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Foto | Paul Sturm Notwendig ist: eine Gesamtheit von sich ergänzenden Ansätzen, um Menschen zu ermöglichen, länger - gesund - im Erwerbsleben bleiben zu können.

Alternsgerechtheit

Schwerpunkt

Das Altern der Gesellschaft braucht Gestaltung. Auch in der Arbeitswelt. Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention sind wichtige Instrumente.

Wir werden älter, das ist nichts Neues. Freilich will sich mit diesem Naturgesetz kaum jemand völlig widerstandslos abfinden. Mit allerlei Mitteln und individuellen Anstrengungen werden seit jeher Anzeichen des Alterns bekämpft. Das Älterwerden, das sich nicht stoppen lässt, soll so zumindest verlangsamt werden. Gleichzeitig altern wir gemeinsam so schnell wie nie zuvor: In Westeuropa liegt das Durchschnittsalter aktuell bei etwa 30,5 Jahren, im Jahr 2100 wird es bei 53,5 Jahren liegen und somit 15 Jahre höher sein als heute. Der Anteil der über 80-jährigen WesteuropäerInnen wird laut Prognosen dann 20 Prozent oder sogar deutlich darüber betragen.

Ein neues Altersgefühl
Für Österreich ist laut Statistik Austria schon mittelfristig (2020) mit einem Anwachsen der Gruppe der über 60-Jährigen auf 20 Prozent zu rechnen. Längerfristig (ca. ab 2030) sollen bereits über 30 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Stoff genug für Spekulationen, wie sich die Gesellschaft über die nächsten Generationen hinweg verändern wird. Eine Welt geprägt von alten Menschen? Wohl kaum. Schon die vergangenen Jahrzehnte haben die Klischees über die »Alten« einigermaßen korrigiert. Ein neues Altersgefühl hat sich durchgesetzt und in der alternden Gesellschaft gleichsam einen massiven Verjüngungsprozess bewirkt.
Trotz aller übergeordneter Indikatoren und Kennzeichen der gesellschaftlichen Entwicklung, muss Altern vor allem als individueller Prozess gesehen werden. Nur von dieser Perspektive aus lassen sich Lösungen für die Herausforderungen entwickeln, die der demografische Wandel aufwirft.

Ältere im Regierungsprogramm
Die Diskussionen um Reformen der Pensions- und Gesundheitssysteme zeigen, wo die Schwerpunkte dieser Herausforderungen liegen: Die sozialen Sicherungssysteme geraten vor dem Hintergrund steigender Lebenserwartung und wachsender Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und mehr PensionsbezieherInnen zunehmend unter Druck.
Im selben Zusammenhang wird auch die Zukunft der Pflege zur essenziellen Aufgabe. Auch die Tatsache, dass Unternehmen künftig mit älteren Belegschaften wettbewerbsfähig bleiben müssen, gibt neue Anforderungen vor. Gleichzeitig ändern sich auch die Strukturen der Absatzmärkte und somit die Anforderungen und Erwartungen, denen sich Unternehmen etwa hinsichtlich Produktentwicklung oder Marketing gegenübersehen.
Das Programm der neuen Bundesregierung setzt im Zusammenhang mit dem Thema ältere ArbeitnehmerInnen wichtige Signale: Die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit und Beschäftigungsquote älterer ArbeitnehmerInnen sind als Ziele festgehalten. Mit einer Neuordnung der Altersteilzeit sowie weiterer Unterstützung von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) als präventive Schritte zur Förderung der Arbeitsfähigkeit, sollen diese umgesetzt werden. Im Kapitel Gesundheit nimmt das Regierungsprogramm ebenfalls Bezug auf die Erfordernisse Gesundheitsförderung und Prävention. Entsprechende Maßnahmen finden sich auch im Sozialpartnerpapier »Arbeitsmarkt Zukunft 2010«.

Orientierung an den Lebenswelten
Die Vorgabe, Orientierung an den Lebenswelten und Zielgruppen (wie etwa Arbeitsplatz, Schule, sozial benachteiligte Gruppen) konkretisiert diese Zielsetzungen ebenso wie auch die Ankündigung von zielgruppenorientierten Schwerpunktsetzungen zur Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen. Im Kapitel Gesundheit ist zudem ebenfalls ein Hinweis auf den notwendigen Ausbau der betrieblichen Gesundheitsförderung enthalten.
Vonseiten des ÖGB und seiner Gewerkschaften gibt es klare Positionen und Vorschläge, mit denen sich die Zielsetzungen des Regierungsprogramms konkretisieren lassen. Im Rahmen des im April 2008 vorgelegten Aktionsplans für ältere ArbeitnehmerInnen haben die Sozialpartner etwa konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung der Altersteilzeit vorgelegt. Ein auch künftig möglicher gleitender Übergang aus der Beschäftigung in die Altersversorgung, gleichzeitig aber auch Anreize für längeres Arbeiten sind dabei die Eckpunkte.

Konkrete Vorschläge des ÖGB
Auch hinsichtlich der Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz haben ÖGB und Gewerkschaften konkrete Vorschläge und Forderungen: Die Schaffung eines flächendeckenden Systems der betrieblichen Gesundheitsförderung und die Anforderung, den Bereich Prävention auf eine möglichst breite Basis zu stellen, stehen dabei im Vordergrund.
Vor allem die Zunahme arbeitsbedingter Erkrankungen - damit sind Gesundheitsstörungen gemeint, die ganz oder teilweise durch Arbeitsbedingungen verursacht werden - sowie von psychischen Erkrankungen, machen starke Schwerpunktsetzungen erforderlich. Eine verpflichtende medizinische und arbeitspsychologische Durchleuchtung von Arbeitsbedingungen wäre dafür das richtige Instrument. Genauso wie eine Erweiterung des gesetzlichen Präventionsauftrages der AUVA um den Bereich arbeitsbedingter Erkrankungen.
In Abstimmung mit Maßnahmen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene ist vor allem eine konkrete Umsetzung von Strategien zur Umsetzung von Alternsgerechtheit auf betrieblicher Ebene ein Schlüsselerfordernis. Allerdings lässt sich Alternsgerechtheit bei weitem nicht nur auf Maßnahmen reduzieren, die Arbeitsplätze passend für ältere ArbeitnehmerInnen schaffen.
Alternsgerechtheit im Betrieb umsetzen heißt vielmehr, Initiativen auf die Verschiedenartigkeit der Belegschaft abzustimmen. Unterschiedliche Lebensumstände und Bedürfnisse in unterschiedlichen Lebensphasen sind dabei mit einzubeziehen und zu berücksichtigen - die von jüngeren wie auch jene älterer ArbeitnehmerInnen.
Die konkreten Ansatzpunkte im Betrieb liefern die Dimensionen Unternehmenskultur, Gesundheitsförderung und Prävention, ArbeitnehmerInnenschutz sowie Qualifizierung. Erforderlich dabei ist es, das Ziel Alternsgerechtheit als Querschnittsthema im Betrieb zu etablieren und in allen Unternehmensprozessen zu verankern.

Aktiv mitgestalten
Einzelne isolierte Projekte oder Maßnahmen, die nicht in ein Gesamtkonzept eingebettet sind, werden nicht zu einer alternsgerechten Arbeitsorganisation führen. So wird es nicht ausreichen, einzelne Gesundheitsprogramme anzubieten. Notwendig sind vielmehr umfassende Veränderungsprozesse, auf deren Basis beispielsweise stereotype Einstellungen gegenüber Älteren abgebaut werden, individuelle Ressourcen Platz zur Entfaltung finden und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aufgabenstellungen und Gestaltungsmöglichkeiten geschaffen wird.
Genauso entscheidend für den Erfolg ist es, dass die Belegschaft in alle Prozesse mit einbezogen ist, ausreichend Informationen und vor allem Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung erhält.

KURZ GEFASST
Das Altern der Gesellschaft braucht Gestaltung. Keine isolierten Maßnahmen, sondern vielmehr eine Gesamtheit von sich ergänzenden Ansätzen. Menschen zu ermöglichen, dass sie länger - gesund - im Erwerbsleben bleiben können, ergibt sich dabei als zentrale und übergeordnete Anforderung.
Die Absicherung des Gesundheitssystems und insbesondere Investitionen in Gesundheitsförderung und Prävention - sowohl gesamtgesellschaftlich als auch in der Arbeitswelt - sind dabei die maßgebenden Aspekte.

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Österreichisches Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung - BGF
www.netzwerk-bgf.at
Altersmanagement und Arbeitspsychologie
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