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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Das liebe Geld

Meinung

Über Geld spricht man nicht, das hat man«, sagt man hierzulande gerne und hält sich auch daran. Sogar diejenigen, die keines haben.

Aber sprechen wir doch einmal über Geld: »Entscheidend sind die Funktionen des Geldes, unabhängig davon, in welcher Form sie sich darstellen. Geld dient 1. als Mittel zum Tausch, als solches ist es 2. Maßstab für den Wert eines Gutes und es ermöglicht 3. Werte über längere Zeit aufzubewahren. Geld ist Tauschmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel«, definiert die Österreichische Nationalbank auf ihrer Homepage.

Geld erfüllt unsere Träume

Wir bekommen Geld im Tausch gegen Güter und Leistungen und tauschen es wiederum gegen Güter und Leistungen. Wir brauchen Geld zum Leben. Wir tauschen es gegen Kleidung und Lebensmittel. Geld gibt uns ein Dach über dem Kopf und bringt uns von A nach B. Und Geld erfüllt unsere Wünsche und Träume: bessere Kleidung, bessere Lebensmittel, ein Haus, eine Reise. Wir kaufen uns Sicherheit, Fürsorge und/oder Macht. Liebe kann man sich vielleicht tatsächlich nicht kaufen, aber wohl etwas, was ihr ziemlich ähnlich sieht. Denn Geld ist auch ein Wertmaßstab und Liebe ist ein Wert. Mit Geld drücken wir aus, wie viel uns etwas oder jemand wert ist - am Markt wie auch im emotionalen Umfeld. Wir messen unseren Wert zu oft, an dem was wir verdienen und demonstrieren ihn mit dem, was wir uns leisten können. Das prägt unser Leben sogar im familiären Rahmen vom Taschengeld, Zeugnisgeld über Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke, Verlobungs- oder Ehering bis hin zum Testament, indem wir ein letztes Mal erklären können, wer uns was wert ist.
Das können wir, weil wir Geld längere Zeit aufbewahren können. Wir können es zu Hause unter dem Kopfpolster verstecken, es im Garten vergraben oder einer Bank geben. Die verlangt nichts dafür, dass sie unser Geld aufbewahrt, sie zahlt sogar etwas. Nämlich dann, wenn sie unser Geld »arbeiten« lässt. Immer öfter wird Geld auch gegen Geld getauscht.
Dann hat Geld längst schon nicht mehr seine gewohnte Form in Münzen und Papierscheinen. Wir müssen Geld nicht mehr wiegen, sehen und fühlen, wir haben gelernt an Geld zu glauben. Und akzeptieren es nun auch in Gestalt von Aktien und Wertpapieren, Fonds und Börsekursen, reduziert auf Zahlen.
»Jedes Gut kann Geld sein, sobald es durch Gewohnheit oder soziale Übereinkunft und positive Erfahrung als solches akzeptiert wird,« erklärt die Österreichische Nationalbank weiter: »Die Voraussetzung dafür ist das Vertrauen in seinen Wert und seine Stabilität.« Dieses Vertrauen ist aber vielen von uns mittlerweile verloren gegangen - vielleicht auch, weil es immer schwerer wird, sich Werte hinter all den Zahlen vorzustellen. In den letzten Jahrzehnten haben Menschen auf den internationalen Finanzmärkten für uns alle kaum nachvollziehbare Gewinne gemacht. Sie haben Besitz angehäuft, den man in einem Leben kaum nutzen noch genießen kann.
In den letzten Monaten wurden auf den internationalen Finanzmärkten immense Verluste gemacht. Sehr viel Geld ist weg, auch das kaum vorstellbar, wären da nicht Millionen Obdachlose in den USA, deren Traum vom Eigenheim geplatzt ist und tausende Arbeitslose weltweit, die ohne ihr eigenes Zutun um ihr Einkommen gekommen sind.

Höchste Zeit über Geld zu reden

Stillschweigend wurde viel Geld in den letzten Jahren verzockt: Nicht nur Einzelne hofften auf den schnellen Gewinn, Gemeinden, Länder, die Bundesbahnen, sogar die Bundesfinanzierungsbehörde - sie alle haben beim großen Finanzmarktpoker mitgespielt, ohne große Worte, auch mit unserem Geld. Damit das nicht wieder passiert, ist es höchste Zeit, dass wir anfangen über Geld zu reden - solange wir noch eines haben.

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