euro, bestehend aus 500-EUR-Scheinen, aufeinander stapeln, so wäre dieser Stapel etwa 210 Kilometer hoch.
Leicht zu verwechseln ist das deutsche Wort Billion mit dem US-amerikanischen Wort billion, das aber dem deutschen Wort Milliarde entspricht.

Weblinks
Forbesliste der Reichsten:
www.forbes.com/billionaires

Kontakt
Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin
lucia.bauer@gpa-djp.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

1 Wim Naudee and James C. MacGee: Wealth Distribution, the Financial Crisis and Entrepreneurship, UNU Wider, Wider Angle Newsletter, 3/2009
2 Sozialbericht 2007/2008
3 Sozialbericht 2003/2004
4 James B. Davies, Susanna Sandström, Anthony Shorrocks, Edward N. Wolff: The World Distribution of Household Wealth, UNU Wider, Discussion Paper, Nr 3/2008
5 Anthony B. Atkinson: Concentration among the Rich, UNU Wider, Research Paper, Nr 2006/151

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