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Die Finanzierung der meisten NPOs besteht - neben den Verkaufserlösen - aus einer Mischung von Mitgliedsbeiträgen, Spenden von privater Seite sowie Subventionen.
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Der Nonprofit-Sektor

Schwerpunkt

NPOs erbringen häufig soziale Dienstleistungen. Bei der Finanzierung muss sich der Staat seiner Verantwortung als Subventionsgeber bewusst sein.

In einem Wirtschaftssystem, das Güter und Dienstleistungen überwiegend in privaten, auf Gewinnerzielung gerichteten Unternehmungen, zum anderen in staatlichen Organisationseinheiten produziert, ist die Nonprofit-Organisation (NPO) eine eigentümliche Zwischenform, die weder dem einen noch dem anderen Typus entspricht, aber nur mit Schwierigkeiten als eigener Organisationstyp definiert bzw. umschrieben werden kann.

Humanitäre Zielsetzung

Zum weitaus überwiegenden Teil ist der Daseinszweck der NPOs die Erbringung von Dienstleistungen, meist mit einer humanitären Zielsetzung als Motivationshintergrund. Bei einem - gemessen an ihrer Wirtschaftstätigkeit - kleinen Teil der NPOs steht der ideell-politische Zweck im Vordergrund (Interessenverbände, NGOs mit den verschiedensten Zielsetzungen, religiöse Organisationen). Die dominante Organisationsform der NPOs ist der Verein, aber auch andere Formen kommen vor (z. B. GmbH). Vom Staat unterscheiden sich NPOs dadurch, dass sie nicht Teil des staatlichen Verwaltungsapparats sind (wie z. B. die meisten Krankenanstalten) und eigenverantwortlich-selbstverwaltet als privater Verein agieren. Im Gegensatz zur Bezeichnung können NPOs durchaus auch einen Gewinn machen (im Sinn eines Überschusses von Einnahmen über die Ausgaben), wesentlich ist jedoch das Gewinnausschüttungsverbot: Eine NPO darf niemals Gewinnerzielung zum Zweck der Ausschüttung des Gewinns an Dritte betreiben. Ein weiteres Kriterium ist die Freiwilligkeit der Zugehörigkeit (etwa im Unterschied zu selbstverwalteten Sozialversicherungen mit gesetzlich geregelter Zugehörigkeit). Die Finanzierung der Aktivitäten der NPOs erfolgt typischerweise nur zum geringeren Teil durch Markterlöse aus dem Verkauf der Dienstleistungen. Die Finanzierung der meisten NPOs besteht - neben den Verkaufserlösen - aus einer Mischung von Mitgliedsbeiträgen, Spenden von privater Seite sowie Subventionen von staatlichen Institutionen.

Keinesfalls deckt sich der Begriff der NPO mit demjenigen der sog. »gemeinwirtschaftlichen Unternehmungen«, die überwiegend dem Unternehmenssektor oder der staatlichen Verwaltung zugerechnet werden, auch wenn es hier größere Überschneidungen gibt.

1,9 Prozent des BIP

Für das Jahr 2005 hat die Statistik Austria auf der Grundlage der allgemeinen statistischen Erhebungen über die Erzeugung von Sachgütern und Dienstleistungen und zusätzlicher Befragungen erstmals eine vollständige Statistik des Nonprofit-Sektors in Österreich erstellt. Siehe Tabelle »Wertschöpfung und Beschäftigte im Nonprofit-Sektor«.

Wirtschaftlich relevante Aktivitäten von NPOs finden sich in den fünf in der Tabelle angeführten Teilbereichen der österreichischen Wirtschaft. Mit einer gesamten Wertschöpfung von fast 4,7 Mrd. Euro trugen 2005 die NPOs 1,9 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Deutlich höher ist der Beschäftigtenanteil der NPOs: Unter Abzug der geringfügig Beschäftigten entfielen 2005 gut fünf Prozent aller unselbstständig Beschäftigten auf den Bereich der Nonprofit-Organisationen. Innerhalb des Nonprofit-Sektors ist der Bereich Krankenanstalten, Altenheime, Rettungsdienste und sonstige soziale Fürsorge mit einer Wertschöpfung von über 2,6 Mrd. Euro und 99.648 Beschäftigungsverhältnissen mit Abstand der bedeutendste. Auf die Pflege- und Fürsorgedienste zusammen mit den anderen dienstleistungsorientierten NPOs in den Bereichen Kindergärten und Schulen, Sport, Kultur sowie Forschung und Entwicklung entfallen 80 Prozent aller NPO-Beschäftigten. 20 Prozent (34.000) der NPO-Beschäftigten sind in den Organisationen mit primär ideell-politischen Zielsetzungen tätig, wobei in deren Aktivitäten oft ebenfalls eine bedeutende Dienstleistungskomponente vorhanden ist (z. B. Beratungstätigkeit).

Hoher Frauenanteil

Angesichts der Dominanz der sozialen Dienstleistungen im Aufgabenbereich der NPOs ist der hohe Frauenanteil an den Beschäftigten nicht überraschend: 74 Prozent der Beschäftigten von NPOs sind weiblich. Weiters arbeiten mehr als die Hälfte, nämlich 56 Prozent der Beschäftigten, Teilzeit.

Unterschiedlich groß ist die Bedeutung der NPOs innerhalb der jeweiligen Wirtschaftsbereiche. Im Bereich Vereine und Interessenverbände entfallen zwei Drittel der Wertschöpfung auf NPOs - ebenfalls zu diesem Bereich gehören die Kammern, die jedoch wegen der gesetzlich geregelten Mitgliedschaft nicht als NPO gelten, sondern dem öffentlichen Sektor zugerechnet werden. Bedeutend ist der NPO-Anteil an der Wertschöpfung des gesamten Bereichs der Krankenanstalten, Pflege und sozialen Fürsorge mit gut 20 Prozent. In den anderen Bereichen tragen die NPOs weniger als zehn Prozent zur Wertschöpfung bei.

Die Frage, warum die Erbringung von Dienstleistungen in einzelnen Bereichen durch NPOs erfolgt und in anderen nicht oder nur in ganz geringem Ausmaß, ist ebenso schwierig zu beantworten wie die nach der Abgrenzung der NPO. Je nach historischen Traditionen und politischen Bestimmungen sind die Aufgaben, die von NPOs wahrgenommen werden, länderweise unterschiedlich. So etwa spielen im Schul- und Bildungswesen oder im Krankenanstaltenwesen NPOs in anderen europäischen Ländern oder in den USA eine größere Rolle als in Österreich, wo diese Bereiche überwiegend der staatlichen Verwaltung (dabei oft in ausgegliederter Organisationsform) zugeordnet sind. »Marktversagen« ist zweifellos einer der Existenzgründe von Dienstleistungs-NPOs: bei Pflege- und anderen Fürsorgediensten werden KonsumentInnen einer Institution mehr Vertrauen entgegenbringen, die keinen Anreiz hat, aus mangelnder Informiertheit und Abhängigkeit Vorteil zu ziehen.

Auf der Anbieterseite ist die gesetzlich geregelte Organisationsform der staatlichen Verwaltung für manche Dienstleistungen außerhalb des Hoheitsbereichs wegen mangelnder Flexibilität nicht die optimale Organisationsform. Insbesondere kann die in der staatlichen Verwaltung gebotene Standardisierung ein Hindernis für eine bedarfsgerechte Differenzierung der Leistungserbringung sein.

Knappe Finanzen

Die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen sind bei NPOs meist ungünstiger als in der staatlichen Verwaltung. NPOs stehen zwar nicht unter dem Druck, zwecks Erhöhung des Gewinnes Lohnkosten zu reduzieren, sie haben aber meist mit einer einnahmenseitigen Finanzknappheit zu kämpfen. Daher müssen NPOs bemüht sein, ihre Kosten unter Kontrolle zu halten. Die Sonderauswertung von Statistik Austria über den Nonprofit-Bereich weist zwar keine Lohndaten aus, jedoch kann aus der Lohnstatistik der Sozialversicherung geschlossen werden, dass die Löhne in den NPOs deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Die Schattenseite des hohen Teilzeitanteils ist auch, dass Mehrarbeit nicht immer abgegolten wird.

Der Staat hat Verantwortung

Umso wichtiger ist für die ArbeitnehmerInnen in diesem Bereich der regelmäßige Abschluss von Kollektivverträgen. Auf der Finanzierungsseite erscheint es unabdingbar, dass sich der Staat (in diesem Fall meist das Land oder die Gemeinde) seiner Verantwortung als Subventionsgeber bewusst ist.

Wenn die öffentliche Hand Wert darauf legt, dass soziale Dienstleistungen von NPOs erbracht werden, muss sie als maßgeblicher Finanzier der NPOs auch einen legitimen Anspruch der ArbeitnehmerInnen anerkennen, dass ihre ohnehin nicht üppigen Löhne und Gehälter hinter der durchschnittlichen Entwicklung nicht zurückbleiben.

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