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Steigende Gehälter für die Managerelite, hohe Ausschüttungen für Aktionäre, Kurzarbeit, Lohn-verzicht und Kündigungen für die Beschäftigten
Während sich die Führungseliten auch in Zeiten einer Rezession  auf krisenfestes Einkommen in Form von hohen Ausschüttungen  und steigenden Fixbezügen verlassen können, erhöht sich der Druck auf die Beschäftigten umso massiver. Während sich die Führungseliten auch in Zeiten einer Rezession auf krisenfestes Einkommen in Form von hohen Ausschüttungen und steigenden Fixbezügen verlassen können, erhöht sich der Druck auf die Beschäftigten umso massiver.

Die süßesten Früchte...

Schwerpunkt

Steigende Gehälter für die Managerelite, hohe Ausschüttungen für Aktionäre, Kurzarbeit, Lohn-verzicht und Kündigungen für die Beschäftigten.

Wo bleibt die Verantwortung der heimischen Führungselite für die Wirtschaftsmisere, die sie durch neoliberales Gewinnstreben mit verursacht hat? Werden Top-ManagerInnen trotz Gewinnrückgängen oder sogar Verlusten »erfolgsabhängig« belohnt? Welche Ausschüttungspolitik wird betrieben, um für den Weg durch die Krise gerüstet zu sein? Diesen Fragen widmet sich eine aktuelle Studie der AK Wien, die sowohl die Vorstandsvergütung als auch die Ausschüttungspolitik der ATX Unternehmen1 unter die Lupe genommen hat.

Weiter wie bisher?

Die Devise in den heimischen Konzernen lautet offenbar »Weiter wie bisher ...« Sogar angesichts der herrschenden Rezession belohnen sich Österreichs Top-Manager mit unmoralisch hohen Gehältern. Darüber hinaus werden Aktionäre mit Ausschüttungssteigerungen und Zusatzdividenden bestens bedient: Trotz Gewinnrückgängen und sinkender Aktienkurse verdienen ATX ManagerInnen im Krisenjahr 2008 mehr als 1,3 Mio. Euro pro Kopf, das ist das 48-fache (2007: 47-fache) eines Beschäftigten in den betreffenden Unternehmen. Dieses üppige Jahresgehalt entspricht einem durchschnittlichen Lebenseinkommen.

Millionen für die Vorstandsetagen

Spitzenreiter bei der Managementvergütung sind die Vorstände von OMV, Andritz, der Vienna Insurance Group, der Erste Bank und von Raiffeisen International: Erste Bank Chef Andreas Treichl z. B. kassierte 2008 trotz Finanzkrise mit 3,3 Mio. Euro das 104-fache eines/r Angestellten im Bankkonzern. Aber auch die Vorstandsetage von Raiffeisen International kann sich über eine satte Erhöhung ihrer Gehälter freuen: Das Pro Kopf Einkommen stieg durch saftige Gewinne aus Aktienoptionen um mehr als die Hälfte auf knapp 1,6 Mio. Euro.
Der Trend zur variablen Vergütung zumeist in Form von Aktienoptionen (Stock Options) hat sich in den letzten Jahren generell verfestigt: Während der erfolgsabhängige Anteil 2006 noch bei rund einem Drittel der Gesamtvergütung liegt, lockten im vergangenen Jahr bereits mehr als die Hälfte der untersuchten ATX-Unternehmen ihre Vorstandsriege mit Aktienoptionen, Boni oder Prämien. In Zeiten von Rekordgewinnen setzten die Führungskräfte alles daran, die definierten Erfolgskriterien wie Aktienkursanstieg oder künstlich hohe Ertragskennzahlen zu erreichen. Je stärker die Managerbezüge an den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmen geknüpft sind, umso radikaler werden die Interessen der großen Kapitaleigner im Konzern vertreten: Mit kurzfristig angelegten Maßnahmen wie z.B. Rationalisierungen wurde der Wert des Unternehmens für den Börsehandel aufpoliert, langfristige und nachhaltige Strategien wie die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten oder die Schaffung von Arbeitsplätzen rückten dabei in den Hintergrund. Gerade dieses börsegetriebene Wirtschaften hat maßgeblich zu jener Krise beigetragen, mit der wir derzeit konfrontiert sind.
So gut die Top-Manager bis vor kurzem an der Börse verdient haben, so sehr wird die neoliberale Logik jetzt auch ihnen zum »Verhängnis«: Angesichts einbrechender Aktienkurse müssen Vorstände um sicher geglaubte, fette Gewinne aus Aktienoptionen fürchten. Damit das Managereinkommen aber auch in Krisenzeiten möglichst lukrativ bleibt, wurde entsprechend rasch gehandelt: In einer Art »Elitenagreement« zwischen Vorstand und Aufsichtsrat wird die Vorstandsvergütung derzeit gerade krisenfest geschnürt. Wie eine Umfrage des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF) zeigt, hat bereits mehr als die Hälfte der rd. 700 befragten ManagerInnen bis Ende April eine Erhöhung der Grundgehälter vereinbart.2 Beschlossen werden die Vorstandsbezüge mit einem höheren, krisensicheren Fixum von den Kapitalvertretern im Aufsichtsrat, im Gegenzug erhalten die AktionärInnen wiederum üppige Ausschüttungen - ein klassisches Win-Win-Spiel!

Fürstliche Ausschüttungen

Wie die AK Studie zeigt, ist die Ausschüttungspolitik der ATX Konzerne nämlich alles andere als maßvoll: Für das Jahr 2009 planen die untersuchten Unternehmen trotz Wirtschaftskrise Ausschüttungen in der Höhe von mehr als 1,9 Mrd. Euro. Dies entspricht in Summe der Lohnsteuerentlastung für ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen durch die Steuerreform 2009. Die effektive Ausschüttungsquote der ATX Konzerne steigt - auf Basis des Konzernabschlusses - deutlich von 28,2 Prozent im Vorjahr auf 33,7 Prozent für 2009 an. Über besonders fürstliche Bonus- bzw. Treuedividenden dürfen sich die Aktionäre der Österreichischen Post und der Vienna Insurance Group freuen.

Da geht die Post ab

Die Österreichische Post hat für das heurige Jahr rund 169 Mio. Euro an ihre Aktionäre ausgeschüttet, davon stammen 68 Mio. Euro aus Bonusdividenden. Um dieses gewaltige Ausschüttungsvolumen zu ermöglichen, mussten sogar Kapitalrücklagen, sprich eiserne Reserven, aufgelöst werden, bereits im Vorjahr wurde zu Lasten der Kapitalreserven ein ähnliches Aktionärszuckerl ausbezahlt. Paradox erscheint dabei, dass die Post AG in den letzten Wochen erneut die Schließung von hundert Filialen ankündigt, während auf der anderen Seite wichtige Rücklagen an Aktionäre geflossen sind. Aber auch beim führenden Versicherungskonzern Vienna Insurance Group (VIG) kommen die treuen AktionärInnen zusätzlich zu einer regulären Dividendenzahlung von 141 Mio. Euro in den Genuss eines Treuebonus von 115 Mio. Euro.
Um das großzügige Geschenk an die AktionärInnen ausschütten zu können, wurden sogar Gewinnvorträge aus Vorjahren herangezogen. Die Ausdünnung der Eigenkapitaldecke als Folge hoher Ausschüttungen ist speziell in Krisenzeiten problematisch. Besonders unangebracht erscheint die herrschende Ausschüttungspolitik dann, wenn die Unternehmensführung von Einsparungen und Kündigungen spricht.

Bonus für neue Werte!

Während sich die Führungseliten auch in Zeiten einer Rezession auf krisenfestes Einkommen in Form von hohen Ausschüttungen und steigenden Fixbezügen verlassen können, erhöht sich der Druck auf die Beschäftigten umso massiver. Den jüngsten Arbeitsmarktdaten vom Juni zufolge, ist die Zahl der Arbeitslosen zum Vergleichsmonat des Vorjahres drastisch um 33 Prozent auf 229.703 Personen gestiegen, zudem sind derzeit noch immer rd. 52.000 ArbeitnehmerInnen in Kurzarbeit. Woran es eindeutig fehlt ist nachhaltiges Krisenmanagement der Konzerne: Gerade in schwierigen Zeiten sollten Geldmittel als Reserven im Unternehmen belassen bzw. Investitionen vorgenommen werden.
Jetzt sind die mehr als gut dotierten Top-Manager gefragt, Flagge zu zeigen und endlich gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen: Denn das österreichische Aktiengesetz sieht vor, dass »der Vorstand die Geschäfte so zu leiten hat, wie es das Wohl des Unternehmens unter Berücksichtigung der Interessen der AktionärInnen, der ArbeitnehmerInnen sowie der Öffentlichkeit erfordert«.
Demzufolge ist es an der Zeit, die Prinzipien der Vorstandsentlohnung grundsätzlich zu überdenken und nach neuen Werten auszurichten. Die drei zentralen Säulen eines künftigen Vergütungssystems müssen Nachhaltigkeit, Angemessenheit und Transparenz sein. Diese Kriterien sind zudem richtungsweisend für die Steuerung und Kontrolle der Unternehmen.

Neuer Maßstab für Erfolg

Die Vorstandsvergütung muss per Gesetz transparent gestaltet werden und der Erfolg von Führungskräften sollte endlich nicht mehr am Börsewert sondern insbesonders an sozialen und beschäftigungsrelevanten Kriterien (z. B. die Schaffung von Arbeitsplätzen oder Ausbildungsplätzen) gemessen werden.

1 Zum Zeitpunkt der Untersuchung sind folgende 20 Unternehmen im ATX notiert: Andritz, AUA, BWIN, Erste Group Bank, EVN, Flughafen Wien, Intercell, Mayr-Melnhof Karton, Österreichische Post, OMV, Raiffeisen International, RHI, Schoeller-Bleckmann, Strabag SE, Telekom Austria, Verbund, Vienna Insurance Group, voestalpine, Wienerberger und Zumtobel.
2 vgl. »Führungsgehälter 2008«; Wirtschaftsforum der Führungskräfte, WdF (April 2009)


Weblinks
Studie »Vorstandsvergütung und Ausschüttungspolitik der ATX Unternehmen 2008« inklusive dem Maßnahmenpaket der Arbeiterkammer Wien:
www.arbeiterkammer.at/bilder/d96/StudieATX.pdf 

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