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In der Schule viel zu tun Insgesamt ist es wichtig, dass mehr Jugendliche ihre begonnenen schulischen Ausbildungen abschließen, und dass sie dabei spezifische inhaltliche, aber auch sozialpädagogische Förderung erhalten.
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In der Schule viel zu tun

Schwerpunkt

Um die Ausbildungsgarantie der Regierung umzusetzen, besteht im Schulsystem noch Handlungsbedarf.

Im Regierungsprogramm 2007, als die als Übergangsregelungen eingeführten Maßnahmen des Jugendausbildungssicherungsgesetz ins 11. Jahr gingen, wurde erstmals den Jugendlichen eine Bildungsgarantie gegeben: Im Kapitel Bildung stand unter »Bildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr« als Ziel: »Senkung des Anteils der Jugendlichen ohne Berufsausbildung oder Schulabschluss und Sicherung der Jugendbeschäftigung durch die Möglichkeit zum Besuch einer weiterführenden Schule, eines Ausbildungsprogramms oder den Erhalt eines Lehrplatzes.« Nach der Neuwahl 2008 heißt es im Regierungsprogramm für die 24. Gesetzgebungsperiode: »Mit der Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr soll allen Jugendlichen eine vollwertige (Berufs-)Ausbildung ermöglicht werden: in der Schule, im Rahmen der dualen Berufsausbildung oder bei Engpässen in einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte.«

Die Bildungsgarantie für Jugendliche bezieht sich nicht nur auf das Angebot an überbetrieblichen Ausbildungsplätzen, das inzwischen durch das Lehrlingspaket 2008 in Angriff genommen wurde, sondern es ist ganz ausdrücklich der Beitrag der schulischen (Berufs-)Bildung gefragt. So finden sich folgende Vorhaben:

  • Weiterer Ausbau der Angebote im Bereich der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (2007) bzw. kontinuierliche Aufstockung der Zahl der Ausbildungsplätze an denselben (2008).
  • Verstärktes schulisches Angebot zur Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung (2007) bzw. Ausbau des Förderprogramms »Berufsmatura: Lehre mit Reifeprüfung« (2008).
  • Ausbau der Berufsinformation und verstärkte Einbeziehung der Wirtschaft sowie Schaffung eines Coaching-Modells für Jugendliche mit Schwierigkeiten beim Berufseinstieg (2007).
  • Kostenfreies und altersgerechtes Nachholen des Pflichtschulabschlusses für Jugendliche in der Berufsschule und Hauptschule durch Zusatzangebote (2008).
  • Erarbeitung von Strategien und Modellen zu einer Neuorientierung der 9. Schulstufe mit dem besonderen Fokus auf die Attraktivierung der Polytechnischen Schule (2008).

Österreich zählt mit der Schulpflicht bis zum 15. Lebensjahr zu den Schlusslichtern in der EU (EU-19-Durchschnitt: 16. Lebensjahr). Dies führt zu einer niedrigen Bildungsbeteiligung der 15- bis 19-Jährigen. Diese lag im Jahr 2006 mit 82 Prozent unter dem EU-19-Durchschnitt von 85 Prozent, damit findet sich Österreich an vierzehnter Stelle. Kennzeichnend für das österreichische Bildungssystem ist die starke Gewichtung von berufsbildenden und berufsvorbereitenden Bildungsgängen. 2006 besuchen fast drei Viertel der SchülerInnen im Sekundarbereich II berufsbildende Einrichtungen, sechs Prozent berufsvorbereitende und ein gutes Fünftel allgemein bildende Schulen.

Steigende SchülerInnenzahl
Die SchülerInnenzahl an den Oberstufenschulen hat im Zeitraum vom Schuljahr 1999/2000 bis zum Schuljahr 2006/07 um fast sechs Prozent zugenommen (von 386.366 auf 409.097 SchülerInnen). Das ist ein deutlich höherer Anstieg als die Zunahme bei den gesamten Jugendlichen in dieser Altersgruppe um knapp zwei Prozent. Die 15- bis 19-jährige Wohnbevölkerung in Österreich stieg von 485.249 Jugendlichen im Jahr 2000 auf 498.111 Jugendliche 2007 an.
Zum höchsten Anstieg kam es an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS, über elf Prozent), gefolgt von der Oberstufe an den allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS, plus neun Prozent) und den berufsbildenden mittleren Schulen (BMS, plus sechs Prozent). Einen geringen Anstieg von einem halben Prozent weisen die Berufsschulen (BS) auf, deren SchülerInnenanzahl zwischen 1999/00 und 2004/05 stark gesunken ist und sich jetzt dank der Maßnahmen des Jugendausbildungssicherungsgesetzes und der überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen erholt.
Die aktuellen Zahlen aus dem Schuljahr 2007/08 zeigen mit fast 226.000 SchülerInnen in den berufsbildenden Schulen die große Bedeutung dieser Ausbildung. Diese wird unterstrichen von einem Vergleich der Abschlüsse im Bereich der Sekundarausbildung: Im Schuljahr 2006/07 standen knapp 44.000 Lehrabschlüssen fast 43.000 schulische Berufsabschlüsse gegenüber, davon mehr als die Hälfte in kombinierter Form Reifeprüfung und Berufsberechtigung.

Ohne Ausbildung und Abschluss
Wichtig für die Einschätzung der Maßnahmen zur Ausbildungsgarantie sind Angaben zu den Jugendlichen, die sich nach ihrer Pflichtschulzeit nicht mehr in einer Ausbildung befinden und keinen weiterführenden Abschluss erworben haben. Im Jahr 2007 gab es fast 36.000 Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, die sich nicht mehr in Ausbildung befanden und höchstens den Pflichtschulabschluss vorweisen konnten. Im Gegensatz zur Gesamtheit dieser Altersjahrgänge, die nicht mehr in Ausbildung ist, waren die Jugendlichen ohne Ausbildung fast doppelt so oft von Arbeitslosigkeit betroffen bzw. fanden sich zu einem großen Anteil nicht in der Labour-Force (also in Karenz, im Haushalt etc.). Auch bei den Jugendlichen zwischen 20 und 24 Jahren zeigt sich die gleiche Tendenz. Diejenigen ohne eine weiterführende Ausbildung sind zu einem geringeren Anteil beschäftigt, dafür umso höher von Arbeitslosigkeit betroffen und befinden sich im größeren Ausmaß nicht im Status Labour-Force.

Berufsreifeprüfung umgesetzt
Als abzuhakender Punkt aus den Regierungsprogrammen 2007 und 2008 kann die Umsetzung der Berufsreifeprüfung für Lehrlinge genannt werden. Offen ist hier jedoch die kostenlose Berufsreifeprüfung für SchülerInnen an mittleren Schulen. Angegangen wurden Maßnahmen zur Senkung der AbbrecherInnen in den ersten Klassen der berufsbildenden Schulen (z. B. mehr Teilungen oder Orientierungsstufe). An der Verbesserung der Berufs- und Bildungswegorientierung arbeitet eine Projektgruppe unter Einbeziehung der Sozialpartner. Hier bleibt die Forderung der ArbeitnehmerInneninteressenvertretungen aufrecht, dass es eines eigenen Gegenstandes zur Berufsorientierung bedarf, und dass der außerschulische Bereich stärker einbezogen gehört.
Durch den Schulentwicklungsplan ist eine Reihe von neuen Plätzen an den BMHS im Entstehen. Die genaueren Analysen aus der PISA-Studie 2006 zeigen uns, dass diese »neuen« Plätze nicht nur mehr von den »alten« Plätzen sein dürfen. Die SchülerInnen an den BMS zeichnen sich durch einen hohen Anteil mit Migrationshintergrund aus, kommen aus Familien mit niedrigem sozialem Status und weisen viele Schullaufbahnverluste auf. Diese SchülerInnen brauchen eigene Angebote und Unterstützungen in den berufsbildenden Schulen. Insgesamt ist es wichtig, dass mehr Jugendliche ihre begonnenen schulischen Ausbildungen abschließen, und dass sie dabei spezifische inhaltliche, aber auch sozialpädagogische Förderung erhalten.
Noch unzureichend angegangen wurden das Nachholen von Abschlüssen für die Altergruppe bis 18 Jahre und die Neuorientierung der 9. Schulstufe.
Die Ausbildungsgarantie für Jugendliche bleibt ein ambitioniertes Ziel, an deren Verwirklichung wir aber nicht umhin kommen auf dem Weg zu einem sozial gerechten Bildungssystem.

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