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Wichtige soziale Arbeit
Finanzierung von Pflegeeinrichtungen Zum Vergrößern aufs Bild klicken!
Die Bezahlung der Beschäftigten in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen

Wichtige soziale Arbeit

Aus AK und Gewerkschaften

GPA-djp und vida fordern eine Sozialmilliarde, um die Konjunktur zu beleben und soziale Arbeit aufzuwerten.

In Österreich arbeiten über 200.000 Menschen im Gesundheits- und Sozialwesen, davon fast 80 Prozent Frauen: sie pflegen kranke und alte Menschen, betreuen Menschen mit Behinderungen, kümmern sich um Jugendliche, sorgen für den Neustart von Suchtkranken und Haftentlassenen oder arbeiten bei Rettungsdiensten. Leider findet diese schwierige und belastende Arbeit nicht die erforderliche gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung.

Finanzielle Situation
2007 betrug das durchschnittliche Bruttoeinkommen im Gesundheits- und Sozialbereich 1.506 Euro monatlich und liegt damit fast 20 Prozent unter den Bruttoeinkommen aller Beschäftigten. »Nur 40 Prozent der Beschäftigten in diesem Bereich arbeiten Vollzeit. Daher verdienen diese ArbeitnehmerInnen oft noch deutlich weniger als 1.500 EUR«, erzählt Martha Fleschurtz, Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe Linz. Viele der KollegInnen würden gerne mehr arbeiten, ist sie überzeugt.
Viele Einrichtungen, gemeinnützige Vereine und karitative Organisationen, arbeiten und leiden unter Finanzierungsengpässen und sind auf Subventionen durch die öffentliche Hand und Spenden angewiesen. Bund, Länder und Gemeinden kommen ihrer Finanzierungsverantwortung nicht ausreichend nach, obwohl sie deren Leistungen beauftragen.
»Wir sind wohl die einzigen BetriebsrätInnen, die zu den PolitikerInnen gehen und um Geld für unsere ArbeitgeberInnen bitten«, beklagt Fleschurz die schwierige finanzielle Situation der sozialen Vereine. Und sie rechnet damit, dass sich der Druck in Zeiten der Krise wohl noch verschärfen wird: »Erste Projekte werden bereits als zu teuer beendet.«
Wegen der knappen Budgetmittel fehlt es an qualifiziertem Personal. Darunter leidet die Qualität, und der Arbeitsdruck auf die Beschäftigten steigt. In manchen Fällen wird nicht einmal das kollektivvertragliche Mindestgehalt bezahlt. Auch die Arbeitszeit ist für viele Beschäftigte alles andere als attraktiv, weiß Renate Donhofer, Konzernbetriebsratsvorsitzende bei Caritas Socialis: »Immer mehr Beschäftigte müssen sogenannte geteilte Dienste leisten, haben ihre Arbeitszeit also in einzelne Blöcke am Tag aufgeteilt. Mittlerweile sind von 20 Arbeitstagen schon 15 solche mit geteilten Diensten.« Auch die Zeit, die für die betreuten Menschen aufgewendet werden kann, wird immer knapper. »In einer halben Stunde Abendbetreuung für einen demenzkranken Patienten ist noch die Anfahrtszeit eingerechnet. Bleiben also gerade einmal 15 Minuten (!) für die effektive Betreuung, also Essen machen und Waschen.«

Initiative von GPA-djp und vida
Dabei wird der Bedarf an Pflege aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren deutlich steigen. Bereits 2050 wird es 50 Prozent mehr Demenzkranke geben als heute. Es ist daher kurzsichtig, in diesen Bereichen zu sparen.
Um der unhaltbaren Situation entgegenzutreten, starteten die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) und die Gewerkschaft vida die Initiative »Soziale Arbeit ist mehr wert!«. »Wir glauben, dass in diesen gesellschaftlich wichtigen Sektor verstärkt investiert werden muss. Wir fordern daher in einer Initiative an das österreichische Parlament eine Sozialmilliarde für ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes Angebot an Gesundheits- und Sozialdiensten, die Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze sowie attraktivere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung. In den Konjunkturpaketen sollen auch die Gesundheits- und Sozialdienste gestützt werden«, fordert GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian.

Das bringt doppelten Nutzen: Erstens werden damit die großen Defizite im Betreuungsbereich, besonders in der Pflege und Kinderbetreuung, geschlossen und zweitens sind diese Investitionen unmittelbar und hoch beschäftigungswirksam. Zur dauerhaften finanziellen Abstützung sollte zudem ein steuerfinanzierter Pflegefonds eingerichtet werden. Im April sammelten die beiden Gewerkschaften über 10.000 Unterstützungserklärungen für ihre gemeinsame Initiative.
Qualität muss an erster Stelle stehen: Ausbildungsstandards dürfen nicht dadurch unterlaufen werden, dass - wie bei der 24-Stunden-Betreuung - auch Beschäftigte ohne Ausbildung für die Tätigkeiten in Pflege und Betreuung zugelassen werden. »Obwohl es hier um die Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen geht, ist nach wie vor keine Ausbildung verpflichtend. Krankheitsverläufe zu erkennen und mit Symptomen richtig umgehen zu können, z. B. bei Demenz, dafür braucht es jedoch Qualifizierung«, sagt Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft vida.
»Die nachhaltige Finanzierung von KV-Mindeststandards, marktgerechten Überzahlungen sowie Übergangsrechten bei Neugestaltung der Arbeitsbeziehungen im Sozial- und Gesundheitsbereich sollte von Bund, Ländern und Gemeinden in ihrer Finanzierungsverantwortung außer Streit stehen und wenn notwendig auch durch neue Steuereinnahmen, etwa vermögensbezogenen Steuern, finanziert werden«, setzt Katzian fort. »Angesichts der Alterung unserer Gesellschaft wird die öffentliche Hand auch in Zukunft mehr Geld für Betreuung und Pflege aufwenden müssen. Dafür soll ein steuerfinanzierter Pflegefonds geschaffen werden«, ergänzt Kaske. Voraussetzung dafür ist ein struktureller Umbau unseres Steuersystems - weg von der hohen Besteuerung von Arbeitseinkommen, hin zur Besteuerung der großen Vermögen.
»Diese engagierten Menschen sollen auch weiterhin ihre gesellschaftlich wertvolle Arbeit mit Qualität verrichten können - wir fordern daher faire Einkommen und gute Arbeitbedingungen«, so Kaske weiter, denn: »Arbeitsplätze in diesem Bereich auszubauen ist Krisenvorsorge und aktive Beschäftigungspolitik!«

INFO&NEWS
IFES-Umfrage zum Gesundheits- und Pflegebereich
Die Ergebnisse eine Befragung des Instituts für Empirische Sozialforschung (IFES) im März 2009 im Auftrag der GPA-djp/vida bestätigten die politische Forderung der Gewerkschaften nach einer besseren finanziellen Ausstattung des Gesundheits- und Sozialbereiches: Für zwei Drittel der Befragten sollte die Finanzierung von Pflegeeinrichtungen durch die öffentliche Hand sichergestellt werden (siehe Grafik).
Auch die gewerkschaftliche Forderung einer besseren gesellschaftlichen und finanziellen Anerkennung der schwierigen und belastenden Arbeit in diesem Bereich wird durch die Umfrageergebnisse bestätigt: Eine klare Mehrheit erkennt die große Belastung, der diese Berufsgruppen ausgesetzt sind.
Im Verhältnis zu den Anforderungen in Pflegeberufen wird die Entlohnung als zu gering wahrgenommen (siehe Grafik).
Ausgleichsmaßnahmen - z. B. Anspruch auf längeren Urlaub oder Auszeit - für die Belastungen in Pflegeberufen werden überwiegend befürwortet.

WEBLINKS
Mehr Infos unter:
www.gpa-djp.at
www.vida.at

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