topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/
Verluste bei einer einmaligen Nulllohnrunde im Vergleich zu einer Erhöhung um 2 Prozent Bittere Verluste
Verluste bei einer einmaligen Nulllohnrunde im Vergleich zu einer Erhöhung um 2,5 Prozent Zum Vergrößern auf die Bilder klicken!
Verluste bei einer einmaligen Nulllohnrunde im Vergleich zu einer Erhöhung um 3 Prozent

Bittere Verluste

Schwerpunkt

Angst und Erpressung führen dazu, dass ArbeitnehmerInnen bereit sind, auf KV-Erhöhungen zu verzichten - sie vergessen dabei die Langzeitwirkung.

Eine Nulllohnrunde war nie ein Thema«, plakatierte die Wirtschaftskammer anlässlich der Großdemonstration am 13. Mai 2009. Tatsächlich gab es zu dem Zeitpunkt in einigen Branchen Angebote der ArbeitgeberInnen, die Löhne und Gehälter zwar anzuheben, allerdings um Prozentsätze, die deutlich unter der durchschnittlichen Inflationsrate der vergangenen Monate lagen.

Ist-Gehälter in der IT-Branche

Entgegen aller Beteuerungen der ArbeitgeberInnen auf Plakaten und in Presseaussendungen leben 35.000 Beschäftigte in der IT-Branche seit Jahren mit einer Nulllohnrunde nach der anderen, weil die ArbeitgeberInnen sich standhaft weigern ihre IST-Gehälter (sprich ihre tatsächlichen Gehälter) zu erhöhen. Die GPA-djp demonstriert daher seit Wochen gemeinsam mit BetriebsrätInnen aus der IT-Branche täglich vor der Wirtschaftskammer für eine Erhöhung der IST-Gehälter im IT-Bereich.

Gerade die IT-Branche ist jedoch in Österreich im Wachsen begriffen. Einerseits gibt es immer mehr Unternehmen, die ihre betriebseigene IT in Tochtergesellschaften auslagern. Die Beschäftigten in diesen Bereichen fallen dadurch nicht mehr unter den ursprünglichen Kollektivvertrag (KV), sondern in den billigeren IT-KV. Andererseits zeigen Arbeitsmarktstudien, dass es neben dem Dienstleistungssektor vor allem im IT-Bereich einen Zuwachs an Arbeitsplätzen geben wird. Nicht in die ArbeitnehmerInnen der IT-Branche zu investieren ist daher wirtschaftspolitisch kurzsichtig, fördert die KV-Flucht und macht Jobs in einer Zukunftsbranche unattraktiv.

In der Krise zählt die Kaufkraft

Eine Erhöhung der tatsächlichen Gehälter ist gerade in der Krise wichtig. Wenn in einer internationalen Krise der Export zusammenbricht, kommt der Kauftkraft und der Binnennachfrage eine umso wichtigere Rolle zu. Hätte man schon früher mehr in die Einkommen der ArbeitnehmerInnen investiert, dann würde sich die Wirtschaftskrise vielleicht heute weniger dramatisch auswirken.

»Wenn nix da ist, gibt es nix zu verteilen«, argumentiert dagegen die Industriellenvereinigung. Lohnerhöhungen würden zu Kündigungen führen, und zwei von drei ArbeitnehmerInnen seien jederzeit dazu bereit, auf ihre Lohnerhöhung noch länger zu warten. Nur neun Prozent würden einen Lohnverzicht generell ablehnen, argumentiert die Industrie und lässt sich das auch durch eine Befragung von Fessel-GFK bestätigen. Hinter dieser angeblich so großen Bereitschaft der ArbeitnehmerInnen steckt jedoch vor allem eine Angst- und Erpressungspolitik der ArbeitgeberInnen. Den Beschäftigten werden Horrorszenarien ausgemalt, wenn sie nicht auf Gehalt verzichten. Oft schwebt auch das Wort Kündigung im Raum. Kein Wunder also, dass viele Menschen diesem Druck nicht gewachsen sind und aus Existenzangst bereit sind, auf alles Mögliche zu verzichten.

Nach zehn Jahren 6.000 Euro Verlust

Neben allen negativen Auswirkungen einer Nulllohnrunde auf Kaufkraft und Binnennachfrage, hat selbst eine nur einmalige Nulllohnrunde handfeste Auswirkungen auf die Erwerbsbiografie jedes und jeder Einzelnen und wirkt somit nachhaltig. Dazu ein einfaches Rechenbeispiel:

Gehen wir von einem Bruttogehalt von 2.000 Euro im Jahr 2008 aus und nehmen dann an, dass im Jahr 2009 die Lohnerhöhung ausfällt. Dann bedeutet das für den/die betroffene ArbeitnehmerIn im Jahr 2009 einen Verlust von 560 Euro im Vergleich zu einer Erhöhung von zwei Prozent. Nehmen wir nun an, dass in den darauffolgenden neun Jahren wieder jedes Jahr eine Gehaltserhöhung von zwei Prozent ausverhandelt wird. Dann war die einmalige Nulllohnrunde doch nicht so schlimm, könnte man jetzt meinen. Falsch gedacht: Nach zehn Jahren ist der Gesamtverlust durch die Nulllohnrunde von 2009 auf mehr als 6.000 Euro angewachsen. Entsprechend noch größer ist der Verlust natürlich im Vergleich zu einer Erhöhung von 2,5 oder drei Prozent.

Der Kampf lohnt

Wir reden also über eine enorme Summe, die der österreichischen Wirtschaft aber auch jedem/jeder einzelnen ArbeitnehmerIn durch eine Nulllohnrunde verloren ginge. Ein nachhaltiger Schaden, gegen den es sich zu kämpfen lohnt und die erfolgreichen Abschlüsse in einigen Branchen seit der Großdemo von 13. Mai bestätigen das.

Weblinks
IT-Kampagne der GPA-djp
www.gpa-djp.at/it

Kontakt
Schreiben Sie Ihre Meinung an die AutorInnen
lucia.bauer@gpa-djp.at
gerhard.kopinits@gpa-djp.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

Artikel weiterempfehlen

Kommentar verfassen

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum